Katharina Grosse, Anne Imhof, Rosemarie Trockel, Ólafur Elíasson und Jonathan Monk, das sind nur einige der über 100 Berliner Künstler*innen, die STUDIO BERLIN im Techno-Club Berghain präsentiert. Die Ausstellung selbst versteht sich als Momentaufnahme, als Reflexion auf die aktuelle Situation, in der Kunst und Kultur nicht wie ursprünglich geplant, das Nachtleben so gut wie überhaupt nicht stattfinden darf und kann.
Gleichzeitig zeigt diese Kooperation zwischen dem Techno-Club Berghain und dem Kunstmäzen Christian Boros, wie sich erfolgreich neue Wege finden lassen. Ihr bekommt einen tollen Einblick in die Berliner Kunstszene. Hier können wir euch zwar nicht das Gesamtwerk der im Berghain ausgestellten Künstler*innen nahebringen. Aber wir hoffen, euch immerhin neugierig genug zu machen, um euch das eine oder andere Konzept etwas näher anzuschauen und mehr über Intention und Herkunft der Künstler*innen zu erfahren.
Tipp 1: Jessica Ekomane
Jessica Ekomane experimentiert mit Raum und Klang und zielt dabei bewusst darauf ab, wie diese beide Elemente unser physisches Erlebnis beeinflussen. In ihrem Stück „Comedown“ in der Panorama Bar bedient sich die Soundkünstlerin mit Elementen und Bruckstücken aus der Clubmusik, die beim Hörer sowohl Euphorie als auch Frustration auslösen. Nicht unbedingt tanzbar, aber hört mal rein und findet raus, wie sich diese Klanglandschaft für euch anfühlt.
Tipp 2: Khaled Barakeh
Es gibt Sprachen, deren Worte und Geschichten werden von rechts nach links gelesen, im Arabischen oder Hebräisch etwa. Und so tickt auch die Zeit in Khaled Barakehs Beitrag zur Gruppenausstellung im Berghain andersherum. Der aus Syrien stammende Konzeptkünstler und Aktivist macht mit seinen Werken auf Dissonanzen und Ungerechtigkeiten in bestehenden politischen und sozialen Strukturen aufmerksam. Dabei bezieht er sich auf einzelne Momentaufnahmen, die er mit seinen Werken für ein breiteres Publikum erlebbar und verstehbar machen möchte.
Tipp 3: He Xiangyu
Wenn He Xiangyu anfängt mit Materialien zu experimentieren, verwandeln diese sich meist in etwas völlig Anderes. So stellt der in China aufgewachsene Berliner Künstler unsere Wahrnehmung immer wieder vor die Herausforderung, sich mit dem Wandel, mit der Veränderung von Objekten zu beschäftigten. Nichts ist wie es ist – oder zumindest anders, als man glaubt. Bei STUDIO BERLIN zeigt er seine Skulptur „Asian Boy“.
Tipp 4: Oliver Laric
Es sind die Wesen zwischen zwei Welten die Oliver Laric faszinieren. Eine davon ist der Pan aus der griechischen Mythologie. Halb Mensch, halb Ziege ist der Waldgott Pan mit seiner Flöte ein Symbol für unbedarfte Fröhlichkeit. Mittels 3D-Scan lässt Laric die von ihm gefundenen Wesen an anderen Orten re-materialisieren. Der original Pan ist aus einem Stück antikem Marmor, der einem alten Brunnen entnommen wurde. Der Pan, den ihr im Berghain seht, ist aus Polyamid und Polyurethan.
Tipp 5: Shirin Sabahi
Die in Teheran geborene Künstlerin beschäftigt sich in ihren Videoarbeiten mit architektonischen Umgebungen. Was bedeuten diese entsprechend der Epoche und Zeitperiode, in der sie entstanden? Und wie wirken sie im Jetzt? Welche Rolle spielen als Raum für die Menschen, die sie nutzen? Mit „Lung“ dokumentiert die Künstlerin wie aus einer Traglufthalle (siehe Bild) über einem Berliner Schwimmbecken die Luft ausgelassen wird. Na, wisst ihr, wo das war in Berlin?
Tipp 6: Christine Sun Kim
Klänge sind Vibrationen, die etwa das Trommelfell zum Schwingen bringen. So hören wir. Aber Klang und Schall ist auch anderswo zu spüren, bringt Böden zum vibrieren und trifft uns mitten im Bauch. Christine Sum Kim ist taub, und genau deswegen hat die in Korea geborene Künstlerin auch Sound zum wichtigen Element ihrer Werke gemacht. Studio.Berlin zeigt Shoegazing, eine Installation, die ihr - passend zum Titel – dort findet, wo eure Schuhe den Boden berühren.
Tipp 7: Nasan Tur
Natur ist grausam, denn der Stärkere gewinnt. In der Regel. Anders bei der Skulptur, die Nasan Tur bei Studio.Berlin ausstellt. Sie ist Teil seiner Serie AGONY; in denen er die Gesetze umdreht. Opfer werden zu Siegern. Was haltet ihr von diesem Gedanken?
Tipp 8: Raphaela Vogel
Hereinspaziert, hereinspaziert: Raphaela Vogel schafft mit ihren Installationen und Videoprojektionen obskure Umgebungen, in denen ihr die Welt neu entdecken dürft. Kunsttheater sozusagen, Traumkino, medusenhaft magnetisch. Hinschauen! Im Studio.Berlin seht ihr das Video „9 architecture models“:
Tipp 9: Thea Djordjadze
Die Installationen dieser in Georgien geborenen Künstlerin sind schwer zu beschreiben, am besten wohl mit den Worten „nicht greifbar“. Djordjadze setzt alte und selbstgeformte Objekte neu zusammen, setzt dabei kunsthistorische, aber auch aktuelle Bezüge. Wer genau hinsieht, der erkennt aber vor allem eines, nämlich wie poetisch Wandel an sich sein kann.
Tipp 10: Alvaro Urbano und Petrit Halilaj
Beide Künstler beschäftigen sich mit Strukturen, mit Architektur und Raum. Der aus dem Kosovo stammende Petrit Halilaj setzt sich mit seinem Werk auch immer wieder mit der Geschichte seiner Heimat auseinander. Es geht um Zerstörung und Wiederaufbau. Urbano hat ursprünglich Architektur studiert. Auch er ist inspiriert von der Thematik der Unbeständigkeit und visualisiert in seinem Werk mögliche Zukunftsvisionen für vom Verfall betroffene Gebäude.
Tipp 11: Leila Hekmat
Leila Hekmat ist bekannt für ihre Kostüme, die sie für experimentelle Theatervorstellungen entwirft. Die Stücke, die sie teils selbst schreibt und für die sie auch Regie führt, werden meist vor kleinem Publikum gezeigt. Kostüm-Ausstattung ist Teil ihrer Ausstellung. Studio.Berlin zeigt ihren Magazine Shop.