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11 Tipps zu Transmediale und CTM

Festival zu Medienkunst & Digitalkultur

transmediale 2024
© Luke van Gelderen

Seit über 30 Jahren bietet die Transmediale eine Bühne für die kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Digitalisierung. 1983 als VideoFilmFest auf der Berlinale gestartet, hat sich die Transmediale mittlerweile als eigenständiges Format zu einem der wichtigsten Festivals für Kunst und Digitalkultur entwickelt. Ausstellungen, Workshops, Performances, Club-Acts und Konzerte bieten einen Einstieg ins Thema und laden dazu ein, den Diskurs weiterzuführen. Hier 11 Tipps rund ums Festival, die ihr auch ohne Festivalpass besuchen könnt.

Das diesjährige Motto: “You’re doing amazing, darling” ist eine Anspielung auf eure Rolle in der großen Reality-Show, die mittlerweile auf unzähligen Screens und Handys unsere nicht-digitale Wirklichkeit überlagert. Dabei wird kritisch hinterfragt, wie sich diese Inhaltsflut auf uns und unsere Umwelt auswirkt.

Tipp 1: Tanzt bei der Festival Opening Party mit Mutualismx

Tanzen im Club
© Stockbyte

Bei der Eröffnungsparty tanzt ihr zu Musik, die mit den Werkzeugen der Zukunft die Methoden der Vergangenheit nutzt. Genauer gesagt, wird Künstliche Intelligenz dazu eingesetzt, Beats aufgrund von uralten, teils antiken Orakel-Techniken zu generieren. Möglich wird dies durch Semilla.ai, einen Synthesiser, den zwei Performer live mit Klängen und Daten füttern. Ein Symbol für ihr “Sonic becoming”, also ihren Weg, um zu Klang zu werden. Und wem das jetzt noch nicht mystisch genug klingt, dem sei gesagt, dass sich die dem Werk zugrunde liegende Methodik an den Wahrsagekünsten der Antike orientiert. Wobei ähnliche Techniken ja auch unter dem Schlagwort “predictive analysis” zu KI-generierten Marketing- oder Börsentrends vorhergesagt werden.

Format: Party
Wann: 31. Januar, ab 18 Uhr, freier Eintritt
Wo: silent green, Gerichtstraße 35, Wedding

Tipp 2: Erlebt die Welten Ozeaniens bei Oceanic Refractions

transmediale 2024
© Laisiasa Dave Lavaki

In dieser immersiven Raum-Klang Installation riecht, spürt, hört und seht ihr die vielen Welten Ozeaniens. Dazu ist die Kuppelhalle des Silent Green mit kinetischen Sitzen ausgestattet, auf denen ihr mittels 360°-Videografie die komplexen Beziehungen zwischen Umwelt und Menschen hautnah erlebt. Eingebettet in Field-Recordings der Riffe von Fidschi, der Ozeane und Mangroven von Kiribati sowie weiteren Küstengebieten hört ihr die Botschaft lokaler Fischerleute, Künstler:innen, Großeltern, Häuptlingen und anderen Persönlichkeiten. Aussagen, die angesichts der globalen Klimakrise in ihrer Fürsorge emotional berühren.

Die Installation ist ein Kollaborationsprojekt von CTM x transmediale. Ihr braucht ein Einzelticket. Bitte bucht rechtzeitig einen Zeitslot.

Format: Installation
Wann: 26. Januar bis 4. Februar 12 – 21 Uhr
Wo: Kuppelhalle im silent green, Gerichtstraße 35, Wedding

Tipp 3: Fantasiert über die Gottheiten der Zukunft

transmediale 2024
© Bassam Issa Al-Sabah & Jennifer Mehigan

Wie sehen die Göttinnen der Zukunft aus? In ihrer Gemeinschaftsausstellung Uncensored Lilac zeigen euch Bassam Issa Al-Sabah und Jennifer Mehigan ihr Bild der über- oder vielleicht auch außerirdischen Wesen und nehmen euch mit in eine phantastische Welt. Hier fließen Fiebertraum und die kritische Auseinandersetzung mit soziokulturellen Strukturen und Klimawandel ineinander. Dabei ergeben die einzelnen Werke eine übergreifende Geschichte, in der die Göttinnen sowie deren Haustiere, Diener:innen und Technologien von einer giftigen Spezies überfallen werden, was die Gottheiten zum einen fruchtbarer, aber eben auch giftig macht.

