Die ehemalige Berliner Mauer stand von 1961 bis 1989 und trennte die Stadt Berlin in einen östlichen und einen westlichen Teil. Von der Mauer selbst ist nur wenig erhalten. Wir führen euch auf dem Fahrrad einmal rund um den Mauerradweg und halten an bekannten und weniger bekannten Sehenswürdigkeiten oder sehenswerten Orten an.
Hier unsere besonderen Tipps entlang des Mauerradwegs:
Tipp 1: Was ihr im Vorfeld wissen solltet
Der Mauerweg verläuft am ehemaligen Grenzstreifen und umrundet West-Berlin einmal auf einer Strecke von 160 Kilometern. Der Radweg ist weitestgehend gut ausgebaut und es bedarf auf der gesamten Strecke keines außergewöhnlichen Könnens oder besonderer Kondition. Auf der gesamten Strecke des Mauerwegs sind Stelen aufgestellt. Sie informieren euch über tragische die Geschichte der vielen Menschen, die hier ihr Leben verloren. Achtet auf die Beschilderung Berliner Mauerweg, sie begleitet euch auf dem gesamten Weg.
Übrigens: die Beschilderung ist auf einer Höhe von 4,20 Meter angebracht, das entspricht der Höhe der Grenzmauer.
das solltet ihr über die BerlinEr Mauer wissen
Tipp 2: Die Strecke erfahren
Die Strecke führt 50 Kilometer durch die Stadt. Während früher Bewohner:innen aus ihren Wohnungen auf die Mauer schauten, sind heute weite Teile des Todesstreifens neu bebaut. Und auf der Straße markiert eine Doppelreihe Pflasterstreifen den ehemaligen Verlauf. Einige Abschnitte der Grenzanlage verlaufen entlang an weiten Feldern, durch Waldgebiete und an Wiesen und Feldern entlang. Wenn ihr im Frühjahr fahrt, begegnen euch auf weiten Strecken japanische Kirschblüten, wie zum Beispiel auch an der Kirschblütenallee zwischen Teltow und Lichterfelde, welche die Strecke in ein rosa Blütenmeer tauchen. Weitere Abschnitte führen euch ans Wasser: Ihr fahrt an der Spree, am Teltowkanal und der Havel entlang, wenn ihr mögt auch über den Wannsee, den Britzer Verbindungskanal und den Glienicker See.
Tipp 3: Beginnt am offiziellen Startpunkt des Berliner Mauerwegs
Der Potsdamer Platz war in den 1920er Jahren der Verkehrsknotenpunkt Berlins. Hier lenkte schon 1924 die erste Ampel auf dem Kontinent den Verkehr. Im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört, teilte die Berliner Mauer den Platz und legte das Areal brach. Erst nach der Wiedervereinigung entstand hier in wenigen Jahren ein neues, urbanes Zentrum. Einige Mauerreste und ein in den Boden eingelassener Metallstreifen erinnern noch an den Verlauf der Mauer. Ein riesiger QR Cobble, direkt vor dem Tower der Deutschen Bahn im Boden, ermöglicht euch eine Zeitreise zurück in eine spannende interaktive Zeit mit historischen Panoramabildern.
Tipp 4: Weiter in der Innenstadt unterwegs
In unmittelbarer Nähe erreicht ihr den Gedenkort Peter Fechter. Ein Ort zum Nachdenken. Der Gedenkort ist mit einer Stele und einer Erinnerungstafel ausgestattet, die auf sein Schicksal hinweisen. Der Gedenkort erinnert aber darüber hinaus an alle Opfer der Mauer und die Geschichte der Teilung. Hier sollt ihr ermutigt werden über Freiheit und Menschenrechte nachzudenken.
Nicht weit entfernt findet ihr den ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie, eine der bekanntesten Stellen der Berliner Mauer. Auch die East Side Gallery ist weltbekannt: Es ist das längste verbliebene Mauerstück, welches sich mehr als 1,3 Kilometer entlang am Ufer der Spree erstreckt und 1990 nach dem Fall der Mauer zur Galerie umgestaltet wurde. Nehmt euch Zeit, um die Wandmalereien, die von rund 100 Künstler:innen geschaffen wurden, zu betrachten.
