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Reichstag und Band des Bundes
Band des Bundes und Reichstag © iStock.com, Foto: savoia

Kunstsammlung des Deutschen Bundestages

Kunst der Demokratie

Während die Kunst im Reichstagsgebäude allseits bekannt ist, wissen nur wenige Menschen, dass der Bundestag eine eigene große Kunstsammlung besitzt.

Schon 1969 wird der Grundstein für die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages gelegt. Der "Lange Eugen", das damals neue Abgeordnetenhochhaus in Bonn von Egon Eiermann entworfen, ist gerade fertiggestellt, da werden die Sitzungssäle von bedeutenden Künstlern wie HAP Grieshaber oder Günther Uecker gestaltet.

Artothek/Kunstsammlung

Zur selben Zeit erwirbt der Deutsche Bundestag 500 Grafiken zu je 500 Mark als Grundstock für eine Artothek. Seitdem leihen sich immer wieder Abgeordnete des Bundestages aus dem nach und nach angewachsenen Fundus Kunstwerke für ihre Arbeitsräume aus. Die Artothek umfasst bereits rund 4.000 Kunstwerke. Seit 1976 wird die Kunstsammlung Jahr um Jahr aus dem Budget des Deutschen Bundestages erweitert. Über die Ankäufe entscheidet der Kunstbeirat, der für sämtliche Kunstprojekte im Deutschen Bundestag, darunter die Kunst-am-Bau-Installationen, die Ankäufe und die Kunstausstellungen, zuständig ist. Er tagt unter Vorsitz des Bundestagspräsidenten und ist mit Abgeordneten aller Fraktionen besetzt. Die Kuratoren der Sammlung pflegen Kontakte zur aktuellen Kunstszene, besuchen Ateliers und Galerien und sind auf Kunstmessen unterwegs. Mit der Kunstsammlung des Deutsches Bundestages soll nicht nur der Dialog zwischen Politik und Kunst angeregt, sondern auch junge Kunst gefördert werden.

Kunst am Bau

Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages Konzepte architekturbezogener Kunst für die Ausgestaltung des Reichstagsgebäudes als Sitz des Deutschen Bundestages und der umliegenden neu errichteten und renovierten Parlamentsbauten des Berliner Regierungsviertels. Viele namhafte Künstler sind mit ihren Werken in den Bundestagsgebäuden vertreten, darunter Gerhard Altenbourg, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Sophie Calle, Christo, Antony Gormley, Bernhard Heisig, Bernhard Heiliger, Jenny Holzer, Anselm Kiefer, Imi Knoebel, Markus Lüpertz, Wolfgang Mattheuer, Sigmar Polke, Neo Rauch, Gerhard Richter, Katharina Sieverding, Strawalde oder Günther Uecker.

Ausstellungen im Bundestag

In den Bauten des Deutschen Parlaments und im eigenen Kunstraum gibt es regelmäßig kostenfrei zugängliche Ausstellungen. Sie sind ein weit geöffnetes Fenster zur jeweils aktuellen Kunstszene und bieten ein lebendiges Forum für anregende und auch provozierende Diskussionen. Ergänzend zu den Kunstausstellungen finden im Bundestag jedes Jahr zahlreiche Ausstellungen statt, die sich mit dem Thema "Kunst und Politik" auseinandersetzen. Ausstellungsorte sind das Schadowhaus und das Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.

Vor mehr als zwei Jahrhunderten lebte und arbeitete der Hofbildhauer des preußischen Königshofes, Johann Gottfried Schadow, in der heutigen Schadowstraße. Von ihm stammen weltberühmte Werke, wie die Quadriga auf dem Brandenburger Tor und die Prinzessinnengruppe. Heute arbeiten in dem als eines der wenigen erhaltenen Künstlerhäuser des frühen 19. Jahrhunderts die Mitarbeiter des Kunstreferats des Deutschen Bundestags und die Schadow-Gesellschaft. Zeitgenössische Künstler sind mit einer Ausstellungsreihe im Schadowhaus eingeladen, mit ihren Werken auf die berühmten Arbeiten Schadows zu reagieren.

Kunstvermittlungsprogramm

Das Kunstvermittlungsprogramm lädt Kinder und Jugendliche dazu ein, die Ausstellungen im Schadowhaus und im Mauer-Mahnmal aktiv zu erkunden. Mitten im politischen Zentrum Berlins gibt es Kindern und Jugendlichen den Raum, sich mit allen Mitteln der Kunst mit ihren Erfahrungen, Perspektiven und Ausdrucksformen einzubringen. Es werden Workshops und Führungen angeboten. Anmelden können sich Schüler, Lehrer und Eltern unter kunst-raum@bundestag.de.

Der Kosmos unterm Dach

Nach dem intensiven Umbau des alten Reichstagsgebäudes in den 1960er Jahren durch Paul Baumgarten, hängt dort fast für ein viertel Jahrhundert – durch die Glaswand des Plenarsaales für alle Abgeordneten sichtbar - die filigrane Skulptur „Kosmos 70“ von Bernhard Heiliger. Sie ist avantgardistisches Kunstwerk und politisches Signal zugleich. Im Zuge des Umbaus des Reichstagsgebäudes ab 1994 wird die Skulptur durch die berühmte Berliner Bronzegießerei Noack eingelagert und konnte für kurze Zeit noch einmal in der Heiliger-Retrospektive 2005 im Martin-Gropius-Bau gezeigt werden. Im künftigen neuen Eingangsbereich zum erweiterten Marie-Elisabeth-Lüders-Haus von Stephan Braunfels wird „Kosmos 70“ ihren neuen angemessenen Raum finden - oberhalb der großen Treppenanlage schwebend – und, wie im Reichstagsgebäude früher, die Besucher des Parlamentes willkommen heißen.