Format: Ausstellung
Wann: 26. Januar bis 14. April, freier Eintritt
Wo: silent green, Gerichtstraße 35, Wedding

Tipp 4: Bei "this is perfect, perfect, perfect" über die perfekte Wirklichkeit nachdenken

transmediale 2024
© Alice Brygo

Konsumieren wir Content oder konsumiert der Content uns?“ Der Blick auf die Welt durch Screen des Smartphones ist mittlerweile fester Bestandteil unserer Wahrnehmung der Welt geworden. In endlosen Schleifen scrollt, wischt und klickt man sich durch das persönliche Universum – und wird Teil einer virtuellen Realität. 11 Künstler:innen setzen sich in der Ausstellung "this is perfect, perfect, perfect" im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien mit den Pros und Contras dieser von Algorithmen getriebenen Wirklichkeit auseinander und fragen, wie diese unsere Identität, unser Verhalten und unsere Sprache beeinflusst.

Format: Ausstellung
Wann: 31. Januar bis 14. April, freier Eintritt
Wo: Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Mariannenplatz 2, Kreuzberg

Tipp 5: Gewinnt Einblicke in die Mensch-Maschinen-Optimierung

transmediale 2024
© Mary Maggic

Schneller, höher, stärker! So heißt die installative Performance der nonbinären Kunstschaffenden Mary Maggic, die die Grenzen dieses Olympische Motto in einer Mensch-Maschinen Welt auslotet. Dazu treten drei Spinradler:innen im Foyer des Haus der Kulturen der Welt mit voller Kraft in die Pedale. Aus der so gewonnen Energie wird mittels eines Biokreaktors Kombucha produziert. Ein Energiegetränk, mit dem die Sportler:innen ihre Muskelkraft wieder auftanken können. Seid dabei, wenn sich der Kreislauf schließt und Maggics Mensch-Maschinen-Installation durch eine geradezu übernatürliche Optimierung, neue Höchstleistungen anstrebt.

Format: installative Performance
Wann: 3. Februar (mehrmals täglich)
Wo: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Mitte

Tipp 6: Erlebt Utopien beim Filmprogramm mit "Future Shock"

transmediale 2024
© Su Hui-Yu

Bereits 1970 beschrieb der US-amerikanische Zukunftsforscher Alvin Toffler in seinem Buch „Future Shock“ über die Auswirkungen des raschen technologischen Wandels. In dem gleichnamigen Film stellt Su Hui-Yu die Prophezeiungen Tofflers in den Kontext des heutigen Taiwans. Dabei verbindet der Film alte Volksmärchen und übernatürliche Geheimnisse mit modernen Stadtlandschaften und malerischen Orten in Taiwan. Nach dem Film gibt es ein Gespräch mit Regisseur Su Hui-Yu. Die Europapremiere von Futureshock ist Teil des Filmprogramms der Transmediale.

Format: Film
Wann: Samstag, 3. Februar 19 Uhr
Wo: Haus der Kulturen der Welt (Safi Faye Saal), John-Foster-Dulles-Allee 10, Mitte

Tipp 7:  Hört ungewöhnliche Musik beim CTM-Festival

Junger Mann
© GettyImages, Foto: mads perch

Ursprünglich als Club Transmediale gestartet, hat sich das CTM in den vergangenen 25 Jahren zu einem eigenständigen Festival entwickelt, das experimentelle und elektronische Musik in den Mittelpunkt stellt. Neben einigen Kollaborationsprojekten mit der transmediale (siehe Tipp 2), führt euch das CTM-Festival in Clubs wie Berghain, RSO oder Oxy. Zum Programm gehören aber auch Workshops sowie Konzerte im Radialsystem und in der Gedächtniskirche. Tipp: Die Komponistin und Organistin Katie Malone gibt wegen des großen Andrangs am 2. Februar ein Zusatzkonzert in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.

