Gedenkstätte Günter Litfin
Erinnerungsort für eines der ersten Todesopfer an der Berliner Mauer
Am 24. August 1961 versucht Günter Litfin durch den Humboldthafen nach Westberlin zu schwimmen. Der Fluchtversuch endet in einer Katastrophe.
Der Wachturm: Zeugnis des Grenzregimes und seiner Opfer
Die Gedenkstätte Günter Litfin am Kieler Eck liegt im heutigen Stadtbezirk Mitte am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal.
1961 befindet sich hier eine Führungsstelle der DDR-Grenztruppen. Der heute erhaltene massive quadratische Wachturm gehört zu den 32 Führungsstellen, von denen aus Offiziere die Besatzungen der 280 Grenztürme an der Berliner Mauer kontrollieren und Patrouillen organisieren. Der Kommandeur der Führungsstelle ist dafür verantwortlich, dass in seinem Abschnitt keine Flucht gelingt und steht mit Vorgesetzten, Wachturmbesatzungen und Volkspolizei in direktem Kontakt. Hier laufen alle Informationen zusammen, hier ist eine 24 Stunden einsatzbereite Alarmgruppe untergebracht, die gegen Flüchtende eingesetzt werden kann.
Der 24. August 1961
Günter Litfin (24) ist in Ostberlin aufgewachsen. 1961 arbeitet er in West-Berlin – bis sich die Grenze durch die Errichtung der Mauer im August 1961 schließt. Litfin steht dem politischen System der DDR schon länger kritisch gegenüber. Plötzlich von seinem Arbeitsplatz abgeschnitten, plant er seine Flucht in den Westen.
Am 24. August steigt er unweit der Führungsstelle am Kieler Eck ins Wasser, um durch den Humboldthafen zum gegenüberliegenden Ufer zu schwimmen. Das Grenzkontrollsystem der DDR funktioniert sofort: Ost-Berliner Polizisten geben zunächst Warnschüsse ab, eröffnen dann aber das Feuer und treffen ihn tödlich.
Die Gedenkstätte
Günter Litfin lässt einen jüngeren Bruder in Ostberlin zurück, Jürgen Litfin. Nach dem Tod Günters versucht Jürgen zunächst, mit den Verhältnissen in der DDR zu leben. Dann aber stellt er doch einen Ausreiseantrag, der abgelehnt wird. 1980 inhaftiert ihn das Regime wegen angeblicher Fluchthilfe. Doch das Blatt wendet sich: Die Bundesregierung erwirkt seine Freilassung und nach 1981 lebt Jürgen Litfin mit seiner Familie in West-Berlin.
Den Tod seines Bruders kann Jürgen jedoch nicht vergessen. Nach dem Fall der Berliner Mauer engagiert er sich erfolgreich für den Erhalt der ehemaligen Führungsstelle an der Kieler Straße: Der Wachturm bleibt trotz der ihn umgebenden Neubebauung stehen. Zum Todestag seines Bruders weiht Jürgen Litfin hier im Jahre 2003 einen Erinnerungsort ein: zum Gedenken an die Berliner Mauer und an seinen Bruder Günter, dem ersten Todesopfer, das an der Mauer erschossen wurde.
2017 übergibt Jürgen Litfin die Gedenkstätte an die Stiftung Berliner Mauer.
Heute bietet die Stiftung Führungen im Wachturm an. Sie können aber auch selbst das Turminnere erkunden: Betrachten Sie die dort ausgestellten Dokumente, Fotos und die damaligen Beiträge in Ost- und West-Berliner Tageszeitungen. Klettern Sie in das oberste Geschoss, treten Sie an die Fensterluken und gewinnen Sie einen Eindruck davon, was Kommandeur und Wachposten des Grenzregimes im Blick hatten.
Grenzwachtürme an der Berliner Mauer besaßen unterschiedliche Formen und Funktionen. Einen weiteren Original-Wachturm können Sie in der Erna-Berger-Straße am Leipziger Platz besichtigen.
Informationen
Gedenkstätte Günter Litfin
Kieler Straße 2
10155 Berlin
• U6 U-Bahnhof Schwartzkopffstraße
• BUS 120 | Bundeswehrkrankenhaus
• BUS 120, 142, 147, 245
TXL | Invalidenpark
• TramM5, M8, M10 | Invalidenpark
Eintritt kostenfrei
Kosten Öffentliche Führungen und Gruppenführungen: Erwachsene: 3,50 € / ermäßigt 2,50 € pro Person
Öffnungszeiten (Zusatzinfos)
Öffnungszeiten der Gedenkstätte
Mai – September
Samstag und Sonntag
10 – 16 Uhr
Öffentliche Führungen
April – Oktober 2019
jeden Samstag, 11 Uhr (Deutsch)
jeden 2. Samstag im Monat, 12 Uhr (Englisch)
Anmeldung per E-Mail erforderlich bis Freitag vor dem jeweiligen Termin:
Gruppenführungen
Führungen für Besuchergruppen werden von April bis September angeboten. Für die Buchung einer Gruppenführung verwenden Sie bitte das
Anmeldeformular