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Marzahn
Marzahn © visitBerlin, Foto: Dagmar Schwelle

Fünf-Dörfer-Tour im Osten Berlins

Von Mahlsdorf bis nach Alt-Marzahn

Urban und Dorf – wie geht das zusammen? Kommen Sie mit auf unsere Fünf-Dörfer-Tour, lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt des Bezirks Hellersdorf-Marzahn. Jenseits der Plattenbauviertel wird es ländlich, dörflich und sogar bergig. Zwischen Verkehrsknotenpunkten und Gewerbeparks verstecken sich viele kleine Oasen. Im Schatten der Hochhäuser schlummern historische Dorfanger, Gutshäuser, Kirchen und eine Bockwindmühle.

Tourkarte

Mahlsdorf – Gründerzeitmuseum und Eiszeitpanorama

Das Gründerzeitmuseum in Marzahn in Berlin
Das Gründerzeitmuseum in Marzahn © visitberlin, Foto: Philip Koschel


Unsere Fünf-Dörfer-Tour startet in Mahlsdorf, dem heimlichen El Dorado aller Gründerzeitfans. Vom S-Bahnhof führt der Weg die Hönower Straße hinunter, vorbei an der historischen Feldsteinkirche samt lauschigem Friedhof. Das ehemalige Gutshaus Mahlsdorf versteckt sich hinter einem Entsorgungsunternehmen am Hultschiner Damm. Idyllisch gelegen inmitten eines Parks voller Rosensträucher und Kirschbäume beherbergt es das Gründerzeitmuseum.

Charlotte von Mahlsdorf, alias Lothar Berfelde, hat das Haus 1958 besetzt und vor dem Abriss gerettet. Das einzige Privatmuseum in der DDR avancierte in den 70er-Jahren zum subversiven Treffpunkt der Schwulen- und Lesbenszene. Immer mittwochs und sonntags können Sie heute die einzigartige Sammlung bestaunen; auch als Filmkulisse sind die Museumsräume sehr gefragt. Nach einem Rundgang im Gutspark geht es weiter nach Westen durch Getreidefelder hin zum „Berliner Balkon“. Dieser Hang zwischen Mahlsdorf und Kaulsdorf entstand während der letzten Eiszeit und markiert die Grenze zwischen Barnimhochfläche und Berliner Urstromtal. Ein Aussichtspunkt mit verwitterten Holzbänken lädt zu einer kurzen Verschnaufpause. Im Tal blitzen zwischen Bäumen und Einfamilienhäusern schon die Kaulsdorfer Seen.

Tipps für Marzahn:

  • Gründerzeitmuseum im Gutshaus Mahlsdorf, Hultschiner Damm 333, 12623 Berlin
  • Berliner Balkon, Elsenstraße 13, 12623 Berlin           
  • Café Mahlsdorf, Hönower Str. 65, 12623 Berlin 
  • Trattoria La Stalla, Hönower Str. 14, 12623 Berlin
  • Daddys Eiscafé, Hönower Str. 53, 12623 Berlin

Kaulsdorf – Beachlife und Zarenbrause

Berliner Balkon Marzahn/Hellerdorf
© Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf/Foto: apercu

Die Kaulsdorfer Seen sind ein Naturschutzgebiet am Fuße des „Berliner Balkons“. Trotz Badeverbot tobt hier das Marzahn-Hellersdorfer Beachlife, denn Spazierengehen, Chillen und Angeln sind ausdrücklich erlaubt. In kalten Wintern sind die Eisfischer am Start. Über einen Sandweg an der westlichen Seite des Butzersees führt unsere Tour in ein ruhiges Wohngebiet voller Eigenheimträume - Marzahn-Hellersdorf privat. Urban und laut geht es weiter die Chemnitzer Straße hoch und über die verkehrsreiche B1. Am Eingang des Angerdorfs Alt-Kaulsdorf sitzt die Spirituosenfabrik Schilkin. Hier füllt man „Berliner Luft“ in Flaschen. Der beliebte Pfefferminzlikör ist das Kultgetränk der Berliner Partyszene. Ob Gin, Goldbrand oder Wodka – im hauseigenen Werksverkauf können Sie ein Souvenir Made in Berlin erstehen. Der Schilkiner Wodka wurde bereits am Zarenhof geschlürft. Wissenschaftlicher Pioniergeist wehte hier im 18. Jahrhundert. Franz Carl Achard führte auf Gut Kaulsdorf erste Experimente zur Rübenzuckergewinnung durch. Dank ihm wurde Preußen unabhängig von teurem Importzucker aus den überseeischen Kolonien. Über das Kopfsteinpflaster die Dorfstraße hinauf gelangen Sie zum historischen Anger. Still und friedlich liegt auf einer Anhöhe die kleine Kirche mit ihrem roten Backsteinturm. Die Bundesstraße ist kaum noch zu hören - urbane Landidylle gleich hinter der B1.

