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Warum bin ich, wer ich bin? Weil ich mich frei entschieden habe so zu sein, oder weil die Gesellschaft mich zu dem, wer ich bin, gemacht hat? Brecht hadert zeitlebens mit der Antwort. Sein Stück "Mann ist Mann" aus den 1920er Jahren zeigt "Die Verwandlung des Packers Galy Gay in eine menschliche Kampfmaschine."


Mann ist Mann


Galy Gay, ein einfacher Typ, gerät an eine Gruppe Soldaten, die ihn gut gebrauchen können und wird von ihnen "wie ein Auto ummontiert" – und lässt sich gerne ummontieren. Denn: "Einer ist Keiner – es muss ihn erst jemand anrufen."

"Nur einer ist keiner", erklärt Brecht in seiner Komödie Mann ist Mann (1926) - und meint damit, dass die Antwort jenseits des "individuellen psychischen Zustands" liegt und zwar in der "Auseinandersetzung der Masse mit dem Einzelnen":
Wir werden zu dem, was wir sind, durch unsere Beziehungen zu anderen Menschen und durch die Umstände, die uns umgeben.

So weit, so materialistisch, aber auch Brecht rang zeitlebens mit dieser Einschätzung: Ist es gut, sich als soziales Wesen zu erkennen und zu verstehen? Oder ist es ein Übel, das uns geradewegs in den Faschismus führt? Brecht hat seinen Text immer wieder überarbeitet und am Ende lautet die Antwort wohl ein dialektisches "Beides!"


Und so erzählt Brechts erstes Parabelstück die Geschichte von der "Verwandlung des Packers Galy Gay", der auf eine Gruppe von Soldaten trifft, die ihn für ihre Zwecke einsetzen. Galy Gay wird umgestaltet, findet zu sich selbst und wird zum Menschen gemacht - im Guten wie im Bösen. Denn "Nur einer ist keiner - jemand muss ihn erst rufen".


MAX LINDEMANN wurde 1989 im Ruhrgebiet geboren. Seine ersten Inszenierungen inszenierte er am Schauspiel Dortmund, als Kay Voges dort Intendant war. Er studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Mann ist Mann ist seine dritte Inszenierung am Berliner Ensemble.

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Zusätzliche Informationen
In Brechts Lustspiel, 1926 uraufgeführt, gerät der Arbeiter Galy Gay an eine Gruppe Soldaten, die bei einem Einbruch einen Kameraden verlorenen haben. Nun benötigen sie dringend einen Ersatz, bevor sie bei Sergeant Fairchild in Ungnade fallen. Eigentlich wollte Galy Gay auf dem Markt nur kurz einen Fisch kaufen, doch er hat ein Problem: Er kann nicht nein sagen. Und so schwimmt ihm sein ursprünglicher Plan wie ein Fisch davon: GalyGay wird von den soldatischen "Gefühlsingenieuren" (Brecht) wie am Fließband in den Soldaten Jeraiah Jip verwandelt. Er wird manipuliert – und lässt sich gerne manipulieren. Dabei hilft auch Witwe Begbick, die die kriegsbereiten Soldaten aus ihrem fahrbaren Bierwagon mit "Treibstoff" versorgt – und daraus ihren Profit schlägt. Die Austauschbarkeit und der Verlust von Individualität in einem Kollektiv interessierte Brecht, als er das Stück schrieb und mehrfach umschrieb: Von keinem seiner Stücke existieren wohl mehr Versionen. Brecht hielt unter kapitalistischen Verhältnissen nicht nur die menschliche Individualität, sondern auch den Ort der Handlung – eigentlich das britisch-kolonialbesetzte Indien – für austauschbar: "einfach ein fremdes Land". Vielleicht stimmt das – aber nur, insofern Kolonialismus und Kriege immer wieder im historisch neuen Gewand auftreten und in jeder Zeit neu verstanden werden müssen. Aufgrund der unzähligen Identitätsangebote fällt das womöglich umso schwerer in einer Gegenwart, in der kein gemeinsamer Blick mehr auf die Welt entsteht. von Lukas Nowak
Teilnehmende Künstler
Von Bertolt Brecht (Autor/in)
Nele Trebs (Galy Gay, Arbeiter)
Dominikus Weileder (Galy Gays Frau / Jeraiah Jip, Soldat)
Joana Damberg (Uria Shelley, Soldat)
Philipp Jacob (Jesse Mahoney, Soldat)
Till Raskopf (Polly Baker, Soldat)
Maurice Läbe (Charles Fairchild, Sergeant)
Nele Rößler (Witwe Begbick, Kantinenbesitzerin)
Max Lindemann
Michel Wagenschütz
Sonja Deffner
Benjamin Schwigon
Lukas Nowak
Termine
Februar 2025
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