![Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen](/system/files/styles/visitberlin_teaser_menu_visitberlin_tablet_landscape_1x/private/image/_MST0911_web_0.jpg?h=bf5d81ba&itok=3-wE1_pY)
Charlottenburger Chaussee 109
13597 Berlin
030 3325772
marian@ich.ms
Gedenktag am 14. Mai
Magnus Hirschfeld gilt als Mitbegründer der weltweit ersten Homosexuellen Bewegung. Bereits vor mehr als hundert Jahren setzt sich der jüdische Arzt und Sexualforscher für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, sowie transsexuellen Menschen ein. In Berlin hat er viele Spuren hinterlassen. Im Rahmen des Queer History Month im Mai ruft die Hauptstadt 2024 erstmals zu einem bundesweiten Gedenktag auf: Zum Magnus Hirschfeld Tag am 14. Mai, dem Geburts- wie auch dem Sterbetag dieses Vorkämpfers der queeren Emanzipation.
Dazu hat die Ansprechperson Queeres Berlin eine Reihe von Ideen und Materialien entwickelt, um auf das Leben und Wirken von Hirschfeld aufmerksam zu machen.
Bereits 1919 gründet der deutsche Arzt Magnus Hirschfeld das weltweit erste Institut für Sexualwissenschaft in Berlin. Genau dort, wo heute das Haus der Kulturen der Welt ein weltoffenes Forum für Kunst und Austausch zu aktuellen Themen bietet, forscht der Mitgründer der ebenfalls weltweit ersten Homosexuellen-Bewegung zu Themen der Sexualität und Geschlechtsidentität. Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt reisen an, um dieses einmalige Institut in Berlin zu besuchen. Eine der ersten geschlechtsangleichenden Operationen wird hier vorgenommen. Gleichzeitig ist das Institut Anlauf- und Beratungsstelle für sexuelle Minderheiten und beherbergt ein umfassendes Archiv für sexualwissenschaftliche Literatur.
Ein Großteil der Schriften von Magnus Hirschfeld Archivs wird von den Nationalsozialisten zerstört. Als schwuler, jüdische Arzt muss Hirschfeld ins Exil flüchten. Kurz darauf zerstören die Nazis das Institut für Sexualwissenschaften, der Großteil des Archivs geht bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, in Flammen auf. Zwei Jahre später stirbt Magnus Hirschfeld, am 14. Mai 1935 im französischen Exil in Nizza.
Einige der wenigen noch existierenden Bücher und Schriften aus dem Besitz des früheren Instituts für Sexualwissenschaft können Sie heute in der Präsenzbibliothek der Markus-Hirschfeld-Gesellschaft, Kluckstraße 38, einsehen. Bitte melden Sie Ihren Besuch an unter info[at]magnus-hirschfeld.de
Hier können Sie sich auch über die eher kritisch zu betrachtenden Themen, mit denen sich das Institut für Sexualwissenschaften im Zuge der Sexualreformbewegung beschäftigt, etwa Eugenik, freiwillige Eheberatung sowie der Umgang mit Verhütungsmitteln und -methoden.
Bis heute ist das Wirken von Magnus Hirschfeld unvergessen. In der Ausstellung Berlin Global ist Magnus Hirschfeld und dem Institut für Sozialwissenschaften eine eigene Video-Installation gewidmet. Gespielt von der Transfrau Tima die Göttliche, erzählt hier die ehemalige Hausangestellte „Dorchen“ aus der damaligen Zeit. Dora Richter, eine von mehreren transsexuellen bzw. Transgender-Personen in der Obhut von Magnus Hirschfeld am Berliner Institut, war die erste, bei der eine Geschlechtsangleichung gelang.
In den 1920er Jahren ist Berlin ein Sehnsuchtsort für queere Menschen aus der ganzen Welt. Es gibt 170 Clubs, Bars und Kneipen für Homosexuelle, ein ausschweifendes Nachtleben und auch politische Vereinigungen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen.
Gemeinsam mit dem Verleger Max Spohr, dem Juristen Eduard Oberg und dem Schriftsteller Franz Joseph von Bülow gründet Hirschfeld am 15. Mai 1897 in seiner Charlottenburger Wohnung (heute Otto-Suhr-Allee 93) das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK). Unter dem Motto „Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“ kämpft die Vereinigung für die Entkriminalisierung und die Abschaffung des § 175, der Homosexualität unter Strafe stellt. Bis Anfang der 1930er Jahre bleibt das „WhK“ mit seiner Lobbyarbeit, seinen Bündnissen und Aufklärungskampagnen der politisch einflussreichste Verein dieser Art.
Eine Stele gegenüber dem Rathaus Charlottenburg erinnert heute an den historischen Gründungsort.
Hirschfeld bricht die binären Geschlechterdefinition auf. Für ihn gibt es vier Ebenen, auf denen die sexuelle Orientierung eines Menschen beruht. Neben den Geschlechtsorganen sieht er auch körperliche Merkmale wie breite Schultern und Bartwuchs, die sexuelle Orientierung und psychische Eigenschaften als Merkmale, die eine Person auf einer gleitenden Skala zwischen weiblich oder männlich einordnen. Auf der Basis dieser physischen und psychischen Diskrepanz stellt er seinen Klient:innen polizeiliche Ausweise aus, sogenannte Transvestitenscheine. Diese bestätigen, dass es für das körperliche und seelische Wohlbefinden von lebenswichtiger Bedeutung ist, Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen, erlauben den damals polizeilich Verfolgten Transvestiten das "Crossdressing" in der Öffentlichkeit und schützen sie bei Razzien vor Verhaftung und Bestrafung.