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Der schwedische Trompeter Goran Kajfeš ist von klein auf mit Jazz aufgewachsen: Sein Vater Davor war Pianist des Zagreb Jazz Quartet und arbeitete mit John Lewis vom Modern Jazz Quartet zusammen.


Auf seinem eigenen künstlerischen Weg fand Kajfeš im Laufe der Zeit interessante Wege, unterschiedlichste Klänge aus Äthiopien, der Türkei und vom Saturn zu vereinen. Zugang und Inspiration zu Letzterem erhielt er über Sun Ra, der das mythologische Narrativ kreierte, selbst vom Saturn abzustammen.

Die groovenden Tracks seiner Projekte wie Oddjob oder Subtropic Orchestra ließen dabei immer viel Raum für Improvisation. Als virtuoser Trompeter ist Kajfeš für seine beeindruckenden Soli in Gruppen wie Nacka Forum und Gard Nilssens Supersonic Orchestra bekannt.

Mit seinem eigenen Projekt Tropiques liegt sein Fokus jedoch in erster Linie darauf, eindringliche Stimmungen und außerirdische Atmosphären heraufzubeschwören.

Kajfeš’ jüngstes Album „Tell Us“ besteht aus drei ausgedehnten Kompositionen für sein Kernquartett mit Pianist Alex Zethson, Bassist Johan Berthling und Schlagzeuger John Holmegard.

Deren Grooves werden von ausgeklügelten Streicherarrangements ergänzt – gespielt von Violinistin Josefin Runsteen und Cellist Leo Svensson Sander, die Kajfeš’ kinematische Vision gekonnt umsetzen. Und obwohl es einige Soli gibt, die immer wieder herausbrechen, geht es der Band im Wesentlichen darum, einen kollektiven Zauber zu entfalten.


Line-up

  • Goran Kajfeš – Trompete, Synthesizer
  • Alex Zethson – Klavier, Orgel, Synthesizer
  • Johan Berthling – Kontrabass
  • Johan Holmegard – Schlagzeug
  • Josefin Runsteen – Violine
  • Leo Svensson Sander – Cello


Kris Davis: „Diatom Ribbons“ (CA, US)

Als eine der facettenreichsten Pianist*innen und Bandleader*innen unserer Zeit ist Kris Davis eine Musikerin von unvergleichlicher technischer Vielfalt.

Ihre Arbeit ist stets von einem Blick für das große Ganze geprägt. Obwohl ihre Wurzeln im Post-Bop liegen, experimentiert Davis fortlaufend mit neuen Formen und Kontexten.

Sie hat mit Persönlichkeiten wie der Gitarristin Mary Halvorson, der Saxofonistin Ingrid Laubrock und dem Bassisten Eric Revis zusammengearbeitet. Zuletzt begeisterte ihre Improvisations-Combo Borderlands Trio das Publikum beim Jazzfest Berlin 2022.

Davis’ kreative Neugier hat zu einer Reihe spannender Projekte geführt, die die verschiedenen Facetten ihrer stetig wachsenden musikalischen Persönlichkeit aufzeigen. Doch bringt wahrscheinlich kein Projekt ihr kreatives Potenzial so sehr zur Geltung wie Diatom Ribbons.

Seit der Gründung des Ensembles im Jahr 2019 hat die Pianistin eine enge musikalische Verbindung zur Schlagzeugerin Terry Lyne Carrington und zur Turntablistin Val Jeanty aufgebaut und die anfängliche Ideenvielfalt der Band gekonnt gebündelt. Zu hören ist dies u. a. auf ihrem letztjährigen Album „Live at the Village Guard“, das verschiedene Groove-orientierte Strömungen – sei es der Avant-Funk von Ronald Shannon Jackson, das Erbe von Charlie Parker oder verschrobener R’n’B – verbindet. Die diesjährige Berlin-Premiere der Band wird komplettiert vom gleichermaßen vielseitigen Bassisten Nick Dunston.


Line-up

  • Kris Davis – Klavier
  • Val Jeanty – Turntable, Elektronik
  • Nick Dunston – Kontrabass
  • Terri Lyne Carrington – Schlagzeug


Joe Lovano Trio Tapestry (US)

Obwohl er wohl zu den wichtigsten Jazzsaxofonisten der letzten drei Jahrzehnte gehört, hat Joe Lovano nie aufgehört zu experimentieren und neue Kontexte zu erschließen. Während seiner Jahre bei Blue Note arbeitete er mit der Third-Stream-Ikone Gunther Schuller zusammen, experimentierte mit Opern, widmete sich dem Frank Sinatra Songbook und leitete zahlreiche Trios, Quartette und Quintette. Dabei leuchtet in seinem Spiel stets die gesamte Jazzgeschichte auf, während er mühelos durch neue, komplexe harmonische Gefilde navigierte. 2018 gründete Lovano mit dem Trio Tapestry sein wahrscheinlich bisher experimentellstes Projekt: eine Band ohne Bass, gemeinsam mit dem italienischen Schlagzeuger Carmen Castaldi und der außergewöhnlichen amerikanischen Pianistin Marilyn Crispell, die am Eröffnungsabend des diesjährigen Jazzfest Berlin ein seltenes Solo-Konzert gibt. 

Auf inzwischen drei Alben verfolgt das Trio einen sehr offenen Austausch musikalischer Ideen. Lovanos kontemplative Kompositionen auf dem atemberaubenden Track „Our Daily Bread“ etwa ermöglichen ein ausgeprägtes Zusammenspiel und beschwören zudem sich ständig wandelnde Improvisationen. Das federleichte Beckenspiel von Castaldi gibt Crispell endlosen Freiraum und schafft immer neue Klanggewebe, die sich unter den suchenden Linien Lovanos wiegen und dabei eine ganz eigene Sprache entwickeln. Und selbst wenn ein Großteil der Musik aus leichten Balladen besteht, können die Musiker*innen, wenn sie wollen, auch aufs Gas treten und ordentlich swingen. 

Line-up

Joe Lovano – Tenorsaxofon, Tárogató, Gongs

Marilyn Crispell – Klavier

Carmen Castaldi – Schlagzeug, Perkussion

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