Haus des Lehrers und ehemalige Kongresshalle
Leichtigkeit und Transparenz am Alexanderplatz
Vorübergehend geschlossen. - Das „Haus des Lehrers“ und die angrenzende Kongresshalle, heute das bcc, prägen das unmittelbare Umfeld des Alexanderplatzes. Der futuristische Gebäudekomplex entstand zu Beginn der 1960er Jahre nach Plänen von Hermann Henselmann, dem vom Bauhaus beeinflussten DDR-Stararchitekten.
Das Haus des Lehrers, ein Kultur- und Bildungszentrum, wird von 1961 bis 1964 im Internationalen Stil errichtet. Wenige Jahre zuvor hat die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) mit dem Baustil der Stalin-Ära gebrochen.
Im zweiten Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee, zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz, entstehen seit 1959 Wohnanlagen, die industriellen Produktionsmethoden folgen. Keine opulenten Fassaden, kein Ziegelbau, sondern vorgefertigte Plattenbauten.
Gleichzeitig mit dem Hotel Berolina, in den 1990er Jahren abgerissen, entstehen das Kino International und das Café Moskau. Das Haus des Lehrers und die Kongresshalle sollen den Abschluss der Karl-Marx-Allee bilden.
Das Haus des Lehrers ist der erste Stahlskelettbau der DDR. Das gesamte Gebäude ruht auf umlaufenden Säulen. Hochmodern ist die Fassadenverkleidung, die aus Glas und Aluminium besteht. Vorbilder sind das Lever House (1951/52) des Architekten Gordon Bunshaft und das Seagram Building (1958) von Ludwig Mies van der Rohe in New York.
Zurück zur Moderne
Der Architekt Hermann Henselmann ist über die baulichen Trends im Westen gut informiert. Und erweist sich als ausgesprochen wandlungsfähig. Der frühere Direktor der Bauhaus-Hochschule muss sich Anfang der 1950er Jahre zunächst den Vorgaben der Architekturpolitik in der DDR unterordnen. Sein Hochhaus an der Weberwiese wird zur Blaupause für die Wohnpaläste an der Stalinallee. Als Chefarchitekt von Ost-Berlin plant Henselmann zudem federführend das Ensemble zwischen Frankfurter Tor und Strausberger Platz. Nach Stalins Tod greift er die Formensprache des Neuen Bauens und des Internationalen Stils wieder auf. Mit dem Haus des Lehrers setzt Henselmann nicht nur in der DDR Maßstäbe. An seiner Glas- und Aluminium-Fassade orientieren sich in Zukunft auch die Architekten aus den sogenannten sozialistischen Bruderstaaten.
Zeitgleich mit dem Haus des Lehrers entwirft Henselmann die zum Ensemble gehörende Kongresshalle. Ursprünglich als ein Gebäude gedacht, hat der Architekt die Versammlungsräume des Kulturzentrums in eine eigenständige Halle ausgelagert.
Henselmanns Grundriss der Kongresshalle ist rechteckig, die großen Glasfassaden öffnen den Raum. Das bringt die geschlossene Kuppel mit ihrer Aluminiumverkleidung besonders gut zur Geltung. Im Innern bricht der Architekt mit den rechtwinkligen Formen, setzt repräsentative Wendeltreppen oder halbkreisförmige Türgriffe als Kontrapunkt. Das Auditorium im Obergeschoss nimmt die Kreisform auf. Da diese die Akustik eingeschränkt, wird mit Spezialgeräten nachgebessert.
Mosaik Unser Leben - Bauchbinde mit Botschaft
Repräsentationsbauten wie das Haus des Lehrers sollen in der DDR politische Botschaften vermitteln. Daher wird das fensterlose Zwischengeschoss für die Bibliothek mit einem riesigen Wandfries geschmückt. Das Mosaik „Unser Leben“, von den Ost-Berlinern „Bauchbinde“ genannt, stammt von Walter Womacka. Der Fries verwandelt das Hochhaus, das in dieser Form überall auf der Welt stehen könnte, in eine Schaufassade des Sozialismus. Mit 800.000 Mosaiksteinen wird die 125 Meter lange Bilderfolge zum flächenmäßig größten Kunstwerk in Europa. Womacka lässt sich dabei von den Wandbildern des mexikanischen Malers Diego Rivera inspirieren.
Womackas erster Entwurf wird verworfen. Er zeigt die Menschheit in Verbindung mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft – das erscheint den Verantwortlichen als zu „unmarxistisch“. Sein zweiter Vorschlag kommt besser an: „Unser Leben“ vermittelt das Bild einer utopischen DDR-Gesellschaft.
Im Wandel der Zeit
Im Haus des Lehrers finden Schulungen und Konferenzen statt. Die Pädagogische Zentralbibliothek der DDR hat hier ihren Sitz – das Magazin liegt hinter dem fensterlosen Wandfries. Zwischen 1970 und 1976 tagt die Volkskammer, das Parlament der DDR, in der Kongresshalle.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands bleibt die Kongresshalle, was sie war: ein Tagungszentrum, jetzt unter dem Namen bcc Berlin Congress Center. Das Haus des Lehrers wird zum Bürogebäude im Besitz der landeseigenen WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte.
Grand Tour der Moderne
Zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum im Jahr 2019 entwickelte der Bauhausverbund eine Grand Tour der Moderne, die Architekturfans durch ganz Deutschland führt. Das Haus des Lehreres und die Kongresshalle sind Bestandteil dieser Themenroute.
Die weiteren Berliner Standorte als Grand Tour der Berliner Moderne:
Grand Tour der Berliner Moderne
Unsere Tipps rund um das Haus des Lehrers und die Kongresshalle
Beide Gebäude gehören zum Bauensemble der Karl-Marx-Allee. An dieser bieten Info-Stationen Wissenswertes zu einzelnen Bauabschnitten an. Wer mehr erfahren möchte, schließt sich beispielsweise einer Thementour an. art:Berlin, Ansichtssachen, TICKET B führen auf spannende Pfade der Berliner Baugeschichte.
Praktische Infos von visitBerlin
Das Haus des Lehrers und die Kongresshalle, das heutige bbc, liegen am Alexanderplatz. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.
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