Pfefferberg
Von der Brauerei zum Kulturkomplex
Das Pfefferberg-Areal im Prenzlauer Berg, einst ein Brauerei-Gelände vor den Toren Berlins, ist heute einer der interessantesten kulturellen Hotspots der Hauptstadt.
Wenn Sie sich dem ehemaligen Brauerei-Gelände von der Schönhauser Allee aus nähern, können Sie den Namen nicht übersehen: „Pfefferberg“ pranken die Buchstaben auf dem Eingangstor, das von einer Reihe massiver Säulen bekrönt ist. Über eine Treppe gelangen Sie zu einem der schönsten Biergärten Berlins. Nehmen Sie an einem der Tische im Schatten der Bäume Platz und genießen Sie ein kühles Bier aus der Brauerei vor Ort.
Mit dem 2013 auf dem Gelände eröffneten Braugasthaus schließt sich der Kreis der Pfefferberg-Geschichte nach 170 Jahren. Doch das Areal hat noch einiges mehr zu bieten als gastronomische Highlights: seit den 1990er Jahren gibt es hier Kunst, Architektur und kulturelle Veranstaltungen wie Tanz- und Theaterperformances zu erleben.
„Wohlschmeckendes Bayrisches Bier“ in der freien Natur
Angesichts der Lage mitten im Prenzlauer Berg ist es heute kaum mehr vorstellbar, aber zu Beginn hat die Brauerei eine idyllische Lage inmitten von Feldern.
Der aus Bayern stammende Joseph Pfeffer, nach dem das Gelände benannt ist, erwirbt 1841 ein unbebautes Gelände, um eine Brauerei zu errichten. Sein Alleinstellungsmerkmal: er ist der erste in der Gegend, der untergäriges Bier braut. Da diese Brauart niedrige Temperaturen erfordert, ist das hügelige Gelände ideal für die Einrichtung eines Lagerkellers.
Drei Jahre nach Kauf eröffnet Pfeffer das „Bierzapfungslokal der neuen Bayerischen Bier-Brauerei Schönhauser Allee 176“. Damit hat nicht nur das Bierbrauen, sondern auch die Ausflugsgastronomie eine lange Tradition am Pfefferberg.
Doch auch wenn die Vossische Zeitung nach der Eröffnung „prompteste Bedienung“ und „wohlschmeckendes Bayrisches Bier“ lobt, kommt der Laden nicht so recht in Gang. Pfeffer muss das Gelände nach wenigen Jahren zwangsweise wieder verkaufen.
Viel Bier, wenig Platz
Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre läuft die Bierproduktion am Pfefferberg weiter. Nach einigen Besitzerwechseln nimmt das Brauereigeschäft Fahrt auf. Der Bierkonsum steigt über mehrere Jahrzehnte unaufhörlich, zwischen 1861 und 1887 verzehnfacht sich der Verbrauch an Malz. Produziert der Betrieb in den 1880er Jahren noch 45.000 Hektoliter Bier pro Jahr, sind es Anfang des 20. Jahrhunderts rund 150.000.
Um der Nachfrage gerecht zu werden, muss die Brauerei zu einem Industriebetrieb werden. Dafür sind zahlreiche Umbaumaßnahmen auf dem Gelände notwendig. Viele der Gebäude, die Sie heute auf dem Pfefferberg sehen, stammen aus der Zeit zwischen 1880 und 1900.
Brot, Schokolade und Druckerschwärze
Im Zuge des Ersten Weltkriegs kommt die Bierproduktion auf dem Pfefferberg zum Erliegen. Neuer Besitzer wird 1922 Max Hoffmann, Sohn des Sarotti-Gründers Hugo Hoffmann. Statt Bier werden hier jetzt „Kakao-, Schokoladen- und Zuckererzeugnisse“ hergestellt. Ein Umbau der Gebäude macht aus Sudhaus, Schwankhalle und Flaschenkellerei Räume zur Süßwarenherstellung, wie eine Fruchtkocherei sowie Puder-, Dressier- und Packräume für Pralinen.
Doch so süß sollten die auf dem Pfefferberg hergestellten Produkte nicht lange bleiben: Anfang der 1930er Jahre zieht hier die Moabiter „Germania Spezialbrotbäckerei“ ein und backt in der früheren Schwankhalle Pumpernickel, Vitaminbrot und für Diabetiker geeignetes Brot.
Nach dem Krieg endet die Produktion von Genuß- und Lebensmittel auf dem Pfefferberg fürs Erste: die „Neues Deutschland“ Druckerei und Verlags GmbH, das Organ der SED, nimmt jetzt hier ihren Druckbetrieb auf. 1973 endet die Nutzung des Pfefferbergs als Fabrikgelände endgültig. Bis zur Wiedervereinigung sind auf dem Areal ganz unterschiedliche Einrichtungen zu finden, von Werkstätten über Büros bis zum Hoch- und Tiefbauamt Prenzlauer Berg.
