KPM Quartier
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin
Seit über 250 Jahren produziert die KPM schon das „weiße Gold“ in Berlin – jedes Stück ist handgefertigt.
In der Spreestadt, zwischen Landwehrkanal und Spreebogen, finden Sie das KPM Quartier, ein modernes Zentrum für Design und Handwerkskunst. Zugleich ist es einer von Berlins ältesten Industriestandorten. Hier ist seit 1872 die Königliche Porzellan-Manufaktur KPM zuhause.
Es gibt viel zu entdecken
In der hauseigenen Ausstellung zur Geschichte der Manufaktur können Sie ausgewählte Porzellanservices bewundern, die seinerzeit Friedrich der Große in Auftrag gab. Weiter geht es in die ehemalige Ringkammerofenhalle, wo Sie original handgefertigtes Porzellan aus dem Hause KPM kaufen können. Regelmäßig finden vor der historischen Kulisse Events statt und bei ausgedehnten Besuchen können Sie im KPM-Hotel übernachten.
Doch die Geschichte der Königlichen Porzellanmanufaktur reicht weiter zurück als das Quartier, mehr als 250 Jahre. Damit ist sie heute Berlins älteste Manufaktur.
Porzellan für den Preußenkönig
Mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein schreibt der Wollzeughändler Wilhelm Caspar Wegely 1751 einen Brief an den preußischen König, Friedrich II. Dieser soll ihm die Erlaubnis erteilen, in Berlin eine Porzellan-Manufaktur aufzubauen. Und dazu soll er ihm noch das Kommandantenhaus in der Friedrichstraße überlassen, samt Ländereien versteht sich.
Er hat Erfolg: Der König gewährt Wegely seine Bitte. Dies ist der Startschuss für eine lange Tradition der Porzellanherstellung an der Spree. Wegely selbst hat wenig Glück mit dem Unternehmen, aus wirtschaftlichen und politischen Gründen muss er die Manufaktur schon 1757 wieder aufgaben.
Sein Nachfolger, der Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky, verlegt den Standort in die Leipziger Straße. Logistisch ergibt das wenig Sinn, denn die Stoffe für die Herstellung des Porzellans kommen per Schiff in Berlin an.
Sein eigener bester Kunde
1763 muss auch Gotzkowsky den Betrieb aufgeben. König Friedrich II. hat eine Vorliebe für das „weiße Gold“ und beschließt, die Manufaktur selbst zu kaufen. Kein Wunder: hochwertige Porzellan-Services sind das perfekte Geschenk für ausländische Herrscher. Der russische Zar speist ebenso von Berliner Tellern wie gekrönte Häupter in ganz Europa.
Damit ist der König ein Unternehmer und sein Betrieb heißt von jetzt an „Königliche Porzellan-Manufaktur“. Für das 18. Jahrhundert ist die KPM übrigens ein Musterbetrieb: keine Kinderarbeit, geregelte Arbeitszeiten, gesicherte Renten, überdurchschnittliche Einkommen. Wer hier einen Arbeitsplatz ergattert, kann sich glücklich schätzen.
Für König und Manufaktur entwickelt sich die Situation sehr zufriedenstellend: Friedrich II. kann seine Porzellan-Bestellungen, die über 30 Jahre hinweg immerhin 200.000 Taler kosten, mit seinen Gewinnansprüchen verrechnen. Und die KPM wird von Jahr zu Jahr erfolgreicher.
Ein neuer Standort an der Spree
In den 1860er Jahren ist klar, dass die KPM nicht mehr länger in der Leipziger Straße bleiben kann. Hier entsteht der neue preußische Landtag. Außerdem haben sich mehr und mehr Anwohner über die Rauch- und Lärmbelästigung beschwert.
Für stattliche 360.000 Taler entstehen ab 1868 neue Werkstätten an der Spree. Ein riesiger Vorteil für die Produktion, denn jetzt können Rohstoffe problemlos per Schiff zur Manufaktur gelangen. Für die Anlieferung wird eigens ein Hafen angelegt.
