Flachbausiedlung Staaken
Neues Bauen in Spandau
In den Zwanzigerjahren soll die Flachbausiedlung Staaken Wohnraum für Angehörige der Fliegerakademie des Luftschiffhafens Staaken schaffen.
Die Flachbausiedlung Staaken, auch „Neu-Jerusalem“ genannt, liegt an der Heerstraße im Bezirk Spandau. Mit ihrer Plan- und Bauzeit zwischen 1923 und 1925 gehört sie zu den ersten Siedlungen im Stil des Neuen Bauens in Berlin.
Ensemblespiel am Großstadtrand
Der Auftrag für ihre Planung geht 1923 an den Architekten Erwin Gutkind. Dieser arbeitet bis in die frühen 1920er Jahre als Dezernent für Siedlungswesen und Stadtplanung im preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt und publiziert über das Neue Bauen. In seinen Schriften geht es unter anderem um die Gestaltung von Häusern an den Rändern der Großstädte.
1922, ein Jahr vor der Auftragsvergabe für die Siedlung in Staaken, schreibt Gutkind:
„In [den halbländlichen Siedlungen um Berlin] muß leise schon der Grundton der Masse und der Reihung erklingen. Die Häuser sind in ihrer Grundform und in ihrer Aufteilung erdgebunden, aber nicht erdbefangen. Der Körper des einzelnen Hauses steht nicht in ländlicher Vereinzelung, sondern fügt sich mit anderen zu Gruppen aneinander“.
Dementsprechend plant der Architekt die Siedlung, sein erstes Projekt in Berlin, als Reihung von 21 Doppelhaushälften, ergänzt durch ein freistehendes Modellhaus.
Neues Bauen in Staaken
Die Häuser sind nach den Prinzipien des Neuen Bauens gestaltet. Flache Dächer, klare Linien und geometrische Grundformen bestimmen ihr Erscheinungsbild. Interessante Effekte erzielt Gutkind durch das Kombinieren unterschiedlich hoher, würfelförmiger Gebäudeteile: Einem Haupthaus ist jeweils ein Nebenbau zugeordnet, was die markante Staffelung der Fassade erzeugt.
Ungewöhnlich ist zu diesem Zeitpunkt Gutkinds serielle Planung, mit der er 21-fach denselben Grundtyp wiederholt. Kostengünstig und zügig führt er das Projekt mit der Nutzung von Fertigbauteilen durch.
Die Fassaden gliedert er horizontal: Im unteren Teil der Häuser sind sie weiß verputzt, ab der oberen Hälfte mit Klinkerziegeln verkleidet. Diesen Materialmix setzt Gutkind später bei weiteren Berliner Bauten ein, wie bei der Wohnanlage Ollenhauerstraße in Reinickendorf oder der Anlage Sonnenhof in Lichtenberg.
Da die Ziegel der Siedlung Staaken nicht witterungsbeständig sind, bedecken die meisten Bewohner sie wenige Jahre nach dem Erstbezug mit einer Schicht Putz. Heute ist die Ziegelschicht an keinem der Häuser erhalten.
Im Lauf der Jahrzehnte nehmen sie zudem bauliche Änderungen an den Häusern vor, an Fenstern, Türen und Fassaden. Das von Erwin Gutkind beabsichtigte Erscheinungsbild der Siedlung ist dieser Tage kaum noch zu erkennen. Seit 1992 steht die Wohnanlage in Staaken unter Denkmalschutz.
Grand Tour der Moderne
Zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum im Jahr 2019 entwickelte der Bauhausverbund eine Grand Tour der Moderne, die Architekturfans durch ganz Deutschland führt. Die Flachbausiedlung Staaken ist Bestandteil dieser Themenroute.
Die weiteren Berliner Standorte als Grand Tour der Berliner Moderne:
Grand Tour der Berliner Moderne
Unsere Tipps rund um die Flachbausiedlung Staaken
In der Umgebung der Flachbausiedlung Staaken können Sie weitere Orte der Berliner Moderne entdecken, wie zum Beispiel das Haus am Rupenhorn. Nehmen Sie ab der Haltestelle Buschower Weg die Buslinie M49 in Richtung S+U-Bahnhof Zoologischer Garten und steigen Sie an der Haltestelle Stößenseebrücke aus.
Praktische Infos von visitBerlin
Zur Flachbausiedlung Staaken gelangen Sie mit der Buslinie M49, die Haltestelle ist Buschower Weg.
Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.
Eine Bitte in eigener Sache
Die Flachbausiedlung Staaken ist ein ausgewiesenes Flächendenkmal. Gleichzeitig ist sie aber auch das Zuhause vieler Menschen, die hier wohnen und arbeiten. Diese pflegen das Denkmal und helfen, die Erinnerung zu bewahren.
Bitte berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Besichtigung. Vielen Dank!