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6. Tag auf der Berlinale 2024

Ehrenbären für den Meister

Berlinale - Internationale Filmfestspiele Berlin
Berlinale - Internationale Filmfestspiele Berlin © visitBerlin, Foto: Pierre Adenis

Dienstag war einer der Highlighttage auf der Berlinale: Meisterregisseur Martin Scorsese bekam den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk verliehen und wurde in einem glanzvollen Event gefeiert. 

Martin Scorsese auf der Berlinale 

Am Dienstag feierte die Berlinale das Kino: Immer wieder beschwor Martin Scorsese die Kraft des Filmemachens und des Filmeschauens. Kino ist Kunst. 
Bereits zuvor auf der völlig überfüllten Pressekonferenz hatte er erklärt: "Film stirbt nicht, er verändert sich". Film ist der Ausdruck individueller Stimmen und er bringt die Welt zusammen. „Manchmal sieht man einen Film nur ein einziges Mal und erinnert sich doch das ganze Leben daran.“
In seiner Kindheit gab es keine Bücher, aber das Fernsehen zeigte Filme und so entdeckte er auf dem Fernsehschirm – mit Werbepausen – die Filme von Jean Renoir, Kenji Mizoguchi oder Filme aus Indien. Werke der frühen Filmgeschichte gab es kaum in seiner Jugend, das hat sich heute zum Glück geändert. Und auch daran trägt Martin Scorsese einen großen Anteil, ist er nicht nur einer der wichtigsten Regisseure seiner Zeit, sondern hat auch mit seiner Scorsese Foundation maßgeblich dazu beigetrage, das Filmerbe zu retten und wieder zugänglich zu machen. 
Und wenn er kenntnisreich und leidenschaftlich die Kraft des Kinos beschwört, dann ist sie für alle an diesem ganz besonderen Filmfestivaltag lebendig. Das Kino ist nicht tot .. 

Filme für Kinder und Jugendliche 

Wie lebendig das Kino ist, erlebt man auch bei den Aufführungen der Kinder- und Jugendfilme bei Generation Kplus und 14plus. Ganze Schulklassen jubeln gemeinsam, wenn Mona bei Sieger sein im Tor steht und der den entscheidenden Ball hält. Ganz unmittelbar fiebern alle mit, ob Elias bei Young Hearts endlich zu seiner Liebe stehen kann und was aus Hazal nach ihrer Tat in Ellbogen noch werden kann. So sollte Kino immer als gemeinsames Erlebnis funktionieren. Und vielleicht sitzt ja auch ein zukünftiger Martin Scorsese im Publikum und entdeckt die Liebe zum Film. 

Panorama: Les gens d'à côté 

Eine der ganz Großen des internationalen Kinos ist gleich mit zwei Filmen auf der Berlinale zu Gast: Isabelle Huppert spielt in dem südkoreanischen Wettbewerbsfilm Yeohaengjaui pilyo von Hong Sangsoo und in André Téchinés Panoramabeitrag Les Gens d’á côté jeweils die Hauptrolle. In Les Gens d‘á côté ist sie die Forensik-Experin Lucie, die nach dem Tode ihres Freundes sehr zurückgezogen und allein lebt. Eines Tages zieht eine junge Familie in das Nachbarhaus ein und eine vorsichtige Freundschaft beginnt. Lucie muss allerdings feststellen, dass ihr neuer Nachbar Yann nicht nur Künstler, sondern auch ein radikaler Anti-Polizei-Aktivist mit einigen Vorstrafen ist. Immer mehr geraten Lucies Gewißheiten ins Wanken, bis eines Tages Yann ihre Hilfe braucht. 
Der Film verweigert sich einer eindeutigen Haltung, er zeigt beide Seiten. Vielleicht hätte ihm eine schärfere Zuspitzung und auch eine informativere Hintergrundzeichnung gutgetan, so bleibt er doch recht spannungslos und folgt zu sehr bekannten Formeln. 

Die Berlinaletasche 

Nachdem wir uns schon von der Berlinaleschlange und ihren gemeinsamen Ritualen verabschieden mussten und unsere Tickets allein am Rechner buchen, ist dieses Jahr noch eine zweite liebgewonnene Tradition still und leise beendet worden: Die Berlinaletasche. Schon in den letzten beiden Jahren gab es nur noch eine traurige Schrumpfversion, eine Bauchtausche, die sich niemand gerne umgebunden hat. Doch wie stolz haben wir in den Jahren davor die großen und praktischen Berlinaletaschen getragen. Sie waren das gemeinsame Kennzeichen in der U-Bahn und überall in der Stadt. Alles, von der Brotdose bis zum Laptop, und natürlich die zerfletterten Programmhefte, konnten wir darein stopfen. 

Jeder hatte seinen Lieblingsjahrgang, meiner war das Jahr 2009 in rot und im praktischen Querformat. Die Filztasche zur 66. Berlinale mochte allerdings niemand, da ging schon während des Festivals der Reißverschluss kaputt, bevor sie dann ganz auseinanderfiel. 

Da sind dann doch die Upcycling Tragetasche stabiler, die jetzt quasi als Nachfolger zu kaufen gibt, die ist immerhin aus originalen Bannern der letzten Berlinale. 

Kristin Buller

Kristin

lächelt nur auf Fotos nicht. Ganz fröhlich ist sie im Berliner Kulturleben unterwegs und schreibt über die Großstadt vor und hinter den Kulissen. Zum Studium der Literaturwissenschaften kam sie - pünktlich zum Mauerfall - nach Berlin und ist dort geblieben. Ihre liebste Jahreszeit ist die Berlinale, dann sieht sie 10 Tage lang Filme und erzählt davon im Blog. Alle Beiträge