
Langsam neigt sich das Festival dem Ende zu, die ersten Presseleute reisen ab, die letzten Filme gehen ins Rennen um die Gunst der Jury und des Publikums.
Heute Abend steigt in der Volksbühne die große Party, wenn der Teddy Award an den besten queeren Film des Festivals verliehen wird.
Morgen ist es dann soweit: Ein letztes Mal erleuchtet der Potsdamer Platz in festlichen Glanze. Bei der großen Gala erfahren wir, wer die begehrten Bären mit nach Hause nehmen darf.
Blue Moon

Hoffnungen auf einen Bären kann sich Blue Moon machen, zumindest wenn es nach Publikum und Pressestimmen geht. Der Film spielt an einem Abend im Jahr 1943, als das legendäre Musical Oklahoma! von Rodgers und Hammerstein seine umjubelte Premiere feiert. In einer Hotelbar hadert der frühere Partner von Rodgers Lorenz Hart mit dessen Erfolg und seinen persönlichen und beruflichen Problemen.
Mit scharfen Witz kommentiert er seine missliche Situation, während er auf seine Freundin Elizabeth wartet und auf eine Reihe von Künstlern der Zeit trifft. Ethan Hawke ist großartig als der zynische, alkoholkranke Hart. Auch die anderen Rollen, darunter Andrew Scott als Rodgers, und Bobby Cannavale als Barkeeper, sind ausgezeichnet besetzt. Die intelligenten Dialoge sind pointiert und sprühen vor Witz: Blue Moon ist definitiv ein funkelndes Highlight im Wettbewerbsprogramm.
Other People's Money

Ein weiters Festival-Highlight ist die Serie Other People's Money, welche die unglaubliche, aber leider wahre Geschichte der Cum-Ex-Affäre erzählt. Wenn auch fiktionalisiert, beruht der Achtteiler auf realen Fakten und zeigt, wie sich gierige Anwaltskanzleien und Banker bereichern und Geld vom Staat, also Steuergelder, einstreichen. In Deutschland steigt der junge Sven Lebert in einer dieser Kanzleien auf und verwickelt sich immer tiefer in windige Geschäfte. In Dänemark kämpft die Steuerbeamtin Inger Brøgger gegen Politik und Behörden, welche wenig Interesse zeigen, die Steuerschlupflöcher zu stopfen. Ihr Kollege Niels Jensen wird dabei selbst zum Betrüger.
Spannend erzählt die Serie vom Kampf gegen den riesigen Steuerbetrug auf internationaler Ebene, wobei die komplizierten Mechanismen der schmutzigen Finanzadels auch den Laien verständlich erklärt werden. Sie ist gut geschrieben, ausgezeichnet besetzt und schafft es, ihr Tempo zu halten.
Der einzige Wermutstropfen ist, dass nur die ersten vier Folgen gezeigt worden sind und man nun auf die Ausstrahlung im Fernsehen warten muss, um zu sehen, wie es weitergeht.