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Warum einige der schönsten Berliner-U-Bahnhöfe in Spandau liegen
Die 1980er Jahre waren bunt, verspielt und mitunter schrill – das galt auch für die Architektur. Kein Wunder, dass in dieser Zeit einige der faszinierendsten unterirdischen Bahnstationen Berlins entstanden.
Das Rattern der einfahrenden U-Bahn. Menschen, die aus der Bahn strömen und sich ihren Weg zum Ausgang bahnen. Andere, die auf dem Bahnsteig warten oder auf einer der Bänke Platz nehmen. Das vertraute Warnsignal beim Schließen der Türen.
Die meisten Menschen, die in der Hauptstadt unterwegs sind, finden sich über kurz oder lang in einem der Berliner U-Bahnhöfe wieder. Egal, ob Sie als Einwohner morgens zur Arbeit pendeln oder als Berlin-Besucher zwischen Sehenswürdigkeiten hin- und herfahren: Das Warten auf die gelben Waggons der Berliner Verkehrsbetriebe verbringen sie in einem der 173 U-Bahnhöfe.
Zusammen bilden die Bahnhöfe ein (weitgehend) unterirdisches Netz an Knotenpunkten, verbunden von fast 150 Kilometern Gleis. Eine Art unsichtbare Lebensader der Stadt, die jeden Menschen dorthin bringt, wohin er möchte. Für viele Fahrgäste sind die Bahnhöfe rein funktionale Orte, an denen sie auf ihre U-Bahn warten. Am Ziel angekommen suchen sie sofort den Ausgang, um schnell wieder ans Tageslicht zurückzukehren.
Wer sich nicht umschaut, dem entgeht einiges. Denn die U-Bahnstationen der Berliner Moderne sind Design- und Architekturkunstwerke im öffentlichen Raum. Mehr als die Hälfte von ihnen sind heute denkmalgeschützt.
Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute Stationen wie Wittenbergplatz oder Deutsche Oper sind schon lange auf der Liste der Berliner Verkehrsdenkmäler. Sie gehören zu den Entwürfen des schwedischen Architekten Alfred Grenander und beeindrucken durch ihre eleganten Formen.
Doch nicht nur Bahnhöfe mit klassizistischen Elementen oder Stahlsäulen gelten heute als schützenswert: Zu den neuesten Einträgen auf der Liste gehören seit Ende 2018 auch sieben U-Bahnhöfe der U-Bahnlinie 7 zwischen Siemensdamm und Rathaus Spandau. Ihre ausgefallene Gestaltung ist ein beeindruckendes Beispiel für postmodernes Bauen im Berliner Untergrund.
Und der perfekte Abschluss einer ganz besonderen U-Bahnstrecke:
Bunte Fliesen, Metallsäulen, Keramikverzierungen: schon seit Beginn der Berliner U-Bahn-Architektur hat jede Station ihr eigenes Aussehen. Kein Bahnhof gleicht dem anderen, damit jeder Fahrgast immer sofort am Design erkennt, wo er ist.
Eines der besten Beispiele dafür ist von Anfang an die Strecke der U-Bahnlinie U7, die von Rudow im Osten der Stadt nach Westen führt. Als längste U-Bahn-Strecke Berlins mit einer gut 100jährigen Geschichte lädt sie auf 31,8 Kilometer Länge zu einer Zeitreise der besonderen Art ein.
Denn bei jedem Bahnhof lässt sich am Design der jeweils zur Bauzeit vorherrschende Zeitgeist ablesen. Und der wird mit jeder Station Richtung Westen immer experimenteller. Dass die U-Bahn-Linie U7 als buntester Tunnel der Welt gelten kann, ist vor allem einem Mann zu verdanken.
Rainer Gerhard Rümmler tritt Anfang der 1960er Jahre sein Amt als Leiter der Entwurfsabteilung des Hochbauamtes von West-Berlin an. Für die nächsten dreißig Jahre prägt er als Architekt das Gesicht des Berliners Untergrunds. Zu Beginn seiner Laufbahn setzt er in seinen U-Bahnhöfen häufig Farben als wichtigstes Gestaltungsmittel ein.
Intensive Töne wie die knalligen, dunkelorange gefärbten Fliesen im U-Bahnhof Yorckstraße (die 2016 einer Sanierung weichen mussten) oder die sonnengelben im U-Bahnhof Möckernbrücke.
Eine Fahrt mit der U-Bahn-Linie U7 ist auch eine Zeitreise durch Rümmlers Entwicklung als Architekt. Von den 1960ern bis in die 1980er baut er die Strecke in Richtung Spandau aus. Je weiter die Reise nach Westen führt, desto klarer ist seine Handschrift erkennbar. Für Rümmler soll ein U-Bahnhof in erster Linie ein „unverwechselbarer Ort“ sein. Deshalb berücksichtigt er immer stärker die Umgebung der Bahnhöfe und bindet sie in seine Gestaltung ein, zu Beginn noch sehr zurückhaltend.
Manche Symbolik ist erst auf den zweiten Blick erkennbar. Beispielsweise stehen die dunkelgrünen Metallplatten am U-Bahnhof Eisenacher Straße für das Grün des Thüringer Waldes nahe Eisenach. Oder die am U-Bahnhof Konstanzer Straße verwendeten Farben greifen das Wappen der Stadt Konstanz auf. So subtil sollen die Anspielungen aber nicht bleiben, denn ab den 1980er Jahren beeinflusst ein neuer Trend die Architektur. Die Zeit der Postmoderne bricht an.
Ein bunter Mix aus Stilen, Farben und Formen: im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts durchbricht postmoderne Architektur die strenge, funktionalistische Gestaltung der vorangegangenen Jahrzehnte. Auch vor den U-Bahnstationen der Berliner Moderne macht diese Entwicklung nicht halt.
Rainer Gerhard Rümmler lebt selbst in Spandau. Beim lang ersehnten Ausbau der U-Bahn-Linie U7 in Richtung Spandau nutzt er Anfang der 1980er Jahre die Gelegenheit, jedem Bahnhof ein ganz individuelles Gesicht zu geben. Vor allem stellt er mit seiner Architektur Bezüge zu den Orten über der Erde her. Das entspricht ganz dem Zeitgeist der Postmoderne: historische Anspielungen und symbolische Formen sind nun ein wichtiger Bestandteil der Architektur.
Rümmler stellt bei fast allen der sieben U-Bahnstationen zwischen Siemensdamm und Rathaus einen lokalen Bezug her. Aber dieses Mal noch deutlicher als bei den Bahnhöfen der 1960er und 1970er Jahre. Er betont ortstypische Merkmale, die seine Idee vom unverwechselbaren U-Bahnhof auf den Punkt bringen.
Unter den U-Bahnstationen der Berliner Moderne gehören die Stationen zwischen Siemensdamm und Rathaus Spandau zu den schönsten und einzigartigsten. Sie unterscheiden sich ganz deutlich von den eleganten frühen Bahnhöfen Alfred Grenanders, wie Wittenbergplatz oder Deutsche Oper. Aber auch von zukünftigen Bahnhöfen, wie Unter den Linden oder Rotes Rathaus.
Diese Stationen der U-Bahnlinie 5 sehen futuristisches Design und eine Gestaltung in hellen, neutralen Farben vor. Rainer Gerhard Rümmlers Bahnhöfe sind dagegen bunt, symbolisch aufgeladen und scheuen auch nicht den Kitsch. Damit verkörpern sie perfekt den Zeitgeist der Postmoderne.
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