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3. Tag auf der Berlinale 2025

Geschichten vom Sommer und vom Winter

Zoo Palast
Der große Saal im Zoo Palast © Zoo Palast, Foto: Jan Bitter

Die Berlinale ist in vollem Schwung: Nach Timothée Chalamet hat nun Robert Pattinson die Fans am Potsdamer Platz begeistert, als er seinen neuen Film Mickey 17 vorstellte. Auch in den anderen Kinos und Sektionen wurden die großen - und kleinen Stars - und ihre Filme gefeiert. So im Panorama und auch bei den Filmen für Kinder und Jugendliche, bei denen es immer wieder großartige Entdeckungen gibt. Denn die Berlinale ist ja viel mehr als der Wettbewerb und der rote Teppich am Potsdamer Platz. 

Le rendez-vous de l'été

Blandine Madec in Le rendez-vous de l’été
Blandine Madec in Le rendez-vous de l’été © 2024 Comme des Cinemas - Cinq de Trefle Productions

Entdeckungen bietet auch der neue, von Tricia Tuttle ins Leben gerufene Wettbewerb für Spielfilmdebüts Perspectives, der den Blick auf den internationalen Filmnachwuchs richtet. Hier feierte am Samstag der französische Beitrag Le rendez-vous de l'été von Valentine Cadic Premiere, die bisher mehrere Kurzfilme gedreht hat. 

Ein leichter Sommerfilm mitten im grauen Berliner Winter: Ganz in der Tradition von Rohmers Parisfilmen erzählt der Film Le rendez-vous de l’été zart dahingetupft, unbeschwert und leicht vom Olympiasommer in Paris. 
Blandine ist wie so viele aus der Provinz nach Paris gereist, um bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Doch Paris hat ein anderes Tempo als ihr beschauliches Dorf in der Normandie. Und sie ist vom Pech verfolgt: ihre Freundin hat sie verlassen und so musste sie alleine reisen, mit ihrem Rucksack kommt sie nicht auf die Spielstätte, aus dem Wohnheim wird sie geworfen, weil sie Geburtstag hat und nun zu alt dafür ist. Auch ihre Halbschwester, bei der sie unterkommt, hat keine Zeit für sie, und dann wird sie sogar als vermeintliche Anti-Olympia-Demonstrantin verhaftet. 
Am Ende lächelt ihr das Glück wenigstens kurz zu und so verlässt man das Kino auch mit einem Lächeln – zurück aus dem Pariser Sonnenschein in den Berliner Schnee.

Paternal Leave 

Paternal Leave
Paternal Leave © Match Factory Productions, Wildside

Graue Winterstimmung herrscht an der italienischen Küste, das Meer ist kalt, der Strand von Baggern aufgerissen und die Anlagen leer und verlassen. Wenig willkommen fühlt sich auch die fünfzehnjährige Leo, die heimlich von Berlin nach Norditalien gereist ist. Sie hat kurz zuvor von der Identität ihres Vaters erfahren, den sie nie zuvor kennengelernt hat. In der geschlossenen Strandbar trifft sie auf ihren überraschten Vater Paolo, der nicht mit der Situation umzugehen weiß. 

Luca Marinelli spielt den Paolo als einen Mann, der sein Leben nie richtig in den Griff bekommen hat und der sich allen Schwierigkeiten am liebsten nur entziehen möchte. Leos pure Existenz überfordert ihn, zumal er gerade versucht, seiner kleinen Tochter Emilia  ein besserer Vater zu sein. Leo reagiert mit Wut und Trotz auf die Abweisung und ringt doch um seine Zuneigung. Doch enden die gegenseitigen Vorwürfe in einem bitteren Streit. 

Geschickt vermeidet Regisseurin Alissa Jung alle Klischees und billigen Auflösungen, behutsam erzählt von Schmerz und Verlust, aber von Selbsterkenntnis, die nicht einfach er erlangen ist. Wunderbar ist auch das Setting an der winterlichen Küste, die sich abweisend und kalt zeigt - und mit ihren rosafarbenen Flamingos (als real oder aus Plastik) doch schon das kommende Sommerglück verspricht. 

Kein Wunder also, dass nach der Vorführung auch ein Plastikflamingo mit den Stars auf die Bühne kam. Kein Wunder auch, dass das Publikum den Film begeistert bejubelte. 

Kristin Buller

Kristin

lächelt nur auf Fotos nicht. Ganz fröhlich ist sie im Berliner Kulturleben unterwegs und schreibt über die Großstadt vor und hinter den Kulissen. Zum Studium der Literaturwissenschaften kam sie - pünktlich zum Mauerfall - nach Berlin und ist dort geblieben. Ihre liebste Jahreszeit ist die Berlinale, dann sieht sie 10 Tage lang Filme und erzählt davon im Blog. Alle Beiträge