Der EMOP Berlin gehört gemeinsam mit den Städten Brüssel, Lissabon, Luxemburg, Paris und Wien zum großen internationalen Festival Europäischer Monat der Fotografie. In diesem Jahr feiert er sein zehntes Jubiläum. Unter dem Leitmotiv TOUCH zeigen im März rund 100 Ausstellungen in Berlin und Potsdam die breite Vielfalt des Mediums Fotografie. In Museen, Galerien und an weiteren Kulturorten erwarten euch Opening Days, Talks und Führungen. Aus dem reichhaltigen Programm haben wir 11 Tipps für euch zusammengestellt.
Tipp 1: Opening EMOP Berlin und Opening TOUCH
Versäumt nicht die feierliche Eröffnung des Fotofestivals! Die Location für den Auftakt und für die frisch-unkonventionelle Jubiläumsausstellung ist cool: In den historischen Räumen des ehemaligen Amtsgerichts Charlottenburg, heute temporärer Kunstort mit dem Namen Amtsalon, wird bis Mitternacht gefeiert. Und ihr könnt euch hier gleich die Jubiläumsausstellung TOUCH. Politiken der Berührung ansehen. Auf vier Etagen werden 40 Künstler:innen, welche die Fotoszene der Stadt mitgeprägt haben, vorgestellt.
Wann: 2. März 2023, 19 – 24 Uhr
Wo: Amtsalon, Kantstraße 79, Charlottenburg
Tipp 2: Käthe-Kollwitz-Preis 2022 – Nan Goldin
Liebe, Sexualität und Gewalt, das sind über 50 Jahre hinweg die Leitmotive der weltbekannten US-amerikanischen Fotografin Nan Goldin, deren Werk mit dem Käthe-Kollwitz-Preis 2022 gewürdigt wurde. Mit ihrem künstlerischen Einsatz für die LGBTQ-Community bricht sie früh Tabus und führt einer breiten Gesellschaft verschlossene Lebenswelten vor Augen. Viele der ausgestellten Werke, die unter anderem in Boston, New York und Berlin entstanden, entspringen ihrem individuellen Lebensumfeld. Lasst euch von der Unmittelbarkeit und Distanzlosigkeit ihrer Bilder faszinieren.
Wann: bis 19. März 2023
Wo: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Tiergarten
Tipp 3: Jens Juul. Six Degrees of Copenhagen
1929 behauptet der Ungar Frigyes Karinthy, dass alle Menschen weltweit bis zu einem sechsten Grad miteinander verbunden sind. Die Idee, Menschen überall mit Freundesketten über nicht mehr als sechs Verbindungen erreichen zu können, thematisiert der Däne Jens Juul: Er fotografiert Unbekannte aus anonymen Begegnungen, macht von ihnen persönliche, teils schonungslose Aufnahmen. Dann lässt er sich eine weitere befreundete Person ihres Netzwerks nennen, die er ebenfalls porträtiert. Es entsteht eine Kette von menschlichen Bezügen. Schaut euch das spannende Fotoprojekt über Anonymität und Beziehungsgeflechte an!
Wann: 4. März bis 4. Mai 2023
Wo: BBA Gallery, Köpenicker Straße 96, Mitte
Tipp 4: Drängende Gegenwart. Der Blick der jungen Generation
Ein spannendes Thema: Wie fühlen junge angehende Fotograf:innen in Berlin die alten und neuen gesellschaftspolitischen Herausforderungen? Vielleicht ist die Pandemie etwas in den Hintergrund geraten, aber die Zerstörung von Lebenswelten, der Angriffskrieg auf die Ukraine bis hin zu rechtsnationalen gesellschaftlichen Strömungen beeinflussen Gedanken und Gefühle. Wie spiegelt sich das in den Bildern junger Fotokünstler:innen? Schaut selbst, was die vielen Ausbildungsorte für Fotografie in Berlin und Potsdam für den EMOP zusammengestellt haben!
Wann: 4. bis 26. März 2023
Wo: EMOP Special c/o Leipziger Straße 54, Mitte
Tipp 5: Andreas Feininger – New York in the Forties
New York, New York…wenn euch diese Megastadt mit Skyline, Skycraper, Straßenschluchten und ihrem nächtlichen Glitzermeer schon immer fasziniert hat, müsst ihr die genialen Bilder Feiningers sehen: Der Sohn des berühmten Malers Lyonel Feininger schafft im 20. Jahrhundert wahre Ikonen der Fotografie: Seine Schwarzweiß-Klassiker des urbanen Lebens in New York City gehen durch die Welt und prägen bis heute unser Bild von dieser Metropole.
