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Knorr Werkzeugmaschinenfabrik
© visitBerlin, Foto: Steve Simon

Werkzeugmaschinenfabrik (ehem. Hasse & Wrede)

Drehbänke und Detonationskörper

Die Werkhalle der Knorr-Bremse AG in Marzahn beeindruckt mit ihrer schieren Größe und sachlich-kühlen Architektur.

Die Adresse verrät es schon: in der Georg-Knorr-Straße 4 befindet sich ein Teil der Knorr-Bremse AG. Das Unternehmen ist eine Berliner Erfolgsgeschichte: vor mehr als 110 Jahren von Georg Knorr an der Spree gegründet, ist es heute Weltmarktführer für Bremssysteme und in über 30 Ländern vertreten. 

In Marzahn finden Sie heute das riesige Areal der Knorr-Bremse Werkzeugmaschinenfabrik, ehemals Hasse & Wrede. Dank seiner sachlich-modernen Industriearchitektur steht die Fabrik unter Denkmalschutz, doch es gibt Pläne, das umliegende Gelände am Standort zu einem Quartier aus Wohnungen und Gewerbe zu machen. 

Das Geschäft brummt

Schon in den 1910er Jahren leistet die Knorr-Bremse AG sich einen repräsentativen Stammsitz in der Neuen Bahnhofstraße am Ostkreuz. Es folgt die Erweiterung des Geländes über die Ringbahntrasse hinaus. 
Und als sich die Konjunktur von den Folgen des Ersten Weltkriegs wieder erholt, kann das Unternehmen die hohe Nachfrage kaum befriedigen. Zu den bisherigen Abnehmern im Bereich Schienenfahrzeuge gesellen sich mehr und mehr Straßenfahrzeuge. Bis Ende der 1930er Jahre fährt ein Großteil der Lastkraftwagen mit Knorr-Bremsen. Das Geschäft brummt also – buchstäblich.

Knorr Werkzeugmaschinenfabrik
© visitBerlin, Foto: Steve Simon

Übernahme von Hasse & Wrede 

Anfang der 1920er Jahre, die Knorr-Bremse AG braucht mehr Produktionsfläche. Eine Lösung für dieses Problem: die Beteiligung an der Carl Hasse & Wrede GmbH. Die Firma ist auf die Produktion von Maschinenbauteilen spezialisiert. 
Als nach dem Ersten Weltkrieg die Aufträge ausbleiben, schrumpft die Zahl der Mitarbeiter von Hasse & Wrede auf 130, ungefähr ein Zehntel der Vorkriegs-Belegschaft. Eine win-win-Situation: Knorr gibt Hasse & Wrede eine neue Geschäftsgrundlage und erhält im Gegenzug einen leistungsfähigen Zulieferer von Werkzeugmaschinen. 

Maschinen braucht das Land

Im Lauf der 1930er Jahre wächst das Geschäft rasant. Die Belegschaft verzehnfacht sich gegenüber 1933 auf mehr als 4.000 Personen, der Umsatz steigt in sechs Jahren bis 1938 um das zwanzigfache. Auch die Auslandsgeschäfte von Hasse &Wrede gehen gut, insbesondere die Sowjetunion nimmt Maschinen ab. 

Erst 1938 hat Hasse &Wrede das Werk IV in Britz übernommen, ein Musterwerk auf dem Gelände einer ehemaligen Eisengießerei. Es reicht nicht aus und noch im selben Jahr steht der Entschluss: die Produktion wird an einen großzügigen neuen Standort verlagert.

Industriegebiet 15 

Der Firmenvorstand spricht 1938 bei Nazi-Architekt Albert Speer vor, damals der Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt. Hasse &Wrede erhält ein 400.000 Quadratmeter großes Baugelände in Marzahn, im Industriegebiet 15 der Generalbauinspektion. 

Um die Fabrik an dieser Stelle bauen zu können, hebt der Oberbürgermeister der Reichshauptstadt auch den besonderen Schutz von Teilen des Marzahner Friedhofs auf. Die Speer direkt unterstellte „Baugruppe Pückel“ erhält den Auftrag zur Planung und Konstruktion der neuen Werkzeugmaschinenfabrik. Das Vorhaben schafft es im Sommer 1939 zwar noch nicht auf die „Liste der staatspolitisch dringlichen Bauten“, doch nach Kriegsausbruch schreitet der Bau schnell voran. Im August 1940 wird Richtfest gefeiert, Mitte 1941 die Produktion aufgenommen. Kostenpunkt: über 16 Millionen Reichsmark. 