Format: Konzerte & DJs
Wann: 26. Januar bis 4. Februar, Einzeltickets
Wo: verschiedene Veranstaltungsorte in Berlin

Tipp 8: Lernt mehr über Quantentechnologie und Musik

Programming code abstract technology background of software deve
© Getty Images, Foto: monsitj

Um die Musik der Zukunft oder auch die Zukunft der Musik geht es bei Studio Quantum. Auf Einladung des Goethe-Instituts führen euch Wissenschaftler:innen und Musiker:innen im Radialsystem in die Welt der Quantencomputer ein und zeigen, welche neuen Möglichkeiten die Quanteninformatik für Musik und Komposition bietet. Freut euch auf spannende Gesprächsrunden und eine abschließende Performance.

Format: Talk & Performance
Wann: 2. Februar, 15 – 18.30 Uhr
Wo: Radialsystem, Holzmarktstraße 33, Friedrichshain

Tipp 9: Übt Netzkritik beim Nettime Listening Post

eSports
© GettyImages, Foto: janiecbros

1995 gegründet, ist Nettime eine der ältesten Mailinglisten im Netz, die sich mit Netzkritik und Kulturpolitik im Internet befassen. Mitglieder posten hier längere Texte und Rezensionen, die sich dann über verschiedene Diskussionsstränge ausweiten. Dieser Prozess wird als kollaboratives Textfiltering bezeichnet. In diesem Workshop erfahrt ihr wie sich Nettime weiterentwickelt hat und diskutiert mit Listenmitgliedern über andere Plattformen und Formate, über Online-Gewohnheiten, schreibende und textgenierende Menschen, Bots und LLMs, also auf künstlicher Intelligenz basierende Sprachmodelle (Large Language Models).

Format: Talk & Workshop
Wann: 3. Februar, ab 12 Uhr, für die erforderliche Registrierung wird eine Gebühr in Höhe von 5 Euro erhoben
Wo: Panke, Gerichtstraße 23, Hof V, Wedding

Tipp 10: Prüft die Theorie, ob Bilder mehr sagen

transmediale 2024
© Guxor

Bei diesem Buch-Launch begebt ihr euch auf die Spur des tschechisch-brasilianischen Medienphilosophen und Kommunikationswissenschaftlers Vilém Flusser. Als Sohn einer jüdischen Akademikerfamilie 1920 in Prag geboren, musste er 1939 vor den Nationalsozialisten flüchten, lebte erst in Brasilien, dann in Europa. Untersucht wird in diesem Symposium Flussers Telematische Gesellschafts-Utopie, in der Bilder die Rolle von Text als Kommunikationsmedium ablösen
Der Essayband ist unter anderem Ergebnis eines DAAD-Programms zum Flusser-Jubiläumsjahr 2020.

Format: Buchvorstellung & Talk
Wann: 2. Februar 10 Uhr, freier Eintritt
Wo: Vilém Flusser Archiv, Medienhaus der UdK, Grunewaldstraße 2-5, Schöneberg

Tipp 11: Applaudiert beim Abschluss-Konzert mit Farida Amadou

transmediale 2024
© photo: Laurent Orseau

Nur mit ihrem Bass und einigen Effekten kreiert die aus Brüssel stammende Farida Amadou eine Klanglandschaft, die immer wieder völlig neu entsteht. Die Musikerin komponiert live und geht dabei auf eure Reaktionen ein. So werdet ihr Teil dieser unwiederholbaren Performance. Im zweiten Teil des Konzerts, das auch das Debut von Amadous Solo-Album feiert,  wird sie von dem in New York lebenden Trompeter, Komponisten und DJ Aquiles Navarro begleitet.

Die Abschluss-Party beginnt am 3. Februar um 21.30 Uhr im Haus der Kulturen der Welt.

Format: Konzert & Performance
Wann: 3. Feburar 20.30 – 22 Uhr
Wo: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Mitte
 

Josefine Köhn-Haskins

Josefine

ist in München aufgewachsen, hat dort studiert und bei der SZ volontiert. Bevor sie in Berlin ihr Zuhause fand, berichtete sie als Korrespondentin und Trendscout aus den USA. Heute ist sie kreuz und quer in Berlins Kiezen unterwegs und beschäftigt sich mit Kultur, Musik und Zukunftsideen für ein innovatives Berlin. Alle Beiträge