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Torhaus mit Juliusturm
Zitadelle Spandau © Friedhelm Hoffmann / Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Tauchen Sie ein in Spandaus Geschichte

„Spandau gehört nicht zu Berlin“ – sagen manche Berliner und auch manche Spandauer - schon seit 100 Jahren.

 

Seit 1920 Teil von Berlin, hat sich die Havelstadt immer ein Stück Eigenständigkeit bewahrt. Bei einem Besuch der Zitadelle Spandau sollten Sie unbedingt im Neuen Zeughaus vorbeischauen. In dem renovierten Bau aus dem 19. Jahrhundert bringt Ihnen die Dauerausstellung im Erdgeschoss verschiedene Aspekte der Spandauer Stadtgeschichte näher. Ergänzend finden immer wieder wechselnde Sonderausstellungen zur Vergangenheit Spandaus statt.

Entstehung des Neuen Zeughauses

Über den größten Teil ihrer Geschichte dient die Zitadelle Spandau als Festung. Im Fall einer Belagerung können sich Bewohner der Residenzstadt Berlin hinter ihre Mauern zurückziehen und gegen den Feind verteidigen. Dafür benötigen sie Waffen, die im sogenannten Zeughaus lagern.

Während der Befreiungskriege zerstören französische Belagerer 1813 das „Alte Zeughaus“, wie es schon seit 1582 heißt. Seine Reste sind noch heute neben dem Neuen Zeughaus zu finden.

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. lässt nach der Rückeroberung die Zitadelle erweitern. Da Waffen und Artilleriegeschütze im kriegerischen Preußen einen hohen Stellenwert haben, entstehen in diesem Zusammenhang auch Pläne für ein neues, repräsentatives Zeughaus.

Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt der Bau des Neuen Zeughauses auf der Zitadelle, zwischen Südkurtine und der Bastion Königin. Die Arbeiten dauern von 1856 bis 1858, die Entwürfe stammen von dem Baurat Carl Ferdinand Busse. Ab 1830 ist Busse als Assistent des berühmten preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel bei der Oberbaudeputation im Einsatz. Später, ab 1849, leitet er die Berliner Bauakademie.

Wie bei anderen seiner Zweckbau-Entwürfe arbeitet sich Busse auch beim Spandauer Neuen Zeughaus am Vorbild seines berühmten Lehrers Schinkel ab.

Architektonische Besonderheiten

Als Gebäude aus der Zeit des preußischen Historismus vereint das Neue Zeughaus in seiner Fassade verschiedene Elemente, die für diesen Baustil typisch sind.

Der Baukörper selbst ist streng symmetrisch und hat einen einfach gegliederten rechteckigen Grundriss. Im ungewöhnlich hohen Obergeschoss sind Rundbogenfenster paarweise angeordnet.

Die Fensterbögen hebt Busse durch Dekorationen hervor, die durch den Kontrast von rotbraunen und sandsteinfarbenen Ziegeln entstehen. Auch die sandsteinfarbene Fassade ist durch schmale, rotbraune Ziegelbänder gegliedert. Beide Ziegelsorten stammen aus der Region, wenn auch aus unterschiedlichen Orten: die gelblichen Ziegel kommen aus Birkenwerder, während die rötlichen aus Rathenow stammen.

Direkt unter dem flachen Dach dekoriert Busse das Gebäude mit Rundbogenfriesen, die auf gestuften Konsolen ruhen. Damit weckt der Architekt Assoziationen mit den Stadtpalästen der italienischen Renaissance.

Der Innenraum teilt sich in ein niedriges Erdgeschoss, das durch eine Holzbalkendecke von dem sehr hohen, gewölbten Obergeschoß abgetrennt ist. Wie eine Kirche ist die Halle durch Säulen in zwei Schiffe mit je sechs Jochen mit Kreuzgewölben unterteilt.

Der Weg zum Stadtmuseum

Für etwa 60 Jahre dient das Gebäude als Lager für Waffen. Im Erdgeschoss stehen die Geschütze, im Obergeschoss sind Gerüste aufgestellt, die 24.300 Gewehre fassen.

Nach dem Ersten Weltkrieg ändert sich die Nutzung. Noch immer beherbergt das Gebäude Waffen, doch sind es nun gänzlich andere Waffen als Kanonen und Gewehre. 1935 richten die Nazis auf der Zitadelle das Heeres-Gasschutz-Laboratorium ein. Im Neuen Zeughaus entwickeln sie Teile von Nervengaskampfstoffen.

