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Historische Industrieetage mit Säulen aus Gusseisen
Magazin der Heeresbäckerei Berlin © Helmchen Event + Location

Heeresbäckerei

Essen und Feiern im ehemaligen Königlich Preußischen Proviantamt

Am Ende des 19. Jahrhunderts prägt die Industrialisierung nicht nur die Wirtschaft Berlins, sondern auch die Truppenversorgung der neuen Reichshauptstadt.

Am Spreeufer an der Köpenicker Straße legen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts große Schiffe an. Sie liefern Getreide für die riesigen Anlagen der Heeresbäckerei. Denn hier entsteht in industrieller Massenfertigung Zwieback und Brot für die Soldaten des Garde du Corps, eine Vorzeigetruppe der kaiserlichen Armee.
Die Heeresbäckerei ist ein Paradebeispiel für die Berliner Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts. Sie übersteht den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. 

Klubrestaurant Spindler & Klatt in Berlin

Genuss statt Sättigung

Verändert hat sich die Heeresbäckerei aber auch. Aus der Stätte der Grundversorgung wird ein Ort des Genusses. Vielleicht führt Sie Ihr Weg einmal zu den zahlreichen Messen, Ausstellungen oder Konferenzen, die heute im Magazin der ehemaligen Heeresbäckerei stattfinden. Jederzeit besuchen können Sie das Clubrestaurant Spindler & Klatt mit seiner großen Sommerterrasse und dem Blick auf die Spree.

Das Rückgrat der Garnisonsstadt

Um Kriege zu gewinnen, braucht eine Armee mehr als Waffen und Soldaten. Sie muss immer und jederzeit in der Lage sein, ihre Truppen zu versorgen. Schon kurz nach dem Jahr 1800 errichtet die preußische Armee daher an der Spree eine Heeresbäckerei für die Berliner Garnison. Hier entstehen Zwieback und sogenanntes Kommissbrot, das sich durch seine lange Haltbarkeit auszeichnet.

Doch am Ende des 19. Jahrhunderts reichen die Einrichtungen nicht mehr aus. Das Kriegsministerium ist sich sicher: Um die Garnison der deutschen Reichshauptstadt zu verpflegen, ist ein umfassendes Infrastrukturprogramm vonnöten. In Tempelhof, Moabit und in Kreuzberg entstehen neue Betriebs- und Speichergebäude.

So auch an der Köpenicker Straße. Spätestens ein Brand in der alten Heeresbäckerei macht den Veränderungsbedarf deutlich. Zwischen 1888 und 1893 entstehen hier weitgehend neue Anlagen auf einem fast einen Hektar großen Areal:

  • Das Bäckerei- und Brotmagazingebäude
  • Der Getreidespeicher
  • Zwei Beamtenwohnhäuser
  • Verwaltungsgebäude
  • Mühle
  • Körnermagazin

 

Das riesige Areal ist nicht isoliert, denn das Kreuzberger Spreeufer ist Ende des 19. Jahrhunderts alles andere als ein Ausgehviertel. Kasernen und zahlreiche Lager- und Speichergebäude prägen die Gegend zwischen Schillingstraße und Oberbaumbrücke.

Magazin in der Heeresbäckerei

Ein Ensemble Berliner Industriearchitektur

Die Gebäude der neuen Heeresbäckerei gruppieren sich um einen rechteckigen, offenen Innenhof. Dass es sich hierbei um einen typischen Bau der Berliner Industriearchitektur handelt, erkennt der Betrachter schon an den Klinkerfassaden. Denn Klinker verblenden beispielsweise auch die Außenseiten des Borsigturms, des Ullsteinhauses oder der Bötzow Brauerei. Neben rotem Klinker ist vor allem der gelbe Klinker auffällig, der die repräsentative Seite der Heeresbäckerei zur Köpenicker Straße schmückt.

Zentrales Element des Ensembles ist zweifellos das Bäckerei- und Brotmagazingebäude. Wie ein Winkel zieht es sich um die Straßenkreuzung Köpenicker Straße und Brommystraße. Es ist zwischen drei und vier Geschossen hoch. Mit seinen auffälligen Vor- und Rückstufungen sowie seinen vielen Gliederungselementen erweckt es einen starken Eindruck von Wucht und Bewegung. Der Gebäudeteil an der Straßenecke erinnert an ein Gelenkstück. Hier befinden sich der Hauptzugang und das Haupttreppenhaus.