Historische Architektur-Highlights
Die wechselhafte Geschichte des Areals hat auch an den Gebäuden ihre Spuren hinterlassen. An der Schönhauser Allee empfängt Sie ein Terrassenaufbau mit Säulenelementen im oberen, und angedeuteten Rundbögen im unteren Teil. Der Architekt Otto Rudolf Salvisberg, baut zwischen 1911 und 1912 diese Trennung zwischen Straße und Areal. In den 1920er Jahren ist er auch an den modernen Siedlungen Onkel Toms Hütte und Weiße Stadt beteiligt.
Im Biergarten sehen Sie das älteste Gebäude des Geländes aus der Zeit nach 1842, in dem in den 1850er Jahren zwischenzeitlich einer der Brauereibetreiber privat wohnt. Sein auffälligstes Merkmal ist der spätklassizistische breite Säulenportikus vor dem Eingang.
Links an dem Gebäude vorbei gelangen Sie in einen der Höfe, um die sich noch originale Brauereigebäude gruppieren. Sie spiegeln die verbreitete historistische Industriearchitektur Ende des 19. Jahrhunderts wider, wie beispielsweise das Haus 2: es ist mit rotem Klinker verkleidet, die Rund- und Spitzbogenelemente sowie die an Zinnen erinnernden Ausbuchtungen am oberen Rand zitieren mittelalterliche Bauten. Früher eine Flaschenabfüllanlage, dient es heute als Kunstatelier.
Ein besonderes architektonisches Highlight finden Sie, wenn Sie rechts am Haus 2 vorbeigehen, in Richtung Christinenstraße.
Museum für Architekturzeichnung
Hier hat der Architekt Sergei Tchoban das 2013 eröffnete Museum für Architekturzeichnung eingerichtet, um seine Sammlung von historischen, handgezeichneten Architekturplänen auszustellen.
Der Bau besteht aus fünf Geschossen, die mit ihren unterschiedlichen Tiefen und Winkeln an aufeinandergestapelte Boxen erinnern. Die unteren vier Geschosse sind mit sandgelbem Beton verkleidet, was in scharfem Kontrast zur Verglasung des Dachgeschosses steht.
Wenn Sie genau hinsehen, gibt Ihnen das Gebäude bereits einen Vorgeschmack auf die innen ausgestellten Exponate: in die Betonfassade sind abstrahierte Reliefs von Architekturzeichnungen zu sehen – für jedes Stockwerk eine andere.
Kunst & Kultur in historischer Kulisse
Ab den 1990er Jahren entwickelt sich das Pfefferberg-Gelände immer mehr auch zu einem kulturellen Hotspot. Unter anderem gibt es heute hier
- Die Schankhalle Pfefferberg
- Das Pfefferberg-Theater
- Das „Haus 13“ mit Partys, Tanzkursen und Konzerten
- gemeinnützige Einrichtungen wie die WeTek gGmbh
- Forschungsinstitute wie das Institute for Cultural Inquiry
In den letzten 20 Jahren richten sich internationale Künstler hier große Ateliers ein, Galerien siedeln sich an. Vor der historischen Kulisse finden Performances statt und machen den Pfefferberg zur Kulisse für zeitgenössische Kultur. Ob Sie eine der zahlreichen Veranstaltungen besuchen oder der langen historischen Tradition folgen, ein Bier auf der Terrasse des Areals zu genießen – der Pfefferberg ist definitiv einen Besuch wert!
Unsere Tipps rund um den Pfefferberg
Informieren Sie sich über das aktuelle Programm des Pfefferberg-Theaters und die Veranstaltungen im „Haus 13“. Mehr über das Museum für Architekturzeichnung und seine Öffnungszeiten erfahren Sie bei Tchoban Foundation. Ein umfangreiches Angebot anderer Art bietet die Schankhalle (Braugasthaus mit Biergarten).
Nach einem Besuch auf dem Pfefferberg können Sie über die Schönhauser Allee zur Kollwitzstraße laufen und in einem der zahlreichen Restaurants und Cafés einkehren.
Praktische Tipps von visitBerlin
Der Pfefferberg liegt an der Fahrrad-Tour: Warmes Licht und kühles Bier. Weitere Fahrradrouten finden sind in unseren Tourenvorschlägen
Zum Pfefferberg fahren Sie am besten mit der U-Bahnlinie 2 bis zum Senefelder Platz. Von dort laufen Sie 50 Meter bis zum Eingang zum Pfefferberg. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.