Industriearchitektur der KPM
Der Architekt Gustav Möller entwirft für die neuen Werkstätten der KPM mehrere Gebäude aus Backstein. Zwischen 1868 und 1872 entstehen auf dem Gelände nahe des Tiergartens Schlämmerei, Formerei, Dreherei und Ofengebäude.
Die Fassade verziert Möller im spätklassizistischen Stil mit Bogenfenstern und zweifarbigen Ziegelelementen. Seine Entwürfe sehen für den Innenhof ein Monument in Form eines steinernen Szepters vor, das seit der Zeit Friedrichs II. das Emblem der KPM bildet.
Ein alter Grundriss von Möllers Entwurf zeigt, wie viele verschiedene Arbeitsschritte bei der Herstellung von Porzellan nötig sind. Unter anderem plant er die folgenden Räume:
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Zwischen 1913 und 1916 wird der 50 Meter lange Ringofen, ein fortschrittlicher Porzellan-Brennofen mit 22 Brennkammern ebenfalls Teil der Ausstattung.
Zerstörung, Wiederaufbau und Renovierung
Bei Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg werden 80% des Gebäudes zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg produziert die KPM vorübergehend in einem Ausweichquartier in der Porzellanstadt Selb in Bayern. Erst 1957 wird die Produktion in Berlin wiederaufgenommen.
Zwischen 1955 und 1962 entstehen neue Produktions- und Verwaltungsbauten nach dem Entwurf des Architekten Bruno Grimmek auf dem Gelände. Grimmek gestaltet sein Eingangsgebäude zurückhaltend, mit vertikaler Fassade. Sie ist mit dunklem Metall beschichtet und nimmt sich gegenüber den natürlichen Farben der Ziegelbauten zurück.
Zwischen 1998 und 2004 wird das Gelände saniert. Das Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner (gmp) entwirft Pläne für eine umfangreiche Erweiterung und Umgestaltung, so wächst beispielweise das Schlämmereigebäude um zwei Geschosse in die Höhe.
Die Architekten restaurieren die historische Ringkammerofenhalle aufwändig und machen sie zu einem Verkaufs- und Eventraum: von nun an können Kunden auf einer begehbaren Stahl-Glas-Konstruktion oberhalb der langen Ofenkammer entlanglaufen.
Die ganze Welt des Porzellans
Besuchen Sie das KPM-Quartier und tauchen Sie in die faszinierende Geschichte der Porzellanherstellung ein. Neben der kostenlosen historischen Ausstellung gibt es auch regelmäßig Führungen. Die öffentliche Führung findet jeden Samstag um 15 Uhr statt. Oder haben Sie Lust, selbst Manufakturist zu werden?
Seit 2017 gibt es auch die KPM-Mitmachmanufaktur, in der Workshop-Teilnehmer die Herstellung von Porzellan „von der Masse bis zur Tasse“ erleben können. Öffentliche Workshops finden jeden Freitag um 16 Uhr statt.
Kulinarisch versorgt Sie das hauseigene Café. Hier können Sie den Besuch genussvoll ausklingen lassen – mit Kaffee aus echten Porzellantassen, versteht sich.
Unsere Tipps rund um das KPM Quartier
Nach dem Besuch der KPM bietet sich ein Spaziergang durch den Tiergarten zur Siegessäule oder dem Schloss Bellevue an. Entlang der S-Bahn-Gleise gelangen Sie zu Fuß in 15 Minuten in das Hansaviertel, einem bedeutenden Beispiel für deutsche Nachkriegsarchitektur. Mit der S-Bahn fahren Sie in zwei Stationen zum Hauptbahnhof, von wo aus Sie das Regierungsviertel erkunden können.
Praktische Tipps von VisitBerlin
Zur Königlichen Porzellanmanufaktur fahren Sie am besten mit der S-Bahn zur Haltestelle Tiergarten. Von dort laufen Sie 300 Meter in die Wegelystraße 1 zum KPM-Quartier. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.