
Lars Fischer
Ein Faustkeil sendet ein deutliches Signal: Ein simpleres Werkzeug als mich gibt es nicht und ich bin immer noch hier! Pfeilspitzen, Keramik und Glas, noch “menschgemachtere” und augenscheinlich vergänglichere Materialien als der Keil, sind immer noch hier. An Stränden, in Äckern und im Schlamm.
1997 spülte eine gewaltige Welle mehrere Container vom Cargoschiff Tokio Express. Seitdem werden an südenglischen Stränden Legoteile aus der Serie “Ozean” angeschwemmt. Die kleinen Oktopusse und Muscheln befinden sich auch fast 30 Jahre später noch in bestem Zustand und mischen sich unter Treibholz und Algen.
Natur ist ein Spielzeug.
Es gibt Social Media Influencer, die nach Mineralien und Fossilien suchen. Oft werden diese in den Kommentaren, vermutlich gerechtfertigt, beschuldigt, die Sachen vorher selbst vergraben zu haben, um mehr Content zu generieren. Ironischerweise glauben kommentierende Menschen oft, dass Pyrit, ein sehr häufig vorkommendes Mineral, das würfelartige Formen mit extrem geraden Kanten bildet, garantiert so in der Natur nicht vorkommen kann und von den Influencern ganz sicher 3D-gedruckt worden sein muss. Natur ist vor lauter Naturimitaten kaum mehr zu erkennen.Fischers Arbeiten mit Ölfarbe auf digitalen Hintergründen bilden eine Art umgekehrtes Sediment, in dem alte und neue Medien gelagert werden. Verschiedene Röhren ziehen sich scheinbar endlos durch die Bilder, so wie die Rohre, die die Baustellen Berlins entwässern und den Sumpf unter der Stadt stabiler machen sollen. Sie sind in ihrer Darstellung unterkomplex und erinnern an alte Videospiele oder Bildschirmschoner. In ihrer LowRes Qualität entsprechen sie unserer Vorstellung von Natur, die wir uns ohne uns selbst und unsere Artefakte gar nicht mehr vorstellen können. Dabei bleibt unklar, was die Röhren enthalten: Abwasser, Fiberglaskabel oder dunklen Rauch. Eine Lights Out Factory ist eine Fabrik, in der wegen Automatisierung und KI keine Beleuchtung mehr benötigt wird. Fischers Fabriken, die Knotenpunkte der Röhren, sind schwarz. Man weiß nicht, ob vor Ruß oder weil hier keine Menschen mehr arbeiten. Konsequenterweise bestehen sogar Fischers Figuren nur noch aus Röhren. Sie sind Container und Transportwege in einem und der große Rohrbruch ist absehbar. Meine Großeltern voller Blei, meine Eltern voller Asbest und ich voller Mikroplastik.
„Do you see nature?“
04. – 26. April 2025
Lars Fischer
Vernissage: 04. April 2025, 18:00 - 21:00
Artist Talk: 26. April, 16:00
Öffnungszeiten:
Mi - Sa: 12:00-18:00
Termine
April 2025
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