Viermächte-Status und Wiederaufbau Berlins (1945-1950er)
Vier Sektoren Stadt
Die Alliierten teilten Berlin auf der Konferenz von Jalta in vier Sektoren ein – Frankreich kontrollierte den nordwestlichen, England den westlichen und die USA den süd-westlichen Teil der Stadt. Der gesamte Ostteil Berlins verblieb unter der Aufsicht der Sowjetunion. Der von der sowjetischen Stadtkommandantur eingesetzte Magistrat mit dem Oberbürgermeister Arthur Werner musste nach der ersten Wahl zur „Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin“ einer SPD-Regierung unter Otto Ostrowski (SPD) weichen. Die zunehmenden Spannungen zwischen den Siegermächten führten zum weltweit wirkenden „Kalten Krieg“, der sich in Berlin auf der Mikroebene abbildete.
Blockade und Luftbrücke
Der Versuch der Sowjets, die West-Sektoren Berlins mit der Blockade des Schienen- und Straßenverkehrs an die wirtschaftliche Versorgung durch Ost-Berlin und das sowjetisch kontrollierte Umland zu binden, scheiterte an der „Luftbrücke“. Um die eigenen Soldaten und die Berliner zu unterstützen, flogen die Vereinigten Staaten von Amerika und England vom Juni 1948 bis zum Mai 1949 rund 2,34 Millionen Tonnen an Kohle, Nahrungsmitteln und Baustoffen über die Flughäfen Tempelhof und Tegel sowie die Berliner Seen ein.
Der Oberbürgermeister Berlins
Als Symbol für Berlins Widerstandswillen gegen das sowjetische Annexionsstreben beeindruckte der Stadtrat Ernst Reuter (SPD) die Bevölkerung und die westlichen Alliierten. Seine Rede an die „Völker der Welt“ verfolgten am 9. September 1948 ca. 300.000 Menschen vor dem Reichtagsgebäude. Nur drei Monate später wurde Ernst Reuter mit absoluter Mehrheit zum Oberbürgermeister von West-Berlin gewählt. Fünf Tage vorher, am 30. November, war es zur politischen Spaltung Berlins gekommen. In Ost-Berlin hatte die Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) die Absetzung des Magistrats forciert, woraufhin Friedrich Ebert, Sohn des ersten Reichspräsidenten, zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt worden war. Seinen Geltungsanspruch schränkten die westlichen Militärbehörden auf den Ostsektor der Stadt ein.
Hauptstadtfrage
Sowohl die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland (23. Mai 1949) als auch die der DDR (7. Oktober 1949) erhoben Anspruch auf Groß-Berlin. Für West-Berlin blieb der alliierte Sonderstatus bis zur Wiedervereinigung 1990 erhalten. Bundeshauptstadt und Regierungssitz der BRD wurde Bonn, Ost-Berlin zur Hauptstadt der DDR.
Stadtentwicklung Ost und West
Der von der sowjetischen Militärregierung 1945 mit der Entwicklung eines Wiederaufbaukonzepts für das stark zerstörte Berlin betraute Stadtbaurat Hans Scharoun war ein Visionär. Seine 1946 vorgestellten Pläne sahen den fast vollständigen Abriss der noch vorhandenen Baustruktur und die Einteilung der Stadt in Funktionszonen vor. Stattdessen beschloss die DDR „Sechzehn Grundsätze des Städtebaus“, sprengte das Stadtschloss zugunsten eines Demonstrationsplatzes und erbaute ab 1951 mit den neoklassizistischen Bauwerken in der Stalinallee (heutige Karl-Marx-Allee) die „erste sozialistische Prachtstraße“ des Landes. Im Westteil Berlins entwickelte sich der Bereich zwischen Zoologischem Garten, Kurfürstendamm und Ernst-Reuter-Platz zum neuen Zentrum für Handel, Verwaltung und Kultur. 1957 präsentierte die Internationale Bauausstellung (Interbau) die in Zusammenarbeit mit weltbekannten Architekten wie Le Cobusier, Oscar Niemeyer, Walter Gropius u. v. a. entstandenen Bauten im Hansaviertel sowie die Kongresshalle im Großen Tiergarten. Die einhunderttausendste mit öffentlichen Mitteln gebaute Wohnung in West-Berlin wurde am 21. Juni 1957 übergeben.
Aufstand 17. Juni
Im Bezirk Friedrichshain traten am 16. Juni 1953 Ost-Berliner Bauarbeiter in den Streik gegen eine von der DDR-Regierung verordnete Arbeitsnormenerhöhung. Daraus entwickelte sich ein Volksaufstand, der am 17. Juni mit Demonstrationen und Protesten in der ganzen DDR den Rücktritt der Regierung und Neuwahlen forderte. Die DDR-Führung flüchtete nach Berlin-Karlshorst zu den sowjetischen Behörden. Diese verhängte den Ausnahmezustand und ließ den Aufstand mit Panzern, 20.000 Soldaten und 8.000 Angehörigen der Kasernierten Volkspolizei niederschlagen. Der am 4. August vom Deutschen Bundestag als „Tag der deutschen Einheit“ erklärte 17. Juni forderte mindestens 55 Tote. Ihm folgten umfangreiche Verhaftungen und Strafverfahren mit Todesurteilen oder langjährigen Haftstrafen in Zwangsarbeiterlagern.