Das Filmfest zeigt
aber auch die großen Produktionen wie Solo Sunny und Berlin Ecke Schönhauser,
bei denen der Prenzlauer Berg die Kulisse gibt.
Der Mauerfall, die Nachwendezeit und die Jugend im Prenzlauer Berg sind im
35. Jahr nach dem Herbst 1989 unser Thema.
Das Filmfest hat seinen Ursprung in einer einmaligen Aktion 2016 im Museum Pankow an der
Prenzlauer Allee. Danach fand es jährlich im großen Saal des Babylons statt, seit 2022 ist das Filmtheater am Friedrichshain in Prenzlauer Berg Heimstätte
des Filmfestes. Es gibt immer
wieder Themenschwerpunkte wie den Mauerbau oder Homosexualität in der DDR,
größtes Highlight in den letzten Jahren war sicherlich das intensive Screening
der Filme der Staatlichen Filmdokumentation, die von der DDR-Führung nicht zur
Veröffentlichung vorgesehen war. Die Prenzlauerberginale zeigt sie trotzdem.
Programm:
3.
September 2024, 18 Uhr und 20.30 Uhr Berlin-Prenzlauer
Berg: Begegnungen zwischen dem 1. Mai und dem 1. Juli 1990, Regie: Petra
Tschörtner, 75 Min., 1990 Petra
Tschörtner begibt sich am Tage und in der Nacht auf die Schönhauser Allee, ist
bei Polizei-Einsätzen zu nächtlicher Ruhestörung dabei, im Prater und im
Hackepeter beim Schwoof und mit Nachtschwärmern links und rechts der U-Bahn
unterwegs und stellt Fragen über die Zukunft. Im Vorfilm kommen rechte
Jugendliche zu Wort, die aus ihrer Welt erzählen. Zu Gast sind Hans Narva,
ehemals Bassist von Herbst in Peking und der Drehbuchautor Jochen Wisotzki.
10. September 2024, 19.30 Uhr & Zusatztermin am 11. September 2024, 19.30 Uhr Es
war einmal in Ost-Berlin..., Regie: Cathie Levy, 55 Minuten, 1990 Als
die französische Filmemacherin Cathie Levy vom Fall der Mauer hört, zieht sie
nach Ost-Berlin und spricht mit den Leuten vom Prenzlauer Berg. Da ist Britt,
die Heldin des Films, die sich Gedanken über die neue Reisefreiheit und den
beginnenden Ausverkauf des Prenzlauer Bergs macht, über die Abschiedsstimmung
auf allen Seiten. Die Kurzfilme Der Abend und Die Archäologen spüren einige Jahre
später den Geist der Nachwendezeit in der Kommandantur und einem Ramschladen
mit Ost-Produkten auf.
17. September 2024, 19.30 Uhr Wozu
denn über DIESE LEUTE einen FILM?, Regie Thomas Heise, 36 Min., 1980 In
Sachen H. und acht anderer, Regie Richard Cohn-Vossen, 29 Min., 1972 Einem
Freund des Regiestudenten Thomas Heise wird im Prenzlauer Berg das Moped
gestohlen. Anstatt zur Polizei zu gehen, begeben sich der Bestohlene und der
angehende Filmemacher selbst in die »Szene«, um die Diebe ausfindig zu machen. In
In Sachen H. und acht anderer findet ein Prozess vor dem Bezirksgericht
Prenzlauer Berg gegen Jugendliche vom Kollwitzplatz statt, die Kamera ist bis
zur Verurteilung immer dabei. Im
Vorfilm berichten Jugendliche von ihrer Wohnsituation zu Beginn der 80er Jahre.
24. September 2024, 19.30 Uhr & Zusatztermin am 25. September 2024, 19.30 Uhr Poesie
des Untergrunds - Prenzlauer Berg kontrovers 1976-1990, Matthias Aberle, 87
Min., 2009 Der
Prenzlauer Berg in Ost-Berlin: Transitraum der DDR-Künstlerszene zwischen Ost
und West. Ab den 1970er Jahren tauchen Künstler aus der "Realität, die
versagt hat", in die Prenzlauer Berger Hinterhoflandschaft ab. Unter ihnen
Persönlichkeiten wie Cornelia Schleime, Harald Hauswald, Sascha Anderson, die
Mitglieder der Punkbands Rosa Extra und Planlos. Im Prenzlauer Berg
experimentiert man zwischen Dadaismus und Punk, schreibt, fotografiert, malt,
musiziert und filmt. Bis die Mauer fällt.
Seit
drei Jahren zeigen wir die vom Bundesarchiv restaurierten und digitalisierten
Filme der Staatlichen Filmdokumentation (SFD) der
Reihe »Berlin Totale«. Damit
versuchte die DDR, sich propagandafrei selbst darzustellen. Die Filme sollten
die tatsächlichen Probleme des real existierenden Sozialismus zeigen.
Selbstverständlich bekam sie kein normaler DDR-Bürger zu sehen, sie wanderten
allesamt ins Archiv, erst späteren Generationen sollten sie gezeigt werden,
nämlich dann, wenn diese Probleme überwunden sein würden, der Kommunismus in
voller Blüte stand. Das
Projekt war finanziell nur schlecht ausgestattet, das Budget reichte für weite
Fahrten kaum aus, so dass ein Großteil der Filme in Mitte und Prenzlauer Berg
gedreht wurde. Was für uns ein großes Glück ist, können wir doch aus dem Vollen
schöpfen.
Am
17. September zeigen wir »Wohnungsprobleme«, der diese aus Sicht von
Jugendlichen zeigt. Zu Wort kommen auch die Direktorin der Schule und der
Abschnittsbevollmächtigte. In
der letzten Woche zeigen wir zwei Beiträge der SFD. Da ist einerseits der Film
»Rentnerwohnung«, in der das Ehepaar Tuch begleitet wird bei seinen
alltäglichen Arbeiten, von den Problemen beim Kohlen holen bis zu der
Sanierungsgeschichte des Hauses nach dem 2. Weltkrieg, von allem wird
berichtet. Im Anschluss wird im Film »Plakatanschläger« von
der Tätigkeit der Kleistermaxe berichtet, wie sie seinerzeit in Ost-Berlin
genannt wurden. Wo ist der beste Platz an der Litfaßsäule, wann die beste Zeit
zum kleistern, was sind Probleme aber auch Vorteile dieses Berufes.