Direkt zum Inhalt
Berliner Mauer, Mauerstück nach 1989
Berliner Mauer, Mauerstück nach 1989 © GettyImages, Foto: 7000

Berlin im „Kalten Krieg“

Leben in zwei Welten

Die Spannungen zwischen den USA und der UdSSR werden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs größer und größer. Ausschlaggebend sind die Auseinandersetzungen um die Zukunft Deutschlands, aber man kommt sich auch weltweit ins Gehege. Politische und ideologische Unterschiede entwickeln sich zu einer tiefen Spaltung zwischen West und Ost, die von beiden Seiten stark wahrgenommen und forciert wird. Die Zeit dieser bedrohlichen Spaltung ist in die Geschichte als "Kalter Krieg" eingegangen.

1961: Die Berliner Mauer wird errichtet

Im Juni 1961 steigt die Zahl der DDR-Bürgerinnen und Bürger, die in den Westen übersiedeln, auf rund 31.400 Personen. Um einen weiteren Anstieg der über West-Berlin aus der DDR flüchtenden Menschen zu verhindern, beschließt die DDR-Regierung eine rigorose Abriegelung der Grenze

Am 13. August 1961  beginnt der Bau der Berliner Mauer entlang der Sektorengrenze. Diese Mauer, an der in den folgenden Jahren eine Vielzahl von Menschen, die in den Westen flüchten wollen, den Tod finden, wird bis zum Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 aufrecht stehen. Im November 2024 wird in Berlin das 35. Jubiläum des Mauerfalls gefeiert.

Mauerbau an der Straße des 17. Juni 1961
© SBM, Foto: unbekannt

1961 - 1989: Leben mit und in der DDR

Die Abriegelung der Grenze ist radikal, jeder Kontakt zwischen Bürger:innen in West-Berlin und im Ostteil der Stadt wird blockiert. Zehn Jahre wird es dauern, bis Ost- und West-Berlin im Jahr 1971 über zehn direkte Telefonleitungen miteinander verbunden werden. 

Berliner Mauer vor dem Mauerfall
Berliner Mauer vor dem Mauerfall © GettyImages, Foto: Frank-Andree

Am 26. Juni 1963 bekennt sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika John F. Kennedy zur Freiheit der West-Sektoren mit den Worten: „Ich bin ein Berliner“

Im gleichen Jahr wird das Passierscheinabkommen geschlossen:  Es ermöglicht in den Jahren 1963, 1964, 1965 und 1966 Besuche von West-Berliner:innen bei Verwandten im Ostteil der Stadt. 

Immer wieder gibt es ebenso Konfrontationen wie auch Bemühungen: Eine Plenarsitzung des Deutschen Bundestages am 7. April 1965 in der Berliner Kongresshalle beschreibt die Existenz des DDR-Staates als Provokation und sperrt temporär den Transitverkehr. Währenddessen überfliegen sowjetische „Düsenjäger“ zur Störung der Sitzung das Gebäude in geringer Höhe. 

Es ist der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin Willy Brandt, der nach seiner Wahl zum Bundeskanzler am 21. Oktober 1969 seine „Neue Ostpolitik“ der kleinen Annäherungsschritte beginnt, für die er 1971 den Friedensnobelpreis erhält. 

Die 1968er Jahre in West-Berlin

In den 1960er Jahren wird West-Berlin von politischen Unruhen geprägt. Die Unruhen erreichen am 2. Juni 1967 ihren Höhepunkt: Ein Polizist erschießt bei einer Protestaktion  gegen den Berlin-Besuch des Schahs von Persien auf offener Straße den Studenten Benno Ohnesorg.

Die zögerliche Tataufklärung, aber auch die polarisierende Berichterstattung der Bild-Zeitung radikalisieren weite Teile der Student:innen-Bewegung. Als der führende Kopf der Student:innen-Bewegung Rudi Dutschke am 11. April 1968 bei einem Attentat fast ums Leben kommt, nimmt die politische Radikalisierung weiter Fahrt auf: Die 1966/1967 entstandene Außerparlamentarische Opposition (APO) zerfällt in Parteigänger:innen der SPD, Begründer:innen der Neuen sozialen Bewegungen aber auch in radikale Splittergruppen wie die terroristische Rote Armee Fraktion (RAF).

Die 1970er Jahre: eine vorsichtige Ost-West-Annäherung

Nach der Unterzeichnung des Vier-Mächte-Abkommens zu Berlin am 3. Juni 1972 treten verschiedene Folgeabkommen in Kraft: Die Erleichterung des Transitverkehrs am 17. Dezember, die Erleichterung des Reise- und Besuchsverkehrs am 20. Dezember sowie die „Vereinbarung über die Regelung der Frage von Enklaven durch Gebietsaustausch“. Sie sorgen für eine vorsichtige Annäherung zwischen West-Berlin und dem Ostteil der Stadt. Weitere nachbarliche Beziehungsverbesserungen werden durch den Grundlagenvertrag vom 21. Juni 1973 erreicht.

Das West-Berlin der 1980er Jahre

In den 1980er Jahren wachsen in West-Berlin neue soziale und politische Probleme: In Kreuzberg beginnen junge Leute die zum Teil langjährig leerstehenden Wohnungen als „Instandbesetzer“ einzunehmen und probieren dort alternative Wohnformen aus. 

