Eine Retrospektive
Die Retrospektive ACHIM FREYER BILDER im Berliner Schloss Biesdorf zeigt erstmals das bildkünstlerische Schaffen von Achim Freyer aus über 70 Jahren in einem großen Zusammenhang.
Achim Freyer wurde 1934 in Berlin geboren und war
Meisterschüler von Bertolt Brecht. Er lebte bis 1972 in der ehemaligen DDR.
Nach seiner Flucht in den Westen wurde
er als Bühnen- und Kostümbildner weltberühmt.
Aber immer ist Achim Freyer zuerst Maler, ein Bildender Künstler,
der seinen Gestaltungsraum grenzenlos auf alle verfügbaren Medien ausweitet.
Es
ist die Maßlosigkeit, durch die er seine eigene Welterfahrung, die inneren
Prozesse der Wahrnehmung, in Malerei, in Theater, in Environments, in Film
übersetzt und zu einem Gesamtkunstwerk werden lässt.
Aufgewachsen in zwei Diktaturen, ist Achim Freyers Schaffen
geprägt von einem lebenslangen Drang nach künstlerischer Entfaltung und
Freiheit.
Die Ausstellung im Schloss Biesdorf macht die Brüche und Kontinuitäten einer beeindruckenden künstlerischen Biographie zwischen Ost und West sichtbar.
Sie zeigt Schlüsselwerke aus der Schaffenszeit in der DDR
bis 1972, aus der Zeit nach der Republikflucht, den großen abstrakten
Bild-Gesängen der 1980er Jahre, den Köpfen und Totentänzen der 1990er Jahre bis
hin zu einer konsequenten Autonomie der Farbe befreit von jeder
Gegenständlichkeit in den letzten zwei Jahrzehnten.
Der Weg von einer existenzialistisch geprägten figürlichen
Malerei zur radikalen Abstraktion in der DDR mündet in die legendäre erste
monographische Ausstellung seiner Werke im Kernforschungszentrum Rossendorf bei
Dresden 1971.
Freyers künstlerische Neubestimmung nach der Republikflucht
1972 im Westen mit monochromen Gouachen auf Karton und Packpapier, Assemblagen
und Environments sind Ausdruck eines künstlerischen Widerstands gegen jede Form
von Festlegung und Einschränkung.
Diesen Werkphasen sind zentrale Räume der
Ausstellung gewidmet.
Zweimal wurde Achim Freyer zur documenta eingeladen. Auf der documenta 6 (1977) verarbeitete er in dem
Environment „Deutschland – ein Lebensraum“ das Erbe von Nationalsozialismus und
deutscher Teilung. Auf der documenta 8 (1987) zeigte Achim Freyer mit seiner
Arbeit „Der gestreckte Blick oder die Krümmung der Fläche zum Raum“ die
Verbindungslinien zwischen Bildkunst und Bühne.
- Kuratiert von Johannes Odenthal (Achim Freyer Stiftung) und Karin Scheel (Schloss Biesdorf)
Eröffnung im Rahmen der Berlin Art Week
- Sonntag, 15. September 2024, 18 Uhr
Weitere Ausstellungsorte sind das Kunsthaus der Achim Freyer
Stiftung in Lichterfelde West mit der einzigartigen Kunstsammlung von Achim
Freyer sowie die Kirche am Hohenzollernplatz, deren seitliche Glasfenster von
ihm Anfang der 1990er Jahre gestaltet wurden. Gezeigt werden auch hier aktuelle
Konvolute seines fulminanten Spätwerks.
Publikation
Anlässlich des 90. Geburtstags von Achim Freyer erschien,
einfühlsam gestaltet und aufwendig illustriert, die erste Monografie zu Freyers
bildnerischem Gesamtwerk.
Achim Freyer Bilder. Eine Monografie 1934–2024, hrsg.
von Johannes Odenthal, Leipzig: Spector Books, 2024.
Achim Freyer
Der Maler, Theatermacher und Sammler Achim Freyer wird 1934
in Berlin geboren, studiert 1951–1954 Malerei und Grafik an der Meisterschule
für Grafik und Buchgewerbe in Berlin-Schöneweide, wird 1955 Meisterschüler von
Bertolt Brecht und flieht 1972 wegen künstlerischer Repressalien in den Westen.
Er wird zu einer der prägenden Künstlerpersönlichkeiten der Nachkriegsmoderne
in Europa mit weltweiter Resonanz.
Für sein Bühnenschaffen erhielt er
zahlreiche Preise und Auszeichnungen – zuletzt den deutschen Theaterpreis „DER
FAUST 2022“ für sein Lebenswerk.
Als bildender Künstler ist er zweifacher
documenta-Teilnehmer, seine Arbeiten werden 1981 im Musee d’art Moderne de la
Ville de Paris in der Ausstellung „Art Allemagne aujourd’hui“ gezeigt.
1983
präsentieren die Berliner Festspiele Freyers erste Retrospektive in der Großen
Orangerie des Schlosses Charlottenburg. Seitdem ist er in zahlreichen
nationalen und internationalen Ausstellungen von Los Angeles über Venedig,
Wien, Berlin, Tel Aviv, Moskau bis Seoul vertreten.
Von 1976 bis 1999 lehrte
Freyer als ordentlicher Professor an der Universität der Künste Berlin, gründet
1988 das Freyer-Ensemble und 2012 die Achim Freyer Stiftung mit Sammlung und Galerie.
Weitere Informationen zu Achim Freyer und seinem Werk: www.achimfreyer.com
Zusätzliche Informationen
Öffnungszeiten:
- täglich 10:00 – 18:00 Uhr, freitags 12:00 – 21:00 Uhr, dienstags geschlossen
Eintritt frei