SA-Gefängnis Papestraße
Eines der ersten Konzentrationslager
Der Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße erzählt von den frühen Opfern des Nationalsozialismus und gibt den Inhaftierten von März bis Dezember 1933 ein Gesicht.
Das SA-Gefängnis an der Papestraße erinnert an die Opfer der frühen NS-Zeit. Der Gedenkort ist mit seinen gut erhaltenen Räumlichkeiten einzigartig. Hinter schweren Mauern erhalten Sie Informationen und Eindrücke von den Geschehnissen nach der Machtergreifung im Jahr 1933: Damals nutzt die SA das Kasernengebäude als Konzentrationslager. Von März bis Dezember 1933 hält die Sturmabteilung hier vor allem Regimegegner und Juden fest. Noch heute können Sie das Leiden der Inhaftierten in den dunklen Kellerräumen im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg erahnen.
Das Jahr 1933 und die Massenverhaftungen in Berlin
Nachdem Hitler im Januar 1933 die Macht ergriffen hat, führt die SA kurz darauf die ersten Razzien durch – es kommt zu Massenverhaftungen. Die berüchtigte Parteiarmee richtet im März in einer ehemaligen Eisenbahnerkaserne ein provisorisches Gefängnis ein. Im Dezember des Jahres sind bereits Tausende von Menschen inhaftiert – einige über Monate hinweg. Etwa 30 von ihnen kommen nachweislich durch Misshandlungen zu Tode. Zu den Gefangenen gehören hochrangige Mitglieder der SPD- und KPD-Fraktionen: Fritz Fränkel, Franz Czeminski und Erich Gentsch. Im Jahr 2011 eröffnet die Gedenkstätte mit einem umfassenden Ausstellungsangebot. Die erste Dauerausstellung und das Besucherarchiv dokumentieren seit 2013 die Vergangenheit dieses Ortes. Schritt für Schritt können Sie hier die Ereignisse nachverfolgen. Nachdem Sie das backsteinerne Gründerzeit-Gebäude betreten haben, führt Sie ihr Weg noch heute in die düsteren Kellerräume. Indirektes Licht erhellt die kalten Flure mit ihren schweren Holztüren. An den rauen Klinkerwänden informieren Tafeln über die Geschichte des Nationalsozialismus. Wandzeichnungen und Inschriften der Gefangenen können Sie auch heute noch gut erkennen. In einem der hinteren Räume erinnert das Haus an die Schicksale der damals inhaftierten Menschen: Ihre Namen erscheinen im abgedunkelten Gedenkraum als Lichtinstallation. Im Archivraum erhalten Sie einen Einblick in die Häftlingsbiografien. Die Ausstellung berichtet auch von der Geschichte der NS-Justiz, der SA und der Wiederauffindung des SA-Gefängnisses Papestraße.
Das gibt es zu sehen
- die gut erhaltenen Hafträume von 1933
- Archivraum mit Informationen und Dokumenten rund um Häftlinge und Haftbedingungen
- Informationen über die Rolle der SA und der Opfer anhand von Fotoaufnahmen
- den Gedenkraum mit Lichtinstallation
Geschichte im städtischen Raum erleben
Auf der Papestraße befindet sich nicht nur das einstige SA-Gefängnis, sondern auch der Geschichtsparcours Tempelhof. Folgen Sie dem vorgegebenen Weg über das einstige Militärgelände und machen Sie an insgesamt 14 Stationen halt. Diese berichten unter anderem von den Eisenbahntruppen des deutsch-französischen Krieges. Auf dem Geschichtsparcours kommen Sie an einem historischen Hochbelastungskörper vorbei. Der riesige Betonzylinder stammt aus dem Jahr 1942. Als Baurelikt erinnert er an die von den Nationalsozialisten geplante monströse Welthauptstadt Germania. Mit ihm werden damals Belastungsproben des Bodens ausgeführt. Auf Basis dieser Kenntnisse sollte später das geheimnisvolle „Bauwerk T", ein überdimensionierter Triumphbogen errichtet werden. Dieser soll den Deutschen, die dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen sind, gewidmet sein. Doch dazu kommt es nicht: Der Betonklotz bleibt das alleinige Bau-Relikt, das an die von den Nationalsozialisten geplante Welthauptstadt Germania erinnert. Von einem benachbarten Aussichtsturm können Sie einen Blick einen Blick auf dieses Relikt des nationalsozialistischen Größenwahns werfen.
Unsere Tipps für Ihren Besuch im SA-Gefängnis Papestraße
Das Museum am Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße ist dienstags bis donnerstags sowie samstags und sonntags in der Zeit von 13-18 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist kostenfrei. Für Gruppenführungen können individuelle Termine ausgemacht werden. Jeden Sonntag gibt es kostenfreie öffentliche Führungen. Diese starten um 13 Uhr. Für die Anfahrt nutzen Sie den S-Bahnhof Südkreuz. Über den Ausgang General-Pape-Straße/Werner-Voß-Damm erreichen Sie das Gebäude innerhalb von fünf Minuten zu Fuß. Alternativ können Sie die Busse 184 und 248 zur Gontermannstraße oder die Linie M46 zur Haltestelle Südkreuz nutzen. Für Autofahrer steht das nahe gelegene Conti-Parkhaus am Bahnhof Südkreuz zur Verfügung. Weitere Stellflächen finden Sie auf der Werner-Voß-Straße sowie im Hinterhof des Gedenkortes.
Öffnungszeiten (Zusatzinfos)