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Schaustelle, Labor und farbenfrohe Ikone der 1920er Jahre
Die 1925-30 von Bruno Taut, Stadtbaurat Martin Wagner und dem Gartenarchitekten Leberecht Migge geplante Hufeisensiedlung in Neukölln-Britz gilt international als Meilenstein des innovativen deutschen Städtebaus. 2008 wurde die, sich um ein hufeisenförmig gebogene 350 Meter lange Gebäudezeile gruppierende, Siedlung gemeinsam mit fünf weiteren Anlagen zum UNESCO Welterbe "Siedlungen der Berliner Moderne" erklärt.
GESCHICHTE:
Berlin wie wir es heute kennen entstand erst 1920. Mit dem Zusammenschluss der einstigen preußischen Residenzstadt mit mehreren umliegenden Gutsbezirken, Dorfgemeinden, Klein- und Mittelstädten wuchs die Fläche des Stadtgebiets auf das Dreizehnfache. Die neu geschaffene "Einheitsgemeinde Groß-Berlin" verfügte also über reichlich frisches Bauland. Stärker noch als andere Großprojekte des Neuen Bauens geriet die Baustelle in Britz rasch zur weltweit vorgeführten und auch beachteten "Schaustelle": Hier war die 1924 gegründete und am Gemeinwohl orientierte Wohnungsbaugesellschaft GEHAG angetreten, aufgelockerte, lebenswertere und hygienischere Bauformen und innovative Finanzierungsmodelle zu erproben – und diese Entwürfe dann auch mit Symbol- und Signalwirkung im großen Stil ins Werk zu setzen: Mit einer Kombination mehrerer politisch klug ineinander greifender Maßnahmen wollte man, dem damals populären Leitsatz "Licht, Luft und Sonne für Alle" entsprechend, der krassen Wohnungsnot entgegentreten und entwickelte Alternativen zu den stickigen Mietskasernen, wie sie in dem überwiegend privatwirtschaftlich organisierten profitorientierten Wohnungsbau zur Kaiserzeit entstanden waren.
ARCHITEKTUR:
Beim Rundgang durch seine größte und sicherlich bekannteste Siedlung wird die Meisterschaft des GEHAG-Chefarchitekten Bruno Taut deutlich: Wie kein anderer Architekt weltweit, verstand er es, trotz serieller Bauweise und Verwendung standardisierter Bauteile, stets ein städtebaulich, architektonisch und farblich höchst abwechslungsreiches Straßenbild zu erzeugen. Gleich vier der sechs Berliner Welterbe-Siedlungen basieren auf seinen Entwürfen. Mit ihnen schuf Taut überzeugende, je individuell und ortsspezifisch konzipierte Gegenmodelle zu der zuvor in Berlin dominierenden Blockrandbebauung mit mehrfach gestaffelten, hoffnungslos überbelegten und hygienisch oft mangelhaft ausgestatteten Hinterhöfen. Angesichts der quantitativ und qualitativ herausragenden Bilanz seines Werkes darf Taut – obwohl mit nur 58 Jahren im türkischen Exil verführt verstorben – getrost als der für Berlin wichtigste Architekt des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Und genau diesen Rang spiegelt auch der Welterbetitel wider, denn unter den großen Architekten des 20. Jahrhunderts sind nur Frank Lloyd Wright, Walter Gropius und Le Corbusier vergleichbar prominent auf der Welterbeliste vertreten.
PRIVATISIERUNG:
Im Jahr 1998 wurde die GEHAG – und mit ihr deren gesamter Gebäudebestand – in der Folge eines vom Senat initiierten Bieterverfahrens privatisiert. Das historisch und architektonisch sehr hochkarätige "Portfolio" der zuvor im Besitz der Stadt befindlichen GEHAG wechselte, wenig überraschend, über die Börse mehrfach den Besitzer. Das führte dazu, dass die gut geschnittenen und stadtnahen denkmalgeschützten 679 Reihenhäuser mit Gärten in Britz heute fast restlos in den Besitz von weit über 600 privaten, fachlich nicht vorgebildeten Einzeleigentümer/innen gelangten. Die ebenfalls zum Welterbe zählenden 1.263 Wohnungen hingegen, sind heute im Besitz der Deutschen Wohnen, die 2021 wiederum Teil der bundesweit noch größeren Vonovia Gruppe wurde.
DENKMALPFLEGE:
Die vom Land Berlin 1998 in Gang gesetzte Welle Privatisierung ist nicht nur aus der Perspektive des angespannten Wohnungsmarkts heute schwer nachzuvollziehen – mit ihr wurde auch der denkmalgerecht homogene Erhalt des virtuos abgestuft gestalteten, ikonischen Ensembles massiv erschwert und gefährdet. Aus den Kapitalmarkt-getrieben Umbrüchen entstanden mehrere Erhaltungs- und Vermittlungs-Projekte, an deren Entwicklung und Umsetzung der Guide maßgeblich beteiligt war. Am Ende des ca. 2-stündigen Rundgangs wird die – ebenfalls in diesem Rahmen entstandene – Ausstellung in der "Infostation Hufeisensiedlung" besucht.