Tipp 5: Auf ruhigeren Pfaden weiterradeln
Über die Sonnenallee verlasst ihr die Innenstadt und fahrt am Teltowkanal entlang. Ein ruhiger Abschnitt mit zahlreichen Stelen, die über die Schicksale der Maueropfer informieren. Die Strecke reicht bis nach Lichtenrade und führt bald auf den alten Kolonnenweg der DDR Grenzposten. Dieser Abschnitt mündet in der Kirschblütenallee, in der 1.000 Kirschbäume zur Gestaltung des Grenzstreifens gepflanzt wurden. Wenn ihr Ende April hier seid, genießt die Blütenpracht und verweilt auf den Bänken entlang der Strecke.
Der Teltowkanal wurde im frühen 20. Jahrhundert angelegt, um den Wasserweg zwischen der Havel und der Spree zu verbessern. Mit der Teilung Berlins 1961 und dem Bau der Berliner Mauer erhielt der Kanal eine strategische Bedeutung. Die Grenze verlief in der Nähe des Kanals, und in den ersten Jahren nach dem Mauerbau wurde der Bereich stark bewacht. Einige der Übergänge und Brücken über den Kanal wurden gesperrt oder kontrolliert. Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde der Teltowkanal auch zum Symbol für die Wiedervereinigung. Heute sind entlang des Kanals viele Erinnerungsstätten und Gedenktafeln zu finden, die an diese bewegte Zeit in der Geschichte Berlins erinnern.
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Tipp 6: Verwunschene Geschichte entdecken
Früher schlängelten sich hier, am Übergang Dreilinden, die Autos in Richtung Grenzübergang entlang, heute sind nur noch die Überreste der Grenzanlagen und die ehemalige Kontrollstelle sichtbar. Auch die damalige Raststätte, die sich immer noch in Bonbonfarben präsentiert, ist heute nur noch eine verlassene, unter Denkmalschutz stehende Bauruine, die längst ihre besten Zeiten hinter sich hat. Der Radweg in diesem Abschnitt entlang der A115 führt durch eine interessante Mischung aus Wald und ehemaliger Grenzanlage.
Übrigens: Dreilinden lag am „Checkpoint Bravo“ der Alliierten, der Name stammt aus einer eher friedlichen Zeit, als – so berichtet Theodor Fontane - an dieser Stelle noch ein Forsthaus stand, vor dem drei Linden wuchsen.
Das wiedervereinte Berlin ab 1990
Tipp 7: Schlösser genießen
Vom Griebnitzsee kommt ihr sehr bald an den Wannsee und habt einen einmalig schönen Blick auf die drei Schlösser Babelsberg, Glienicke und das Jagdschloss Glienicke, die wie eine Perlenkette an der Havel aufgefädelt sind. Zwei Abstecher, die sich an dieser Stelle unbedingt lohnen: die malerische Pfaueninsel mit wunderschönen Gärten, alten Bäumen und Wiesen, die ihr über eine kleine Fähre erreicht. Und die als „Agentenbrücke“ bekannte Glienicker Brücke. Hier fanden mehrere spektakuläre Austauschaktionen zwischen den USA und der ehemaligen Sowjetunion statt, bei denen gefangene Spione und politische Häftlinge übergeben wurden.
Zurück auf dem Mauerweg erreicht ihr den Grenzabschnitt am Groß Glienicker See, der während der Teilung Deutschlands sowohl strategisch als auch symbolisch von Bedeutung war: Die Grenze verlief tatsächlich mitten durch den See. Auf der Westseite erinnern noch einige Gedenktafeln und ein originaler Mauerabschnitt an die Teilung.
Übrigens: Der Ort ist ein Geheimtipp für Radfahrer:innen, die eine Pause am Wasser einlegen möchten.
Tipp 8: Vom kältesten Ort zum nächsten Grenzturm radeln
Im weiteren Verlauf führt der Mauerradweg durch ländliches Gebiet und gibt einen Eindruck von der abgeschiedenen Lage und der besonderen Geschichte der Gegend. Ihr erreicht das kleine Gebiet Eiskeller, welches während der Teilung eine Enklave von West-Berlin, komplett umgeben von der DDR, war. Der Name ist Programm: Eiskeller dienten früher der Lagerung von Lebensmitteln und der Ort selber ist der kälteste Ort in Berlin.