Wann: 3. März bis 28. Mai 2023
Wo: Bröhan-Museum, Schloßstraße 1A, Charlottenburg
Tipp 6: Walk of Fame
Künstler:innen wie Henri Cartier-Bresson, Annie Leibovitz, Helmut Newton oder Russell James haben nicht nur Fotografie-Geschichte geschrieben, sondern auch die ganz großen Stars vor der Kamera gehabt. Und genau darum geht es in den 60 Arbeiten der Gruppenausstellung Walk of Fame: Schaut euch die meisterhaften Portraits von Persönlichkeiten an, die Hollywood über 100 Jahre hinweg nicht nur geprägt haben, sondern auch für Ästhetik und Glanz der legendären Filmstadt stehen.
Wann: 11. Februar bis 22. April 2023
Wo: Camera Work Gallery, Kantstraße 149, Charlottenburg
Tipp 7: Isaac Julien: PLAYTIME
Im Jahr 2008 gerät die Welt aus den Fugen: Die große Bankenkrise führt weltweit zum Zusammenbruch der bestehenden Finanzwirtschaft. Sechs Jahre später präsentiert der britische Foto- und Filmkünstler Isaac Julien seinen Film PLAYTIME, der die Geschichte von sechs betroffenen Menschen erzählt. Unter der Fragestellung Wie kann Kapital visualisiert werden? beleuchtet er die globalen, auch heute topaktuellen ökonomischen Verflechtungen. Zu sehen sind im Rahmen des EMOP auch großformatige Fotografien, die rund um die Filmaufnahmen entstanden.
Wann: 8. März bis 10. Juli 2023
Wo: PalaisPopulaire, Unter den Linden 5, Mitte
Tipp 8: Fortschritt als Versprechen. Industriefotografie im geteilten Deutschland
Fröhliche Arbeiter:innen an Fließbandketten, gut gelaunte Blaumänner auf Montage, stahlglänzende Maschinen und Motoren: Die Auftragsfotografie im geteilten Deutschland verfolgte sowohl westlich als auch östlich der Mauer ein Ziel: die Illusion einer fortschrittlichen Gesellschaft zu wecken und die Hoffnung auf eine höhere Lebensqualität durch gesteigerten Konsum und schöne, vielfältige Produkte. Entdeckt in den beeindruckenden Fotografien aus West- und Ostdeutschland die Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Wann: bis 29. Mai 2023
Wo: Deutsches Historisches Museum (Pei-Bau), Hinter dem Gießhaus 3, Mitte
Tipp 9: William Eggleston - Mystery of the Ordinary
William Eggleston gilt als Pionier der amerikanischen Farbfotografie. Als einer der Ersten entdeckt er seit den 1960er Jahren Intensität, Brillianz und Kraft der „New Color Photography“ und prägt die nachfolgende Fotokunst. Durch die einzigartigen Farbkompositionen und Farbnuancierungen in seinen Bildern gibt er dem Alltäglichen und Gewöhnlichen, sei es eine gekachelte Hauswand oder eine rote Essbank, den Touch des Besonderen, Geheimnisvollen. Die Ausstellung zeigt euch auch unbekannte Arbeiten, die in Europa entstanden.
Wann: bis zum 4. Mai 2023
Wo: C/O Berlin, Hardenbergstraße 22-24, Charlottenburg
Tipp 10: Flashes of Memory – Fotografie im Holocaust
Die Katastrophe des Holocaust haben verschiedene Gruppen fotografisch dokumentiert: Deutsche und jüdische Fotograf:innen und in der Befreiungsphase der Konzentrationslager dann auch die Alliierten. Die Aufnahmen stammen sowohl von privaten, als auch von professionellen Fotograf:innen und vermitteln das breite Spektrum unterschiedlicher Perspektiven und Intentionen. Die Internationale Gedenkstätte Yad Vashem hat die Vielfalt der Aufnahmen erstmals kritisch zusammengestellt und 2018 in Jerusalem gezeigt. Jetzt könnt ihr die viel beachtete Ausstellung erstmals in Deutschland sehen.
Wann: 24. März bis 20. August 2023
Wo: Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, Charlottenburg
Tipp 11: Über das Fotografische hinaus - Heinz Hajek-Halkes Lichtgrafik
Der deutsche Künstler Hajek-Halke erfindet Mitte des 20. Jahrhunderts die Lichtgrafik, welche ohne Kamera in der Dunkelkammer entsteht, und inspiriert mit seinen abstrakten Variationen zahlreiche Künstler:innen.
Aber was bedeuten eigentlich abstrakte Bilder im digitalen Zeitalter in der heutigen Ära der Vernetzung, der unbegrenzten Geschwindigkeit und Mobilität, der Flut von Bildern und Zeichen? Fragen, die ihr gemeinsam vor den Lichtgrafiken, aber auch vor den Positionen anderer experimentell arbeitenden Fotokünstler:innen, diskutieren könnt.
Wann: 4. März bis 29. April 2023
Wo: Chaussee 36 Photo Foundation, Chausseestraße 36, Mitte