Tipps für Kaulsdorf:

  • Kaulsdorfer Seen, Lassaner Str., 12621 Berlin
  • Historisches Angerdorf Alt-Kaulsdorf, Dorfstraße, 12621 Berlin
  • Schilkin GmbH und Co. KG, Alt-Kaulsdorf 1, 12621 Berlin                                               
  • Kleine Eisinsel, Lassallestraße 29, 12621 Berlin
  • Restaurant Zum Ulrich, Mädewalder Weg 5, 12621
  • BerRestaurant Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Biesdorf – Kunst und Bergluft schnuppern

Schloss Biesdorf
© Fachbereich Kultur Marzahn-Hellersdorf, Foto Karin Scheel

Westlich des Kaulsdorfer Friedhofs fließt das Flüsschen Wuhle. Über die Wasserwegbrücke geht es vorbei an der dichtbewaldeten Biesdorfer Höhe. Hier können Sie Bergluft schnuppern. Stolze 82 Meter misst die dritthöchste Erhebung in Marzahn-Hellersdorf. Trümmer des ehemaligen Berliner Stadtschlosses sind hier aufgeschüttet. Über den Biesdorfer Friedhofsweg gelangen Sie weiter nach Biesdorf. Mitten auf der B1 liegt der verkehrsumtoste Dorfanger samt Kirche und Pfarrhaus.

Die Turmspitze können Sie schon von Weitem erkennen. Lust auf Kaffee und Kunst? Gegenüber ist der Biesdorfer Schlosspark. Am südlichen Rand thront das Schloss, eine südländisch anmutende, spätklassizistische Villa. Im späten 19. Jahrhundert war hier Siemensgründer Werner von Siemens der Hausherr. Im Schloss sitzt heute die kommunale Galerie des Bezirks Marzahn-Hellersdorf - wechselnde Ausstellungen zeigen anspruchsvolle zeitgenössische Kunst und das bei freiem Eintritt. Von der herrschaftlichen Terrasse des Museumscafés blicken Sie direkt in den Park und genießen Kaffee- und Kuchenspezialitäten. Weiter geht es nach Nordosten durch den schattigen Schlosspark mit seinem alten Baumbestand zum Wuhletalweg. Sie verlassen nun den Eigenheimsektor, ab jetzt dominiert der Plattenbau.

Tipps für Biesdorf:

  • Biesdorfer Höhe, Landschaftspark Wuhletal
  • Schloss Biesdorf mit Museum und Café, Alt-Biesdorf 55, 12683 Berlin                             
  • Café Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, 12683 Berlin
  • Rossini II, Köpenicker Str. 25
  • Ellika Dönerhaus, am S-Bhf. Biesdorf
  • Taaj India, am S-Bhf. Biesdorf 
  • Süßes Eckchen, Oberfeldstraße 10a, 12683 Berlin

Hellersdorf – Wuhledschungel und Plattenbaukult

Wuhletal mit Wolkenhain in Marzahn, Berlin
Wuhletal mit Wolkenhain © visitBerlin, Foto: Janina Vogel

Nordöstlich des Biesdorfer Schlossparks liegt der Wuhlgarten. Auf dem Wuhletalweg führt unsere Tour ein ganzes Stück nach Norden. Gelbe und rote Klinkersteinkuppeln und –türme leuchten westlich davon zwischen den Baumwipfeln hervor. Für alle Denkmalfans lohnt sich hier ein kurzer Abstecher zum Gelände des historischen Griesinger-Krankenhauses, das hinter dem Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) liegt.

Am Flüsschen Wuhle wird Marzahn-Hellersdorf wild und grün – naturbelassene Wiesen, Hecken und dschungelähnliches Dickicht bieten Schutz für viele Tierarten. Einzige Rasenmäher sind schottische Hochlandrinder, die hier zur Beweidung eingesetzt werden. Wie riesige Reptilien schlängeln sich mit Graffiti übersähte Rohre entlang des Wegs. Sie versorgen die Plattenbauten mit Fernwärme. Plötzlich taucht auf der linken Seite der Kienberg auf, die zweithöchste Erhebung im Bezirk. Fast lautlos schweben Seilbahngondeln dem Gipfel entgegen - Marzahn-Hellersdorf alpin. Steigen Sie ein und genießen Sie den sensationellen Ausblick vom Kienberg bis über die Bezirksgrenzen hinweg.
Die Aussichtsplattform Wolkenhain, ein bizarres, wolkenähnliches Kunstwerk, thront auf dem Gipfel: 120 Meter über dem Meeresspiegel.

Wuhlesteg über das Wuhletal am Kienbergpark
Wuhlesteg über das Wuhletal © visitBerlin, Foto: Jan Frontzek

Wieder unten angelangt führt unsere Tour auf dem Wuhletalweg um den Kienberg herum. Immer sonntags geht es zur Wohnungsbesichtigung in die Hellersdorfer Straße 179. Hier befindet sich eine echte Plattenbauwohnung des Typs WBS 70. Die komplette Einrichtung ist original DDR. Ob Magdeburger Joghurtautomat oder Colormat Fernseher - alles Spenden aus der Nachbarschaft. Einen Katzensprung entfernt wird es  wieder ländlich.

