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Electrica Kondensatorenfabrik
© visitBerlin, Foto: Steve Simon

Electrica Kondensatorenfabrik

Industriearchitektur im Stil der 1950er

West-Berlin in den 1950er Jahren: Es gibt zwar noch keine Berliner Mauer, aber die Teilstadt ist bereits eine westliche Insel im sozialistischen Ostblock.

Manche Unternehmen verlassen West-Berlin in der schwierigen Situation am Beginn des Kalten Krieges. Andere hingegen investieren jetzt erst recht. Zu ihnen gehört die Firma Electrica. In den Jahren 1956/57 errichtet sie in Lankwitz ein neues Verwaltungs- und ein Produktionsgebäude für ihre Kondensatoren: Bauelemente, die der Speicherung elektrischer Energie dienen.

Die neue Fabrik ist ein ideales Beispiel für die funktionale Industriearchitektur der 1950er Jahre. Fast nirgendwo in Berlin können Sie diese so originalgetreu erfahren wie in der Nicolaistraße.
Auch heute ist die Kondensatorenfabrik noch eine Produktionsstätte. Führungen durch das denkmalgeschützte Bauwerk gibt es leider nicht, aber nutzen Sie die Sehenswürdigkeit als Ausgangspunkt für einen kleinen Ausflug, zum Beispiel in den Stadtpark Steglitz, gleich auf der gegenüberliegenden Seite des Teltowkanals.

Gebäude mit eigenwilliger Fassade

Die rote Fassadenverkleidung ist eine gängige Gestaltung in der Industriearchitektur. Berliner Beispiele sind etwa das Ullsteinhaus, das Siemens Schaltwerk-Hochhaus, das Funkhaus Nalepastraße, das MetaHaus oder die Geyer-Werke
Beim Bau der Electrica Kondensatorenfabrik entscheiden sich die Architekten Konrad Sage und Karl Hebecker aber für eine eigenwillige Fassadenverkleidung – den Prüssverband. Dabei setzen sie rote Keramikplatten abwechselnd horizontal und vertikal ein. Beiden Gebäuden verleihen sie dadurch eine charakteristische Außengestaltung. Das Gewicht der Gebäude tragen die Keramikplatten jedoch nicht. Die Electrica Kondensatorenfabrik ist eine Stahlbetonkonstruktion.

Electrica Kondensatorenfabrik

Alles ist erleuchtet

Für die Electrica Kondensatorenfabrik steht nur ein kleines Grundstück zur Verfügung. Dies zwingt Sage und Hebecker nicht nur, platzsparend zu bauen. Sie müssen auch darauf achten, dass genügend Licht in die Gebäude fällt, um die Arbeits- und Produktionsbedingungen so gut wie möglich zu gestalten.

Beide Gebäude sind mit nur zwei Geschossen relativ niedrig. Direkt an die Straße bauen die Architekten das Verwaltungsgebäude, dessen breite Fensterfronten nach Osten zeigen. Ein niedriges, verglastes Foyer schließt sich an, dort ist auch der Haupteingang. Das Foyer verbindet das Verwaltungsgebäude mit dem eigentlichen Fabrikgebäude auf dem hinteren Teil des Grundstücks.

Das Erdgeschoss des Fabrikgebäudes dient im Wesentlichen der Logistik:

  • Anlieferung
  • Versand
  • Nebenräume
  • Lager


 

Das architektonische Herzstück des Ensembles ist aber das Obergeschoss des Fabrikgebäudes. Und das liegt an der Dachkonstruktion. Das Shed-Dach sorgt für eine optimale Beleuchtung, ohne dabei zu blenden. Eine Technik, die beispielsweise auch Walter Gropius einige Jahre später in seinem Entwurf für das Bauhaus-Archiv in Mitte verwendet. Zur strahlenden Helligkeit tragen auch die großen Fensterflächen in den Seitenwänden bei.

Produktionsstätte gestern und heute

Im hell erleuchteten Raum unter dem Shed-Dach befindet sich die eigentliche Produktionsstätte. Hier stellt Electrica Kondensatoren her. Da die Speicherelemente kurzfristig hohe Entladungen hervorrufen können, finden sie Verwendung bei Motorzündungen oder beim Blitzlicht. Aber auch im Rundfunk kommen die Erzeugnisse von Electrica zum Einsatz.

Heute gibt es die Firma Electrica nicht mehr, aber die Gebäude an der Nicolaistraße sind noch immer eine Produktionsstätte. Mit der Dieringer Blechbearbeitung hat hier ein Berliner Familienunternehmen mit über hundertjähriger Tradition seinen Hauptsitz. Ansonsten hat sich das Industriedenkmal von 1956/57 allerdings kaum verändert. Nur eine Erweiterung ist in den 1960er Jahren hinzugekommen, die aber das originale Erscheinungsbild kaum stört. 

Electrica Kondensatorenfabrik

Unsere Tipps rund um die Electrica Kondensatorenfabrik

Da die Electrica Kondensatorenfabrik nach wie vor eine Produktionsstätte ist, können Sie sie leider nur von außen besichtigen. Gleich am nördlichen Ufer des Teltowkanals haben Sie aber die Gelegenheit, in eine ganze andere Erfahrung einzutauchen: den Stadtpark Steglitz. Bei gutem Wetter laden hier die Liegewiese und der Rosengarten mit seinem Seerosenteich zum Verweilen ein. Aktiv werden können Sie natürlich auch: mit einem Spaziergang in dem bewaldeten Park oder an der Minigolfanlage. 

Praktische Infos von visitBerlin

Um die Electrica Kondensatorenfabrik zu besichtigen, fahren Sie mit den Bus-Linien 186, 283 oder 380 bis zur Haltestelle Mozartstraße und laufen wenige Minuten zu Fuß zur Nicolaistraße. Um die Stadt zu erkunden empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.