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Technik im Heizkraftwerk Klingenberg
Im Heizkraftwerk Klingenberg © visitBerlin, Foto: Steve Simon

Metropolis Berlin - Die Entwicklung der Industriekultur

Berlins Weg zur Metropole der Moderne

Der dichte Verkehr rollt, die Leuchtreklamen leuchten, in den Nachtklubs tanzen selbstbewusste junge Frauen in kurzen Kleidern, während angesagte Künstler und Künstlerinnen bedeutende Werke schaffen: Im frühen 20. Jahrhundert ist Berlin die größte Industriemetropole auf dem europäischen Kontinent und setzt international die Trends in Kunst und Lifestyle. Doch ohne die Industrialisierung gäbe es die Metropole Berlin nicht, sie legt den Grundstein für die Stadt, so wie wir sie heute kennen.

Berlin – Stadt der Innovationen

Z2X18 - Das Festival der neuen Visionäre
© Foto: Phil Dera

Die erste Eisenbahn Preußens, eines der ersten Drehstrom-Kraftwerke Europas und die erste Straßenbahn der Welt – zahlreiche bedeutende Errungenschaften kommen aus Berlin. Nicht zufällig bekommt die Stadt den Spitznamen „Elektopolis“, spielt doch die Elektroindustrie seit den 1880er Jahren eine bedeutende Rolle. Berlin erstrahlt im hellen Licht.
Berlin ist das Experimentierfeld für neue Technologien. Die neuen Strom-, Wasser- und Verkehrssysteme haben weltweit Vorbildfunktion. Kleine Hinterhofwerkstätten wie Siemens & Halske wachsen zu weltweiten Konzernen und bauen neue Fabriken und Werksgelände,

Elektropolis Berlin - Elektrizität

Energie-Museum Berlin Steglitz
Energie-Museum Berlin Steglitz © visitBerlin, Foto: Steve Simon

Und die Elektrifizierung von Maschinen, Beleuchtung, Verkehr und Kommunikationsmedien veränderte die Arbeits- und Lebenswelt der Menschen – sie wurde gerade zu „elektrisiert“! Elektrische Kabel und Wasser- und Gasleitungen durchziehen den Untergrund der Stadt und versorgen sie mit Energie. In der Stadt selbst entstehen Umspannwerke, markanten Bauten zur Regulierung der Elektrizität.
Heute beherbergt das Umspannwerk Ost das unterhaltsame Kriminal Theater, das Umspannwerk Alexanderplatz einen Veranstaltungsort. Das ehemalige Abspannwerk Buchhändlerhof kommt zu internationaler Bekanntheit, als der legendäre Technoclub E-Werk in den 1990ern Jahren dort seine Türen öffnet.
Alles über den rund um den elektrischen Strom erfahren Sie übrigens im Energie-Museum in Steglitz, untergebracht in einem ehemaligen Kraftwerk.

Klinker und Stahlskelette - Neue Formensprache der Architektur

Gebäudekontur des Ullsteinhaus am Tempelhofer Hafen Berlin
Ullsteinhaus © visitBerlin, Foto: Steve Simon


Berlin besitzt wie kaum eine andere Metropole Europas eine große Zahl herausragender Zeugnisse der industriellen Entwicklung. Ob in Wedding oder Tempelhof, in Pankow, Schöneberg, Schöneweide oder Reinickendorf – mit der Elektroindustrie, dem Maschinen- und Eisenbahnbau, der Nachrichten- und Funktechnikhat die Stadt nicht nnur internationale Witschaftsgeschachte, sondern auch Architekturgeschichte geschrieben.

Die imposanten Bauten der aufstrebenden Industrie verändern das Gesicht der Stadt, anfangs im Stil des kaiserlichen Historismus, später im Stil der Neuen Sachlichkeit. Peter Behrens errichtet die AEG Turbinenhalle, die moderne Fabrik aus Glas und Stahl, eine prachtvolle „Kathedrale der Arbeit“. Wahrzeichen zahlreicher Bauten ist eine schlichte Architektur aus Klinkersteinen, hinter denen sich Stahlskelette verbergen. Die ersten Hochhäuser Berlins, das Wernerwerk, der Borsigturm und das Ullsteinhaus entstehen und zeugen von den innovativen Ideen der Architekten.

Leben und Arbeiten in der Stadt

Wie geht es den Menschen? Wie leben die unzähligen Berliner Arbeiterinnen und Arbeiter, die den Weg der Stadt zur Industriemetropole überhaupt ermöglichen? Die Wohnungsnot in der wachsenden Metropole ist riesig. In Berliner Mietskasernen teilen sich um 1920 oftmals fünf oder mehr Menschen ein Zimmer. Gehen die einen arbeiten, nutzen die anderen den Schlafplatz. Fast keine der Wohnungen hat ein Badezimmer, stattdessen gibt es eine Gemeinschaftstoilette auf dem Hof oder im Treppenhaus.

