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4. Tag auf der Berlinale 2024

Warum wir auf's Festival gehen

Kino Publikum
Kino Publikum © GettyImages, Foto: Ghislain & Marie David de Lossy

Warum machen wir das eigentlich? Warum fiebern wir jedes Jahr der Berlinale entgegen, standen früher stundenlang an für Tickets, sitzen jetzt morgens aufgeregt vor dem Rechner und hoffen, dass wir alle Tickets bekommen und verbringen dann den ganzen Tag im Dunkel des Kinosaales.

Natürlich wollen wir die Stars einmal live sehen, die wir sonst auf der Leinwand bewundern, und diese einmalige Festival-Atmosphäre genießen. Aber eigentlich machen wir das alles nur aus Liebe zum Film – in der Hoffnung, den einen ganz besonderen Film zu sehen. Dieser magische Moment treibt uns an, wenn wir uns in einem Film verlieren, von ihm mitgenommen werden und als ein anderer Mensch das Kino verlassen.

Und dann gibt es Filme, bei denen man einfach nicht versteht, was sie einem erzählen wollen. Was möchte uns der Film mitgeben? Was passiert da eigentlich? Ist das wirklich deren Ernst? Was mache ich hier nur?

Wettbewerb: L'Empire 

Von diesen schrägen Filmmomenten gibt es dieses Jahr einige auf der Berlinale, dazu gehört auch der französische Wettbewerbsbeitrag L’Empire vom enfant terrible Bruno Dumont. Der Film hatte im Vorfeld schon für einiges Aufsehen in Frankreich gesorgt, weil die Schauspielerin Adèle Haenel unter Protest die Produktion verließ. 
Die Mächte des Guten und des Bösen liefern sich auf der Erde die letzte Schlacht. Gelandet sind sie mit ihren kathedralenartigen Raumschiffen irgendwo in der französischen Provinz, wo sie menschliche Form angenommen haben und ihre neuen Köper auch dazu nutzen, zutiefst menschlichen Bedürfnissen nach zu gehen. Das ist alles für einige Zeit amüsant und durchaus lustig, so wenn sich die Ritter des Guten und Bösen Laserkämpfe im Vorgarten liefern, doch tritt die Story irgendwann auf der Stelle, während das Geschehen immer absurder wird. Wenn dann die französische Schauspiellegende Fabrice Luchini im Dada-Kostüm durch den Thronsaal tänzelt und zum Kampf auftritt, dann fragt man sich: „Ist das wirklich deren Ernst? Was mache ich hier nur?“ 

Special Gala: Cuckoo 

Und dann gibt es Filme, bei denen man nicht versteht, wie es auf die Berlinale schaffen. Was haben die Kuratoren in diesem Film gesehen? Und warum kann ich das nicht sehen? 
Cuckoo ist so ein Beispiel. Der Horrorfilm erzählt von der jungen Gretchen, die nach dem Tode ihrer Mutter, mit ihrem Vater und dessen neuer Familie in ein abgelegenes Hotel in den bayrischen Alpen zieht. Hier geschehen merkwürdige Dinge, Menschen sterben, sie wird von einer Frau verfolgt, doch niemand von ihrer Familie glaubt ihr. Der Hotelbesitzer (gespielt von Dan Stevens), der schaurige Experimente betreibt, scheint hinter den Ereignissen zu stecken. 
Also, wer es gerne schräg und völlig abgefahren mag, der ist hier wahrscheinlich richtig. 

Oder man schaut sich Tian bian yi duo yun (The Wayward Cloud) an, auch so ein merkwürdiger Film, der bereits 2005 im Wettbewerb lief und nun bei der Classics-Reihe nochmal gezeigt wird. Er hat den silbernen Bären für für die „Herausragende künstlerische Leistung gewonnen und es immerhin als das „Melonen-Sex-Musical“ mit schrägen Tanzeinlagen und lustigen Sex-(mit Melonen)-Szenen in das ewige Gedächtnis des Berlinale-Publikums geschafft – eine Ehre, die Cuckoo wahrscheinlich verwehrt bleibt. 

Kristin Buller

Kristin

lächelt nur auf Fotos nicht. Ganz fröhlich ist sie im Berliner Kulturleben unterwegs und schreibt über die Großstadt vor und hinter den Kulissen. Zum Studium der Literaturwissenschaften kam sie - pünktlich zum Mauerfall - nach Berlin und ist dort geblieben. Ihre liebste Jahreszeit ist die Berlinale, dann sieht sie 10 Tage lang Filme und erzählt davon im Blog. Alle Beiträge