Im ehemaligen Stadtgut Hellersdorf blüht der Gutsgarten, ein Projekt des international bekannten Kreuzberger „Prinzessinnengartens“. Zwischen Autowerkstätten, Gewerbehallen und historischen Stallgebäuden wachsen Mangold, rote Beete, Kräuter und Salat. Die urbanen Gärtner und Gärtnerinnen geben gerne Auskunft zu ihrem Projekt – fragen Sie einfach nach! Dem historischen Dorfkern von Hellersdorf steht übrigens eine großflächige Umgestaltung bevor. 1500 Neubauwohnungen samt Parkhaus sollen hier neben den denkmalgeschützten Gutsgebäuden entstehen - neuer Wohn- und Gewerberaum für die Hauptstadt.

Tipps für Hellersdorf:

  • Wuhletal mit Wuhletalweg
  • Historisches Griesinger Krankenhaus, Brebacher Weg, 12683 Berlin
  • Museumswohnung WBS 70, Hellersdorfer Str. 179, 12627 Berlin
  • Kienbergpark mit Seilbahn, Aussichtsplattform„Wolkenhain“ und Naturbobbahn, Hellersdorfer Str. 159, 12619 Berlin
  • Gutsgarten (Projekt vom Prinzessinnengarten), Alt-Hellersdorf 17, 12629 Berlin               
  • Wuhlecafé, am S-/U-Bhf. Wuhletal, Altentreptower Str., 12683 Berlin 
  • Bistro Hexenhaus, Brebacher Weg 15, 12683 Berlin
  • Wolke Sieben, Hellersdorfer Straße, Auf dem Kienberg 159, 12619 Berlin

Alt-Marzahn – Dorfidylle und Müller

Marzahn
Die Bockwindmühle in Marzahn © visitBerlin, Foto: Dagmar Schwelle

Marzahn, Alt-Marzahn, Windmuehle, Dorfkirche


Hinter der Allee der Kosmonauten im Westen ist Alt-Marzahn. Das gut erhaltene Angerdorf liegt buchstäblich im Schatten der Platten. Hier gibt es noch echtes Dorfleben mit  Dorfkrug, Fleischer, Zeitungs- und Modeladen. Blumen und Obst aus dem eigenen Garten stehen am Wochenende vor manchen Häusern zum Verkauf. Im Dorfmuseum können Sie sich über die außergewöhnliche Entwicklungsgeschichte des Bezirks informieren. Noch wohnen Zeitzeugen des Großsiedlungsbaus vor Ort. Für den dörflichen Hintergrundsound sorgen die Bewohner des Tierhofs. Dort hält man Nutztiere aller Art: Schafe, Ziegen, Hühner und auch Pferde.
Absolutes Highlight ist die immer noch funktionstüchtige Bockwindmühle. Der Müller stellt sie in den Wind. Bis zu 1000 Kilogramm Weizenmehl pro Tag kann die Mühle produzieren. An einigen Sonntagen kann man sie besichtigen und sich über eine der ältesten Kulturtechniken der Welt informieren. Der Endpunkt unserer Tour ist nicht mehr weit, vielleicht nehmen Sie zum Abschluss ein Getränk im Marzahner Landkrug? Hinter dem Angerdorf Alt-Marzahn wird es wieder urban, ein Stück weiter westlich liegt der S-Bahnhof Marzahn.

Tipps für Alt-Marzahn:

  • Historisches Angerdorf Alt-Marzahn, Alt-Marzahn, 12685 Berlin
  • Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf, Alt-Marzahn 51, 12685 Berlin 
  • Tierhof Alt-Marzahn, Alt-Marzahn 63, 12685 Berlin
  • Marzahner Mühle, Alt-Marzahn 63, 12685 Berlin                                                                  
  • Sakura Garten, Alt-Marzahn 70, 12685 Berlin
  • Cafe grips, Alt-Marzahn 69A, 12685 Berlin
  • Klaus Genz Fleisch- und Wurstwaren, Imbiss, Alt-Marzahn 58, 12685 Berlin
  • Landhaus Marzahner Krug, Alt-Marzahn 49, 12685 Berlin

Informationen für Ihre Tour:

  • Start: S-Bhf. Mahlsdorf  
  • Ziel: S-Bhf. Marzahn
  • Tourdauer: ca. 5 - 6 Stunden (mit Rad), Tagestour (zu Fuß) -  inkl. Besichtigungen, Pausen
  • Strecke: ca. 19 km, reine Fahrzeit mit Rad: ca. 1,5 h, reine Laufzeit: ca. 4,5 h
  • Streckenverlauf: s. Komoot –> https://www.komoot.de/tour/212558717?ref=wtd