Industriearchitektur - modern und monumental 

Die Architektur der Werkzeugmaschinenfabrik ist sachlich. Mit ihren durchgängigen Fensterbänken erinnert die Fassade zwar an Gebäude der klassischen Moderne. Doch die monumentalen, einschüchternden Ausmaße lassen den Betrachter nicht vergessen, dass die Fabrik aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt. 
Das Hauptgebäude ist mit nur zwei Geschossen niedrig, aber langgestreckt, 200 Meter lang, um genau zu sein. In perfekter Symmetrie ist der Haupteingang in der Mitte angeordnet, über dem Eingang ist der Firmenname „Knorr-Bremse“ in großen Granitbuchstaben angebracht. An diesem zentralen Teil des Fabrikkomplexes zitiert die Architektur auch klassizistische Bauelemente: Granitsäulen rahmen die großflächigen Fenster ein, ein Sims hebt den Eingangsbereich vom Rest der Werkshalle ab. 

Knorr Werkzeugmaschinenfabrik
© visitBerlin, Foto: Steve Simon

Die größte Spezial-Werkzeugmaschinenfabrik Europas

Die Fassade beeindruckt jeden Besucher mit ihren enormen Maßen. Dabei sollten Sie sich klar machen, dass das gesamte Fabrikgebäude aus vier Flügeln von 200 Metern Seitenlänge besteht. Sie umschließen zwei Innenhöfe, wo sich die Arbeiter früher in sogenannten Kauen waschen können. 
An die Höfe schließt sich eine der damals größten Industriehallen Deutschlands an. Zweiundzwanzig Werkhallen reihen sich als Joche aneinander, Licht fällt von oben durch Shed-Dächer hinein. Die Gesamtfläche: 40.000 Quadratmeter, auf denen während des Krieges mehr als 4.000 Menschen arbeiten. Die Fabrik stellt verschiedene Maschinen her, wie zum Beispiel: 

  • Hartmetalldrehbänke und Werkzeugmaschinen 

aber auch sogenannte kriegswichtige Gegenstände: 

  • Panzergetriebe 
  • Granatwerfer 
  • Zünder 

 

Während des Zweiten Weltkriegs geht der Betrieb unaufhörlich weiter: da das Gebäude bis auf einige Bombentreffer nahezu unbeschädigt bleibt, ist am 20.4.1945 der letzte Arbeitstag in Marzahn. Am nächsten Tag besetzen sowjetische Truppen die Werkanlagen. 

Wechselnde Eigentümer, fast ununterbrochener Betrieb

Die Sowjets montieren Maschinen und Innenausstattung der Fabrik beinahe vollständig ab und schicken sie in insgesamt 698 Waggons in die Stadt Rjazan nahe Moskau. 1949 geht das Marzahner Stammwerk von Hasse & Wrede in Staatsbesitz über und heißt ab 1950 VEB Berliner Drehautomatenwerk. 
In den kommenden Jahrzehnten produziert die DDR hier wieder Werkzeugmaschinen. 1991 erwirbt die Knorr-Bremse AG ihren ehemaligen Besitz zurück, ein insgesamt fast 300.000 Quadratmeter großes Gewerbegelände. 

Unsere Tipps rund um die Werkzeugmaschinenfabrik

Da in der Fabrik nach wie vor produziert wird, ist eine Besichtigung des Geländes nicht möglich. Spazieren Sie einmal um die Anlage herum, um sich die riesigen Ausmaße des Komplexes bewusst zu machen. 

  • Falls Sie nach so viel Industriearchitektur Lust auf ein Kontrastprogramm haben, sollten Sie sich im historischen Angerdorf Alt-Marzahn umsehen. Fahren Sie hierzu mit der Tramlinie M6 in Richtung Risaer Str. von der Haltestelle Gewerbepark Georg Knorr ab und steigen Sie nach drei Haltestellen am Freizeitforum Marzahn aus. 
  • Von der hübschen dörflichen Atmosphäre mit Kopfsteinpflaster und Bockwindmühle ist es auch nicht weit zum Erholungspark Gärten der Welt. Nehmen Sie hierzu von der Haltestelle Rebhuhnweg die Buslinie 195 in Richtung S-Bahnhof Mahlsdorf und steigen Sie an der Haltestelle Eisenacher Str./Gärten der Welt wieder aus. 

Praktische Tipps von visitBerlin 

Zur Werkzeugmaschinenfabrik in der Georg-Knorr-Straße 4 fahren Sie am besten mit der S-Bahn bis zur Haltestelle Berlin-Marzahn. Von dort erreichen Sie das Gebäude in 6 Minuten zu Fuß. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.