Die Menschen hinter den geraubten Werken: Erinnerungs- und Bildungsprojekt „Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten“ zieht erste Bilanz.
Der nationalsozialistische Kunstraub war ein monströses Verbrechen, dessen Folgen bis heute spürbar sind. Museen, Bibliotheken und Archive erforschen seit Jahrzehnten ihre Bestände und geben Bilder, Skulpturen, Bücher und andere Kulturgüter an die Nachkommen der meist jüdischen Opfer zurück. Die Provenienzforscherinnen und -forscher beschäftigen sich dabei intensiv mit den Lebensgeschichten von verfolgten, entrechteten, beraubten und auch ermordeten Jüdinnen und Juden, die oft niemand mehr kennt, auch wenn sie die Kultur Deutschlands einst geprägt haben.
Das vor drei Jahren von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gemeinsam initiierte Projekt „Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten“ will genau das ändern und folgt den Lebensläufen, die hinter den historischen Vorgängen stecken. Gemeinsam mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg und dem Bayerischen Rundfunk wurde eine „Mediathek der Erinnerung“ aufgebaut. Damit wird nicht nur an Kunstfreunde, Sammlerinnen und Mäzene erinnert, sondern gerade in Zeiten des erstarkenden Antisemitismus eine wirkungsvolle Bildungsarbeit für Jugendliche und junge Erwachsene geleistet. Das Projekt wurde über drei Jahre von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Neben der SPK und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen werden künftig auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste mitwirken.
Bei einer Veranstaltung am 4. Dezember 2024 um 18 Uhr in der James-Simon-Galerie, Bodestraße 1-3, Berlin-Mitte
soll gemeinsam mit Projektbeteiligten und Nachkommen jüdischer Familien eine erste Bilanz gezogen werden.
soll gemeinsam mit Projektbeteiligten und Nachkommen jüdischer Familien eine erste Bilanz gezogen werden.
SPK-Präsident Hermann Parzinger sagt zu dem Projekt: „Wir wollen hier ein Zeichen setzen und deutlich machen, in welcher Weise das nationalsozialistische Regime jüdische Bürgerinnen und Bürger vor aller Augen schamlos ausplünderte und wie sich auch Freunde, Nachbarn und Bekannte, Kollegen, Kooperationspartner und Museumsleute an ihnen bereicherten. Zum Demokratieverständnis gehört auch der Schutz des Eigentums, das wird in unserem Projekt deutlich und das wollen wir gerade an junge Menschen vermitteln.“
Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz, betont: „Oft spricht man über den Wert geraubter Kunst und Kulturgüter, über deren Beschlagnahmung, Zwangsverkauf und Verbleib. Dass aber die Verfolgten und ihre Nachfahren in ihren Lebensschicksalen mit ihren Empfindungen, Erinnerungen und Erfahrungen sichtbar und die Kulturgüter dabei von großem ideellem Wert sind, ist uns ein großes Anliegen. Im Idealfall kann all das zur Versöhnung beitragen.“
Am 4. Dezember begrüßt Moderatorin Shelly Kupferberg Nachkommen aus jüdischen Familien, die einst im kulturaffinen Berliner Tiergartenviertel mit seinen berühmten Galerien und Salons lebten und denen die SPK und die bayerischen Staatsgemäldesammlungen Kunstwerke restituiert haben: Valerie Sattler ist Erbin von Curt Glaser, der bis 1933 Direktor der Kunstbibliothek war und verfolgungsbedingt emigrierte. Aus den Vereinigten Staaten kommt Marc Goldschmidt, Enkel des Bankiers und Sammlers Jakob Goldschmidt, der ebenfalls aus Deutschland fliehen musste. Christopher Braun, Nachfahre des großen Familienverbandes Lehmann, Lehfeldt, Friedrich-Braun reist aus London an.
In einer Podiumsrunde ziehen Petra Winter, Direktorin des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin, rbb-Kulturredakteur Tobias Maier und Gilbert Lupfer vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste eine erste Bilanz des Projekts und wagen einen Ausblick.
Bilanzveranstaltung am 4. Dezember in der James-Simon-Galerie – Projekt als Plädoyer gegen den erstarkenden Antisemitismus – Fortsetzung mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geplant.
Zusätzliche Informationen
Termine
Dezember 2024
Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
---|---|---|---|---|---|---|
1
| ||||||
2
|
3
|
4
|
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
11
|
12
|
13
|
14
|
15
|
16
|
17
|
18
|
19
|
20
|
21
|
22
|
23
|
24
|
25
|
26
|
27
|
28
|
29
|
30
|
31
|