Vertreter des Neuen Bauens fordern schon seit Langem, die Wohnbedingungen für arme Bevölkerungsschichten zu verbessern. Aber erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1918 erhalten Stadtplaner und Architekten die Möglichkeit dazu: In der neuen Weimarer Republik wird Berlin Experimentierfeld für die neuen, sozialen Ziele des Städtebaus. Innerhalb weniger Jahre entstehen an den Rändern der Metropole neue, innovative Wohnsiedlungen

  • Gartenstadt Falkenberg (Treptow), 1913-15 erbaut von Bruno Taut, Freiflächen von Ludwig Lesser
  • Schillerpark-Siedlung (Wedding), 1924-30 erbaut von Bruno Taut und Franz Hoffmann, Teilwiederaufbau 1951 von Max Taut, Erweiterung 1954-59 von Hans Hoffmann
  • Großsiedlung Britz (Hufeisensiedlung) (Neukölln), 1925-31 erbaut von Bruno Taut und Martin Wagner, Freiflächen von Leberecht Migge
  • Wohnstadt Carl Legien (Prenzlauer Berg), 1928-30 erbaut von Bruno Taut und Franz Hillinger
  • Weiße Stadt (Reinickendorf), 1929-31 erbaut von Bruno Ahrends, Wilhelm Büning und Otto Rudolf Salvisberg, Siedlungsgrün von Ludwig Lesser
  • Großsiedlung Siemensstadt (Charlottenburg und Spandau), 1929-31 erbaut von Otto Bartning, Fred Forbat, Walter Gropius, Hugo Häring, Paul Rudolf Henning, Hans Scharoun, Freiflächen von Leberecht Migge

Sie gehören heute zum UNESCO-Welterbe.

Eingangstür, Gartenstadt Falkenberg, Bauhaus Berlin
Eingangstür, Gartenstadt Falkenberg, Bauhaus Berlin © Foto: Thomas Born / imageBROKER / Alamy Stock Foto

Alle drei Jahre widmet sich ein überregionales Festival in den Städten Berlin, Weimar und Dessau der Baukultur und den Ideen der Moderne: die Triennale der Moderne.

Berlin – Sinfonie einer Großstadt

Kesselbereich im Heizkraftwerk Klingenberg
Heizkraftwerk Klingenberg, Berlin © visitBerlin, Foto: Steve Simon


Dynamik und Fortschritt prägen das Leben der Großstadt nicht nur durch immer neuen Fabriken und Werkstätten, sondern prägen auch Wissenschaft, Kunst und Lebensgefühl. Durch sie entsteht erst das moderne Leben mit Elektrizität, Eisenbahnen und Transport, mit hell erleuchteten Straßen in der Nacht, mit neuen Freizeitvergnügen. Künstler wie Karl Eduard Biermann, Adolph von Menzel, Lesser Ury und Max Liebermann halten die Fabriken und das Großstadtleben in ihren Gemälden fest.
Den immer schnelleren Rhythmus der Stadt zeigt übrigens der Stummfilm „Berlin – Sinfonie einer Großstadt“ heute noch auf eindringliche Weise.

Neues Leben in alten Mauern

Clown jongliert beim Sommerfest in der Kulturbrauerei in Berlin Prenzlauer Berg
Sommerfest im Innenhof der Kulturbrauerei © TLG-Immobilien

Hinterhöfe mit Gewerbe, Umspannwerke, Fabriken und Brauereien – sie prägen noch heute das Antlitz der Stadt und schaffen Räume für innovative Ideen und neue kreative Nutzungen. Künstler und Galeristen aus aller Welt kommen nach Berlin, weil sie Räume für ihre Kunst und die Verwirklichung ihrer Träume finden.
In der KulturBrauerei, einer ehemaligen Brauerei, befinden sich Clubs, Theater und ein Kino. Die Kindl-Brauerei beherbergt ein Zentrum für moderne Kunst. Andere Künstler haben in Oberschöneweide, auf dem früheren AEG-Werksgelände, ihre Ateliers errichtet. Im Industriesalon Schöneweide befindet sich das Besucherzentrum für Industriekultur - hier erfahren Sie alles Wissenswerte zum Thema und können an interessanten Führungen teilnehmen.

Eingangsportal der Filmkopieranstalt Geyer-Werke AG in Berlin
Filmkopieranstalt Geyer-Werke AG © visitBerlin, Foto: Steve Simon

In den Geyer-Werken, in denen einst Filme kopiert wurden, sind junge Starts-ups mit innovativen Ideen eingezogen. Das Ullsteinhaus blickt auf den Tempelhofer Hafen, wo am Hafenbecken ein neuer Treffpunkt mit Restaurants und Geschäfte – und maritimen Flair – entsteht.
Unter dem Dach der Malzfabrik in Tempelhof arbeiten Künstler und Kreative, die Atelierräume, Büros, Konferenzräume und sogar einen Konzertsaal vorfinden.
Im Kühlhaus in Kreuzberg stehen Räume für Ausstellungen und Aufführungen offen, während der Berlin Fashion Week zeigen Modemacher dort die neuesten Fashiontrends auf dem Laufsteg.