Auch wenn die Heeresbäckerei architektonisch mehr als ein reiner Zweckbau ist: An ihrer Funktionalität besteht kein Zweifel. Die bogenartigen Stahlfenster des obersten Stockwerks haben Schwingflügel und Lüftungslamellen, um die ausreichende Belüftung der Lagerräume sicherstellen zu können. Zur Massenfertigung bringen schienengestützte Loren Mehl und Korn aus dem Getreidespeicher in die Bäckerei. Hier entstehen verschiedene Brotsorten für die Berliner Garnison, darunter sogar ein Zwieback mit Fleischanteil.

Das Magazin der Heeresbäckerei ist als Brotlager nicht nur der Abschluss des Produktionsprozesses. Es ist auch das architektonische Prunkstück des Gebäudeensembles. 27 gusseiserne Säulen tragen die fünf Meter hohe Kappendecke, ein Konstrukt, das besonders stabil, feuersicher und beständig gegen die Feuchtigkeit ist. Der Parkettboden aus Rotbuche dient dem Gesamteindruck ebenso wie die tiefen Rundbogenfenster.

Magazin der Heeresbäckerei

Sicherung West-Berlins als Teil der Senatsreserve

Während des Nationalsozialismus entsteht auf dem Areal ein weiterer Getreidespeicher. Der Victoria-Speicher II ist ein Stahlskelettbau mit der zeittypischen monolithischen Außenfassade. Er übersteht den Zweiten Weltkrieg ebenso wie das Gebäudeensemble der Heeresbäckerei.

Eine Heeresbäckerei ist nach der vernichtenden Niederlage 1945 nicht mehr notwendig. Die umliegenden Kasernen verschwinden. Aber auch während des Kalten Krieges erfüllt der Backsteinkomplex an der Köpenicker Straße noch einen militärischen Zweck. Hier ist ein Teil der Senatsreserve untergebracht. Der Senat legt überall in West-Berlin Lager für Brennstoff und Lebensmittel an. Sollte der Ostblock die Teilstadt nach der Berlin-Blockade 1948/49 noch einmal auszuhungern versuchen, will der Senat gerüstet sein. Ein halbes Jahr sollen die Vorräte reichen und so stapeln sich auch in der Heeresbäckerei Kohle, Salz und Dosenfleisch.

Von der Heeresbäckerei zur Eventlocation

Nach der Wende 1989/90 aber braucht das wiedervereinigte Berlin keine Notreserven mehr. Die Lebensmittel spendet die Stadt an die Sowjetunion und die Kohle verfeuert sie in ihren Kraftwerken. Die Heeresbäckerei, die bis auf den Körnerspeicher und die Mühle weitgehend original erhalten ist, braucht eine neue Aufgabe.

Und sie findet eine. Aus dem Magazin wird eine exklusive Eventlocation. Hier und in weiteren Räumen des Ensembles gibt es statt Lageratmosphäre nun Produkt- und Modenschauen, Empfänge, Bankette, Ausstellungen und Konferenzen. Der Weinbund trifft sich hier ebenso wie die Vertreter des Slow Foods. In den Jahren 2007-2009 finden in der Heeresbäckerei die Dreharbeiten zur preisgekrönten ZDF-Serie „KDD-Kriminaldauerdienst“ statt. Zu den Highlights vor Ort gehört seit 2012 zudem das Crafts Spirit Festival Destille Berlin, das sich um handgemachte Spirituosen aus der Region dreht. Heiraten können Sie in der Heeresbäckerei übrigens auch.

 

Unsere Tipps rund um die Heeresbäckerei

Falls gerade kein besonderes Event ansteht, das Sie besuchen möchten, können Sie jederzeit das Clubrestaurant Spindler & Klatt aufsuchen. Ob sie gut essen oder lieber tanzen möchten: schon der Blick über die Spree ist vor allem im Sommer ein Genuss.

Wenn es etwas schneller gehen soll, empfiehlt sich ein Besuch in der Markthalle Neun oder in einem der zahlreichen Cafés und Bars am Schlesischen Tor und um die Warschauer Straße. Ein Hingucker ist dabei selbstverständlich auch immer die Oberbaumbrücke und an schönen Tagen der Görlitzer Park.

Praktische Infos von visitBerlin

Fahren Sie für die Heeresbäckerei am besten mit der U-Bahn-Linie 1 bis zur Haltestelle Schlesisches Tor. Von dort sind es nur wenige Meter bis zum Ziel in der Köpenicker Straße 16/17.
Um die Stadt zu erkunden empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin WelcomeCard.