Über Alt-Kladow und das Rittergut Groß Glienicke, vorbei am Fort Hahneberg erreicht ihr am Havelufer den Grenzwachturm Nieder Neuendorf. In der malerischen Landschaft am Havelufer erstreckte sich noch vor 35 Jahren ein breiter Grenzstreifen und inmitten der Natur steht noch immer dieser Wachturm der DDR Grenztruppen. Seinerzeit diente er als Führungsstelle des rund zehn Kilometer langen Berlin-Brandburgischen Mauerabschnitts. Heute beherbergt der Turm eine Ausstellung, die euch über den Aufbau der Sperranlagen informiert. Zudem werden die Geschichten von Flüchtlingen, Ausreisewilligen und Menschen, die sich dem Regime entgegengestellt haben, erzählt.
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Tipp 9: Über Waldwege dem Mauerradweg folgen
Und wieder kommt es zu einem wunderbaren Wechsel der Landschaft. Jetzt fahrt ihr über Waldwege, durch Heidelandschaften, entlang von Wasserläufen und Naturgebieten. Durch die in den 1930er entstandene Invalidensiedlung und weiter über die Bieselheide bis zur Glienicke Nordbahn. Achtet in diesem Abschnitt mal auf die Doppelreihe Pflastersteine – sie trennen sogar die Häuser von ihren Gärten.
Und wieder lohnt sich ein Abstecher: Radelt nach Alt-Lübars, einem charmanten Dorf mit gut erhaltenen, historischen Gebäuden, darunter alte Bauernhäuser und die Dorfkirche. Die Mauergedenkstätte Lübars dokumentiert die Geschichte der Mauer und die damit verbundenen Trennung von ganzen Familien, Freundinnen und Freunden.
Tipp 10: Historisches und Nostalgisches entdecken
Zurück auf dem Mauerweg begegnet ihr eventuell der Heidekrautbahn. Teile der Bahnstrecke werden an bestimmten Wochenenden von der historischen Dampflokomotive befahren: ein nostalgisches Erlebnis für Eisenbahnfans und Familien.
Im weiteren Verlauf erreicht ihr das Schloss Schönhausen. Ursprünglich als Sommerresidenz für das preußische Königshaus konzipiert, wurde das Schloss ab 1660 im barocken Stil erbaut. Es hat eine beeindruckende Fassade und einen schönen Park, der im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zum Wohnsitz der sozialistischen Regierung der DDR und diente als Residenz für Staatsoberhäupter und ausländische Gäste. Heute ist es ein Museum und Teil der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Es beherbergt Ausstellungen zur Geschichte des Schlosses und zur preußischen Monarchie. Also auf jeden Fall sehenswert und für eine längere Pause ideal.
Tipp 11: Zurück geht’s zum Potsdamer Platz
Auf dem letzten Teil der Strecke erwarten euch der Mauerpark und die Gedenkstätte Bernauer Straße. Die Bernauer Straße war eine der ersten Straßen, an denen die Mauer 1961 errichtet wurde. Sie symbolisiert das Leid und die Fluchtversuche vieler Menschen, die durch die Teilung getrennt wurden. Die Gedenkstätte bietet euch einen tiefen umfassenden Einblick: mit dem Freigelände mit originalen Mauerresten, einem Besucherzentrum und einer Ausstellung, die die Geschichte der Mauer und ihrer Auswirkungen auf das Leben der Menschen thematisiert.
In unmittelbarer Nähe befindet sich die S-Bahnstation Nordbahnhof. Sie war während der Teilung eine "Geisterstation", an der die Züge aus dem Westen ohne Halt vorbeifuhren. Heute erinnert eine Dokumentation in den Gängen der Station an diese Zeit. In geringer Entfernung könnt ihr einen weiteren, noch originalen Grenzturm sehen, der gleichzeitig eine Gedenkstätte mit einer kleinen Ausstellung ist: Sie ist Günter Liftin gewidmet, der ebenfalls auf tragische Weise sein Leben an der Mauer verlor. In Berlin-Mitte angekommen fahrt ihr am Reichstag, dem Regierungsviertel und dem Brandenburger Tor vorbei, bis ihr wieder am Ausgangpunkt der Radtour seid.