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Der Spiel- und Stummfilm aus dem Jahr 1924 zeigt, wie eine fiktive Republik all ihre jüdischen Bürger:innen vertreibt. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Hugo Bettauer, der den Untertitel „Roman von übermorgen“ trägt und im Unterschied zum Film ganz konkret im Wien der 1920er-Jahre spielt. Doch Wien ist nur ein Beispiel, der Roman hätte auch in Berlin spielen können.


Tatsächlich gehörte es jahrzehntelang zum Standardrepertoire der antisemitischen Parteien in Deutschland und Österreich, Ausweisungen von Jüdinnen und Juden zu fordern, vor allem jener, die aus Osteuropa eingewandert waren. Dies verschärfte sich in dem politisch stark polarisierten Klima nach dem Ende des Ersten Weltkriegs.

1920 wurden für Jüdinnen und Juden aus Osteuropa in Preußen und in Bayern Sammellager für „unerwünschte Ausländer“ eingerichtet, punktuell wurden sie aus Bayern ausgewiesen; der Berliner Polizeipräsident sprach von einer „Ostjudenplage“ und im November 1923 fand im Scheunenviertel direkt westlich des Alexanderplatzes, in der Umgebung der Neuen Synagoge Berlin, ein Pogrom statt.

Später wurden Roman und die Filmsequenzen der Vertreibung als fast prophetisch für die ersten Jahre des NS-Regimes angesehen. Nach der Ausgrenzung und dann Vertreibung der Jüdinnen und Juden folgte die physische Vernichtung.

Welche Aktualität hat der Film nach 100 Jahren?

Menschen erleben extreme politische Polarisierung, eine Grundstimmung der Unzufriedenheit bei großen Bevölkerungsteilen und ein Infragestellen der Demokratie. Sie erleben das Erstarken von rechtsextremen Kräften und Parteien, die gezielt auf Ausgrenzung und Abwertung setzen und eine homogene „Volksgemeinschaft“ beschwören. Sie erleben ganz reale Vertreibungsfantasien gegen „Andere“, gegen vermeintliche Fremdheit.

Im Film – im Gegensatz zum Buch ‒ gibt es allerdings ein Happy End. Geschichte wiederholt sich nie genau, aber welchen Weg werden wir, wird unsere Gesellschaft hier nehmen? Eine gute Gelegenheit, den ganzen Film auf großer Leinwand in der Ausstellung zu sehen und vielleicht auch mit anderen Besucher:innen ins Gespräch zu kommen.


Film „Die Stadt ohne Juden“

4. August bis 22. September 2024

Jeden Sonntag: 11:00 und 16:00 Uhr

Jeden Mittwoch: 16:00 Uhr mit Einführung

Deutsch, mit englischen Untertiteln. In Kooperation mit Filmarchiv Austria
Zusätzliche Informationen
Treffpunkt: Frauenempore in der Neuen Synagoge Berlin

Preisinformationen: Es fallen die Eintrittspreise für das Museum an.

Preis: 7,00 €

Ermäßigter Preis: 4,50 €

Anmeldung/Buchung: info@centrumjudaicum.de
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