Ab 1958 dient das Gebäude als Lagerhaus und Kantine der Baufachschule, die zu dieser Zeit auf der Zitadelle einquartiert ist. In den nächsten Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Umbauten. Erst die Restaurierung zwischen 1988 und 1992 stellt wieder den ursprünglichen Raumeindruck her, den Sie auch heute sehen können.

1992 zieht schließlich das Stadtgeschichtliche Museum im Neuen Zeughaus ein. Dafür wird ein Kompromiss gefunden. So bleibt trotz des Einbaus moderner Technik die ehemalige Funktion des Gebäudes erkennbar.

Sammlung des Museums heute

Die Dauerausstellung des Museums beleuchtet die Geschichte und Entwicklung der Stadt Spandau. Sie ist in unterschiedliche Themengebiete unterteilt.

Zum einen erfahren Besucher mehr über den Naturraum und die Besiedlung der Gegend. So gibt es beispielsweise seit dem 13. Jahrhundert Wassermühlen in Spandau. Sie mahlen nicht nur Korn, sondern fungieren auch als Säge-, Gerbe-, Walk, Öl- und Pulvermühlen.

Interessant sind auch die Funde, die noch bis auf die slawische Befestigung zurückgehen, die vom 9. bis 12. Jahrhundert in der Nähe der Altstadt liegt: Pferdeschädel und eine kleine bronzene Pferdefigur, die auf einen typisch slawischen Pferdekult hinweisen.

Zum anderen gibt es auch über die Themen Stadtentwicklung, Stadtherrschaft und Kommunalverwaltung von Spandau einiges zu erfahren. Ein Beispiel für die schon erwähnte Eigenständigkeit Spandaus gegenüber Berlin ist der Neubau des Spandauer Rathauses. Bei der Grundsteinlegung 1911 heißt es:

„Mög‘ schützen uns des Kaisers Hand, vor Groß-Berlin und Zweckverband“.

Handwerk und Gewerbe sind ein weiteres Thema im Museum, beispielsweise repräsentiert durch das Wanderbuch von Carl Friedrich Dannenberg. Der Spandauer Tischler geht 1849 für ein Jahr auf Wanderschaft, so schreibt es ihm seine Zunft vor. Das Büchlein mit seinen Aufzeichnungen ist ein spannender Einblick in diese vergangene Zeit.

Spandaus Vergangenheit als Militär- und Festungsstadt spiegelt sich in Fotografien des Festungsgefängnisses in der Wilhelmstraße. Weitere Ausstellungsthemen behandeln die Industrialisierung vor Ort und das kulturelle Leben in der Havelstadt.

Unsere Tipps rund um das Stadtgeschichtliche Museum

Auf dem Gelände der Zitadelle gibt es noch mehr zu erkunden. In der Exerzierhalle finden Sie eine Ausstellung zu historischen Kanonen. In der Westkurtine gibt es das Archäologische Fenster mit spannenden Einblicken in die frühe Geschichte der Zitadelle. Mehr über die Geschichte der Burg und der Festung erfahren sie im Kommandantenhaus. Schauen Sie sich unbedingt auch im ehemaligen Proviantmagazin die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ an. Sie zeigt politische Denkmäler aus der Zeit Preußens, des Nationalsozialismus und der DDR, die mittlerweile aus dem Berliner Stadtbild verschwunden sind. Das Besondere: Die Besucher dürfen die meisten der Statuen und Büsten anfassen und sind eingeladen, sich kritisch den Exponaten auseinandersetzen.

Übrigens hat das Stadtgeschichtliche Museum Spandau noch eine weitere Niederlassung. Sie befindet sich im „Gotischen Haus“ in der Spandauer Altstadt. Von der Zitadelle laufen Sie dorthin etwa 700 Meter.

Praktische Infos von visitBerlin

Um zum Stadtgeschichtlichen Museum Spandau zu gelangen, nehmen Sie die U-Bahn-Linie 7 bis zur Haltestelle Zitadelle. Von dort laufen Sie etwa 500 Meter bis zu Zitadelle mit dem Neuen Zeughaus. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin WelcomeCard.

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