KOSTEN:
15 € / pro Person, arm. 10€ (Anmeldung erbeten, Mindest-Teilnehmerzahl: 10 Personen, Absage wegen nicht erreichter Mindestteilnehmendenzahl oder Schlechtwetter vorbehalten – Hinweis: Ein Besuch des vom Tourguide betriebenen Mietbaren Museums TAUTES HEIM ist, schon aufgrund der Buchungssituation, nicht möglich.
TOUR I: Aktionswochen "Ab ins B!" – Fr, 25.4.2025, 17:00 - 19:00 Uhr
Treff- und Startpunkt: U-Bhf. "Blaschkoallee", Linie U7, Ausgang Fritz-Reuter-Allee
TOUR II: UNESCO-Welterbetag – So, 1.6.2025, 17:00 - 19:00 Uhr
Treff- und Startpunkt: Infostation Hufeisensiedlung, Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin
Zusätzliche Informationen
Möglicher Endpunkt mit Ausstellung und Café:
Infostation Hufeisensiedlung, Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin
Hinweis:
Wie auch die anderen Welterbe-Siedlungen ist auch die Hufeisensiedlung bewohnt. Die Siedlung ist weit von "overtourism" entfernt und die meisten Bewohner/innen sind stolz im Welterbe zu wohnen. Dennoch bitten wir alle Teilnehmenden um entsprechende Rücksichtnahme, insbesondere im Rahmen eventueller Fotoaufnahmen oder Engpässen auf dem Bürgersteig.
Während der Aktionswochen bei "Ab ins B" – sowie ganzjährig auf Anfrage –
Weitere Führungen desselben Anbieters zur:
- Gartenstadt Falkenberg,
- Wohnstadt Carl Legien,
- Weiße Stadt Reinickendorf und
- Waldsiedlung Zehlendorf (auch bekannt als "Onkel Toms Hütte" oder "Papageiensiedlung")
Details + Anmeldung unter
https://www.facebook.com/welterbesiedlungen/
Bitte beachten Sie, dass das (von dem Guide und seiner Frau) museumsartig, sehr denkmalgerecht und als Hommage an Bruno Taut gestalte Ferienhaus TAUTES HEIM nicht Teil der Tour ist. Das Haus ist für als Feriennutzung, Studienaufenthalte und Kurzzeit-Wohnen konzipiert und bietet Raum für bis zu vier Übernachtungsgäste. Nähere Informationen finden Interessierte unter:
www.tautes-heim.de
Weitere Touren desselben Anbieters durch die Welterbe-Siedlungen bei "Ab ins B!" vom 22.-25.4.2025
Infostation Hufeisensiedlung, Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin
Hinweis:
Wie auch die anderen Welterbe-Siedlungen ist auch die Hufeisensiedlung bewohnt. Die Siedlung ist weit von "overtourism" entfernt und die meisten Bewohner/innen sind stolz im Welterbe zu wohnen. Dennoch bitten wir alle Teilnehmenden um entsprechende Rücksichtnahme, insbesondere im Rahmen eventueller Fotoaufnahmen oder Engpässen auf dem Bürgersteig.
Während der Aktionswochen bei "Ab ins B" – sowie ganzjährig auf Anfrage –
Weitere Führungen desselben Anbieters zur:
- Gartenstadt Falkenberg,
- Wohnstadt Carl Legien,
- Weiße Stadt Reinickendorf und
- Waldsiedlung Zehlendorf (auch bekannt als "Onkel Toms Hütte" oder "Papageiensiedlung")
Details + Anmeldung unter
https://www.facebook.com/welterbesiedlungen/
Bitte beachten Sie, dass das (von dem Guide und seiner Frau) museumsartig, sehr denkmalgerecht und als Hommage an Bruno Taut gestalte Ferienhaus TAUTES HEIM nicht Teil der Tour ist. Das Haus ist für als Feriennutzung, Studienaufenthalte und Kurzzeit-Wohnen konzipiert und bietet Raum für bis zu vier Übernachtungsgäste. Nähere Informationen finden Interessierte unter:
www.tautes-heim.de
Weitere Touren desselben Anbieters durch die Welterbe-Siedlungen bei "Ab ins B!" vom 22.-25.4.2025
Informationen zur Barrierefreiheit
Eine größere Treppenanlage sowie mehrere Bordsteine sind Teil der Tour, eine Umgehung dieser Barrieren ist aber zumeist möglich, die Ausstellung in der Infostation hingegen ist leider nicht barrierefrei zugänglich.
Teilnehmende Künstler
Bruno Taut
Martin Wagner
Leberecht Migge