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Die neue Ausstellung in der Galerie Schmalfuss stellt fünf Positionen zeitgenössischer Kunst vor, die sich auf verschiedenartige Weise dem Thema Körper und Gefäß widmen. Die Künstler:innen erkunden darin die Welt der Gegenstände und setzen sie in Relation zum eigenen Körper, verknüpfen sie mit fragmentierten Leibern, historischen Figuren, ethnologischen Artefakten oder aktuellen Bildfindungen.


Nicht erst seit der Antike finden sich Abbildungen von Menschen und Tieren auf Vasen und Amphoren.

Bereits prähistorische Funde zeigen figurative Elemente auf Gefäßformen und Gebrauchsgegenständen. Figürliche Darstellungen im Zusammenhang mit funktionalen Objekten des alltäglichen und auch des sakralen Gebrauchs sind in vielen Gesellschaften sichtbare Zeichen der Kultur. Im Vexierspiel der künstlerischen Umformung werden Körper zu Gefäßen und Gefäße simmern ihrer Verkörperung entgegen. Das führt zu ungewohnten Gegenüberstellungen und Verweisen.

In der Ausstellung verzahnen sich Überlagerungen der Zeitgeschichte, hybride Mischwesen und symbiotische Verbindungen zu einer herausfordernden Kombination visueller und haptischer Eindrücke.

Teilnehmende Künstler:innen:


Andreas Amrhein spielt mit den Klischees verschiedener Kulturen, ihn interessiert die Pose. In seinen Gemälden kombiniert er überdimensioniert gemalte Porzellan- und Nippesfiguren aus dem Barock und Rokoko mit zeitaktuellen Verweisen wie z.B. dem Gangster Rap, oder er überlagert Porzellanfiguren aus der Zeit der chinesischen Kulturrevolution mit westlichen Stadt- und Landschaftsbildern. In der Gegenüberstellung schafft er Werke, die von der allgegenwärtigen Unsicherheit in Bezug auf das Weltgeschehen zeugen und dennoch einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft weisen.

Wilhelm Frederking sucht das Versteckte, das Rätselhafte und Mystische. Er ist fasziniert von archäologischen und ethnologischen Artefakten und entwickelt seine imposanten Malereien auf Brokatstoffen aus teils nur daumengroßen Flohmarktfunden präkolumbianischer Stempel und Druckrollen aus Lateinamerika. Seine Collagen nutzen anderes Ausgangsmaterial. Hier setzt er unzählige Schnipsel biblischer Szenen, die vormals als reproduzierte Radierungen in historischen Folianten abgebildet waren, neu zusammen. Die nun ganzkörperumhüllten Gestalten mutieren zu Wesen ohne Eigenschaften, zu leeren Gefäßen, die ihrer individuellen Züge beraubt wurden.

Diane Haefner schafft in ihren Porzellanskulpturen einen faszinierenden Kosmos kombinierter Körper-Realitäten. Sie benutzt eigene Körperabformungen und medizinische sowie technische Anschauungsmodelle als Ausgangsmaterial für ihre Gussformen, um dann die einzelnen Porzellanstücke zu hybriden Gebilden zu verschmelzen. Im Konglomerat der Zusammenführung wuchern die Elemente und lassen mehrdeutige Gestalten entstehen. Die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und die Frage nach haptischen Empfindungen im Zeitalter der Digitalisierung ist eines ihrer zentralen Anliegen.

Daniel Kruger ist ein außergewöhnlicher Schmuck- und Keramikkünstler, der seine Kreationen aus einem unerschöpflichen Materialfundus heraus entwickelt. Aus der Wandung edler Porzellanvasen lässt er Schwämme, Pilze und Knochen wuchern oder verziert die Oberfläche mit dem Konterfei vermummter Gestalten und glorifizierten Sporthelden in reizenden Posen. In seinen Werken zeigt sich der permanente Kampf des Trivialen mit dem Erhabenen, Trash trifft auf Glamour. Er transkribiert das Profane und spielt mit dem Schein und Sein.

Roland Stratmann verknüpft Fragmente der Geschichte mit dem aktuellen Zeitgeschehen. Er befragt, das Aufeinandertreffen verschiedener Ding- und Bildwelten. In der Serie „Fayencen“ überlagert er Aktdarstellungen aus Postkartenbüchern der 1920er bis 1980er Jahre mit Ansichtskarten der ehemaligen DDR Schauhalle – VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen. Durch einen einzigen sezierenden Schnitt mit dem Skalpell werden die Postkarten-Schaubilder ihrer ursprünglichen repräsentativen Bestimmung enthoben und verwandeln sich in hybride Körpergefäßwesen. In der ungewöhnlichen Verschränkung und neu hinzugewonnenen Pose zeigen sich nun janusartig mindestens zwei Charaktere einer Person.
Zusätzliche Informationen
Eröffnung am 22.6.2024 16:00 - 20:00 Uhr
Öffnungszeiten: Mo - Sa 11:00 - 18:00 Uhr
Teilnehmende Künstler
Andreas Amrhein
Wilhelm Frederking
Diane Haefner
Daniel Kruger
Roland Stratmann
Termine
Juli 2024
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