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Titania-Palast
Titania-Palast © Landesdenkmalamt Berlin, Foto: Wolfgang Bittner

Titania-Palast

Lichter der Großstadt

Der Titania-Palast gehört zu den wenigen erhaltenen Berliner Kinos aus der glamourösen Anfangszeit des Tonfilms.

Berlin während der Goldenen Zwanzigerjahre. Die Großstadt lockt, und die Menschen strömen in die Lichtspieltheater. Am Übergang von der Ära des Stummfilms zum Tonfilm entsteht 1927/28 in Steglitz ein Filmpalast, der mit seiner luxuriösen Ausstattung den Kinobesuch zu etwas Besonderem macht.

Strenge Form und raffinierte Lichtarchitektur

Die Architekten Ernst Schöffler, Carlo Schloenbach und Carl Jacobi gestalten den Titania-Palast außen mit den markanten Formen der Neuen Sachlichkeit. Typisch für die Architektur der 1920er Jahre: das Zusammensetzen mehrerer würfelförmiger Baukörper. Die schlichten Fassaden gliedern sie durch waagerecht verlaufende Mauerstreifen, gekreuzt von schmalen, senkrechten Fenstern. Im unteren Drittel sind diese von Rundbögen eingefasst, der Architekturkritiker Leo Adler spottet 1928 über das „Durcheinander der äußeren Erscheinung“.
Das ungewöhnlichste Merkmal des Baus ist der ca. 30 Meter hohe Turm an der Ecke des Gebäudes. Dessen Beschreibungen reichen von „Dampferschornstein“ bis hin zu „Himmelsleiter“.

Nachts verwandelt sich das Gebäude und offenbart, welchen Aspekt Schöffler, Schloenbach und Jacobi beim Titania-Palast in den Mittelpunkt stellen wollen: die Lichtarchitektur. Das elektrische Licht, Symbol der pulsierenden Großstadt Berlin, findet auf unterschiedliche Weise Einsatz. Durch 27 Leuchtstreifen aus Opalglas wird der Eckturm nachts zu einem Lichtturm, der das Kino von weithin sichtbar macht. Der Kinoname TITANIA PALAST ist in Neon-Leuchtröhren angebracht, die Ankündigungen für die Filme über dem Eingang leuchten ebenfalls.

Selbst Leo Adler, der sonst über das Gebäude nicht viel Gutes zu berichten hat, hebt anerkennend hervor:

„In der Verwendung neuzeitlicher Beleuchtungstechnik kann der
Steglitzer Titania-Palast vorläufig wohl als Gipfelleistung bezeichnet werden.“

Luxus und organische Elemente

Aufgrund von Umbauten in den 1950er und 1960er Jahren ist heute von der Innenausstattung des Titania-Palasts nichts übrig geblieben. Im Januar 1928, als das Kino mit der Aufführung des Stummfilms Der Sprung ins Glück eröffnet, sind die Filmstars und Premieren-Gäste von dem Kontrast zwischen dem sachlich-strengen Äußeren des Baus und dem luxuriös ausgestatteten Kinosaal im Innern überrascht.

Ein großes Art-déco-Foyer, mit rotem Velours bespannte Wände und vergoldete Elemente vermitteln Exklusivität. Der für etwa 2.000 Zuschauer ausgelegte Saal ist in weichen, organisch-fließenden Formen gestaltet: Eine runde Lichtkuppel an der Decke, geschwungene Wände und muschelförmige Bögen rund um die Leinwand entführen die Zuschauer damals in einen Tempel des modernen Mediums Film.

Kulturelle Bedeutung des Titania-Palasts

Von seiner Eröffnung an bis in die Nachkriegszeit ist der Titania-Palast mehr als nur ein Kino: Er wird zu einem wichtigen kulturellen Zentrum in Steglitz. Vor dem Zweiten Weltkrieg finden hier neben Filmvorführungen auch Theateraufführungen statt. Im Oktober 1929 flackert der erste Tonfilm über die Leinwand. Das Kino ist sogar dafür ausgelegt, Platz für ein bis zu 60 Personen starkes Orchester zu bieten. Nicht zuletzt deshalb ist es im Mai 1945 Aufführungsort des ersten Nachkriegskonzerts der Berliner Philharmoniker. Und am 4. Dezember 1948 findet im Titania-Palast die Gründungsfeier der Freien Universität Berlin statt.

Nach dem Umbau in den Sechzigerjahren mieten Einzelhandelsgeschäfte für mehrere Jahrzehnte die Räume. Mitte der 1990er Jahre entstehen Pläne für einen Umbau und die erneute Nutzung als Kino, 1995 findet die erste Filmvorführung seit 30 Jahren statt. Das heutige Kino besitzt sieben Vorführsäle und hat mit dem Titania-Palast der 1920er Jahre nur noch die Fassade und den Namen gemein.

Unsere Tipps rund um den Titania-Palast

Nach einem Besuch des Titania-Palasts lädt die Steglitzer Schloßstraße zu einem Einkaufsbummel ein. Ganz in der Nähe stoßen Sie auf ein Wahrzeichen des Stadtteils: den Bierpinsel, einen Turm im Stil der Architektur der 1970er Jahre.

Interessieren Sie sich für weitere Beispiele Berliner Kino-Architektur? In der Karl-Marx-Allee befinden sich das Kino International und das ehemalige Kino Kosmos aus den 1960er Jahren. Am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte steht das zeitgleich zum Titania-Palast entstandene Babylon im Stil der Neuen Sachlichkeit.

Praktische Infos von visitBerlin

Sie erreichen den Titania-Palast mit der U-Bahn-Linie 9 am Walther-Schreiber-Platz. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.