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Hobbitland in der Plattenbausiedlung. Ein Spaziergang durch das Dorf Alt-Marzahn.

Die markante Marzahner Hochhaussilhouette– wer kennt sie nicht: Die in typischer DDR-Architektur errichteten Plattenbauten sind zu Erich Honeckers Zeiten die Superlative einer Großsiedlung in Deutschland. Hier entstehen Ende der 1970er Jahre hunderttausende neue Wohnungen!


Die ehemals graue Tristesse der Platte in Marzahn ist mittlerweile vielerorts bunter Farbenvielfalt gewichen. Und es gibt Platz für überraschende Entdeckungen: Umgeben von den Hochhausblöcken behauptet sich unbeirrt ein kleines Dorf, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter reichen, das Angerdorf Alt-Marzahn. Mit Dorfkirche, Windmühle, Tierhof, Kopfsteinpflaster und in der Mitte eine grasgrünen Wiese unter hohen alten Bäumen! Hier gibt es einen traditionellen Bauerngarten, Kopfsteinpflaster und einen 300 Jahre alten denkmalgeschützten Bauernhof, auf dem ein bäuerlicher Betrieb mit brandenburgischen Nutztieren geführt wird, wie er um 1900 typisch war.

Zwar mangelt es im Bezirk Marzahn-Hellersdorf nicht an weiteren kleinen Dörfern, wie beispielsweise Biesdorf mit seinem Schloss, Mahlsdorf mit seiner Bruno-Taut-Siedlung oder Kaulsdorf mit der uralten Kirche, aber das kleine märkische Angerdorf Alt-Marzahn ist eine Besonderheit. Romantisch und verschlafen liegt es mitten zwischen hohen DDR-Plattenbauten. Das war nicht immer so. Das erstmals 1300 erwähnte und im Dreißigjährigen Krieg fast völlig verwüstete Dorf erhielt seine heutige Form zwei Mal. Zuerst als es 1764 unter 19 Siedlerfamilien aus der Pfalz aufgeteilt wird und dann noch einmal im Rahmen der Komplexen Stadterneuerung 1984 - 1988.

Das heutige Dorf ist im Grunde ein DDR-Disney-Land, eine Nachbildung. Hierfür wurden etliche historisierende bäuerliche Gebäudestrukturen neu errichtet und von der öffentlichen Hand genutzt und die große das Dorf zerschneidende Landsberger Allee um das Dorf herumgeführt.

Schauen Sie im KulturGut vorbei. Werfen Sie einen Blick in den prächtigen blühenden Bauerngarten: Bei einer Führung lernen Sie noch einiges über Obst, Gemüse und Kräuter. In der Keramikwerkstatt „Schamottchen“ können Sie nach Herzenslust zwischen handbemalten Fliesen, Schalen, Töpfen und feiner Gartendekoration stöbern. Hier gestalten Marzahnerinnen und Marzahner Keramik und präsentieren ihre Arbeiten zum Verkauf.

Schlendern Sie weiter zur ehemaligen Dorfschule mitten auf dem malerischen Anger, welches heute ein modernes, kleines Bezirksmuseum beherbergt. Mit interessanten Wechselausstellungen beleuchtet es Geschichte und Kultur des nordöstlichsten Bezirks Berlins. Schräg gegenüber in einem Scheunennachbau aus DDR-Zeiten sehen Sie die Dauerausstellung zur mehr als 10.000-jährigen Geschichte der Region.

Gleich dahinter erhebt sich die alte vom Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler entworfene Dorfkirche mit einem Taufstein aus der Spätrenaissance und einer so beeindruckenden Akustik. Hier finden deshalb regelmäßig Konzerte statt.

Wenn Sie den Hahn krähen hören und vorbeigehen an Ziegen, Gänsen und Schafen, die neugierig an den Weidezaun kommen, dann haben Sie den Tierhof Alt-Marzahn erreicht, wo Nutztiere aus der Mark Brandenburg aber auch seltene Haustierrassen gehalten werden.

Erklimmen Sie nun den Grashügel hinter dem Tierhof und Sie stehen vor der großen Windmühle des Dorfes, der Bockwindmühle.
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