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Nudes, 1945 - 2010 wird vom 30. November 2024 bis zum 28. Februar 2025 zu sehen sein und entstand in enger Zusammenarbeit mit der Fangor Foundation, die derzeit das umfangreiche Werkverzeichnis des Künstlers fertigstellt. 


In den letzten Jahren haben diese gemeinsamen Aktivitäten dazu beigetragen, die Bandbreite von Fangors Werk besser zu verstehen. Sie hat auch eine umfassende Würdigung seiner Experimente mit verschiedenen Medien und kontrastierenden Stilen ermöglicht. Mit der Konzentration auf sein nicht-kanonisches Werk soll Fangors bedeutender Beitrag zur Abstraktion nicht geschmälert werden. Vielmehr soll sein Oeuvre im Geiste der Aufgeschlossenheit des Künstlers selbst erforscht werden. Eine Herangehensweise, die sich nicht mehr auf Begriffe wie die Abstraktion/Figuration aus der Zeit des Kalten Krieges beschränken muss. Sie schenkt auch den sich radikal verändernden kulturpolitischen Realitäten, mit denen der Künstler konfrontiert war, und seinen vielfältigen kreativen Reaktionen mehr Aufmerksamkeit. Das Motiv der Ausstellung liegt nahe, denn Fangor zeichnete und malte Zeit seines Lebens ununterbrochen die menschliche Gestalt. Dies war selbst dann der Fall, als er seine äußerst erfolgreichen abstrakten Werke in Ausstellungen und zum Verkauf präsentierte. Die implizite Prämisse von Akten besteht darin, das Werk des Künstlers als ein lebendiges, miteinander verwobenes, kontrastreiches und selbstreflexives Ganzes zu betrachten, indem nur ein kleiner Ausschnitt seines Oeuvres als Fallstudie herangezogen wird. Anstatt eine heroische, lineare Entwicklung mit einem ästhetischen Höhepunkt in der Mitte zu suggerieren, zeigt sich ein nachdenklicher und ethischer Künstler in einem langen Gespräch über Kunst und Gesellschaft. 

Das pluralistische Oeuvre von Wojciech Fangor (1922-2015) spiegelt viele der künstlerischen Polemiken und geopolitischen Umwälzungen des vergangenen Jahrhunderts wider. Sein Ruf beruht in erster Linie auf seinen innovativen, abstrakten Op-Art-Gemälden der Moderne, die in seiner New Yorker Zeit in den 1960er Jahren zur vollen Reife gelangten. Doch wenn man Fangors langes, transatlantisches Leben und sein vielfältiges Schaffen betrachtet, gibt es noch viel mehr zu berichten. Als junger Mann kam Fangor in den Genuss einer traditionellen künstlerischen Ausbildung. Während des Zweiten Weltkriegs erhielt er in seinem Geburtsland Polen Privatunterricht von zwei sehr geschätzten Kunstprofessoren, Tadeusz Pruszkowski und später Felicjan Kowarski. Fangor fand heraus, dass er malen und zeichnen konnte, was und wie er wollte, und so sind seine frühen Werke voll von selbstbewussten stilistischen Stichproben. Später sollte er seine technischen Fähigkeiten im kommunistischen Warschau der Nachkriegszeit unter Beweis stellen. Erst 1958 entstand sein berühmtes räumlich unscharfes, geometrisch-abstraktes Werk. Doch neben diesem bedeutenden Werk hat Fangor seine Bildsprache auch auf andere Weise weiter praktiziert und entwickelt. So entstanden ab Mitte der 1970er Jahre jahrzehntelang spielerische postmoderne Neufigurationen, Zitate und Collagen. Der sensible und talentierte Fangor setzte sich bis zu seinem letzten Tag im Atelier immer wieder mit neuen Kunstideen und der Kunstgeschichte auseinander. 

Fangor nahm an wichtigen Ausstellungen wie „The Responsive Eye“ im MoMA im Jahr 1965 teil und eröffnete 1970 eine umfassende Retrospektive im Guggenheim Museum in New York. Seine Werke befinden sich in zahlreichen bedeutenden privaten und institutionellen Sammlungen weltweit.

Auszug aus dem Ausstellungstext von Dominic Eichler
Zusätzliche Informationen
Teilnehmende Künstler
Wojciech Fangor