In den Jahren 1980 und 1981 gelingt es, über 160 besetzte Häuser durch Verhandlungen mit Besitzer:innen und Senat in legale Wohnverhältnisse zu überführen. Die übrigen Besetzungen jedoch räumt der Berliner Senat, begleitet von Protestaktionen und Straßenschlachten. Eine Tragödie ist der Tod des Hausbesetzers Klaus-Jürgen Rattay, der bei einer Demonstration von einem BVG-Bus tödlich verletzt wird. 

Gleichzeitig entwickelt sich Berlin in den 1980er Jahren zu einem Pool für Kreativität. Die Band Ideal feiert ihre größten Erfolge mit Stücken wie „Wir stehn auf Berlin“ und lösen mit ihrem legendären Rockpalast-Auftritt in der Waldbühne die „Neue Deutsche Welle“ aus. Beim Abschlusskonzert der Konzerttournee zu ihrem zweiten Album „Der Ernst des Lebens“ tritt Ideal zugunsten der Berliner Hausbesetzerinnenszene auf.

Die Stadtentwicklung in Ost & West

In beiden Teilen Berlins entstehen zwischen 1961 und 1989 eindrucksvolle Bauwerke: 

Der Entwicklung des Zentrums der „Hauptstadt der DDR“ zwischen Alexanderplatz und Marx-Engels-Platz, dem Palast der Republik oder auch den „Plattenbausiedlungen“ in Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf im Osten stehen im Westteil die Neue Nationalgalerie  von Mies van der Rohe, der Neubau der Staatsbibliothek oder die Philharmonie von Hans Scharoun, das Internationale Kongresszentrum (ICC) sowie die  Hochhaussiedlungen Gropiusstadt, Märkisches Viertel und Falkenhagener Feld gegenüber. 

Auf westlicher Seite soll dreißig Jahre nach der großen Internationalen Bauausstellung Interbau von 1957 die Internationale Bauausstellung 1984/1987 die Innenstadt West-Berlins mit kritischer Rekonstruktion und behutsamer Stadterneuerung als Wohnstandort zurückgewinnen.

Die 750 Jahr-Feier im Jahr 1987

1987 wird die Parallelexistenz von West-Berlin und der Hauptstadt der DDR besonders spürbar:

Die Feierlichkeiten zum 750-jährigen Stadtjubiläum von Berlin finden getrennt statt. In beiden Teilen Berlins sind im Vorfeld der 750-Jahr-Feier städtebauliche Maßnahmen umgesetzt worden: Der Westen gestaltet unter anderem den Breitscheidplatz und beschließt den Bau des Deutschen Historischen Museums, während die DDR das Nikolaiviertel,  Berlins ältestes Wohnviertel rund um die Nikolaikirche im historisierenden Stil rekonstruieren lässt. Die U-Bahnhöfe Märkisches Museum und Klosterstraße werden aufwändig umgebaut.

Nikolaiviertel Berlin
Hausfassaden Nikolaiviertel Berlin © visitBerlin, Foto: Artfully Media, Sven Christian Schramm
Berlin, Nikolaiviertel

In Ost- und West-Berlin finden getrennte Feierlichkeiten statt. US-Präsident Ronald Reagan fordert am 12. Juni 1987 bei seiner Rede vor dem Brandenburger Tor: „Mr. Gorbatschow open this gate. Mr. Gorbatschow tear down this wall!“ 

Schon beim „Concert for Berlin“ auf dem Platz der Republik im Juni haben „heimliche“ Zuhörer:innen von der Ost-Berliner Seite gerufen: „Die Mauer muss weg!“ und sind dafür von der DDR-Polizei hart attackiert worden.

9. November 1989: Die Berliner Mauer fällt

In den 1980er Jahren setzt eine zunehmende politische und gesellschaftliche Destabilisierung der Deutschen Demokratischen Republik ein: Eine wachsende Bürgerinnenbewegung fordert, analog zu „Perestroika“ und „Glasnost“ in der UDSSR, einen politischen Wandel ein.

In seiner Festrede zum 40. Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober 1989 mahnt der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Michael Gorbatschow Reformen bei den Machthabern in Ost-Berlin an. Massendemonstrationen, die Gründung des „Neuen Forums“ und Erich Honeckers Rücktritt zugunsten Egon Krenz sind die Folge. 

Noch wenige Tage vor dem Mauerfall gibt es die größte Demonstration der DDR-Geschichte. Auf dem Alexanderplatz versammeln sich Künstler:innen wie Funktionär:innen. Sie fordern einen politischen Neuanfang. 

Nach einer - möglicherweise versehentlichen - Erklärung der Reisefreiheit für DDR-Bürger:innen am 9. November überstürzen sich plötzlich die Ereignisse: Die Medien verbreiteten, dass die Mauer gefallen sei, Grenzsoldaten öffnen daraufhin den Grenzübergang an der Bornholmer Straße und die Menschen in Ost- und West-Berlin feiern die ganze Nacht das Ende der innerdeutschen Grenze.

Fall der Berliner Mauer, Berlin am 10. November 1989
Fall der Berliner Mauer, Berlin am 10. November 1989 © GettyImages, Foto: RolandBlunck

Hier finden Sie historische Orte im heutigen Berlin: