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Die Brüder Skladanowsky: Als die Bilder laufen lernten

Starke Geschichten aus Berlin

Schwarz-weiß-Aufnahme Brandenburger Tor Berlin 1907
das Brandenburger Tor nach der Jahrhundertwende © Landesarchiv Berlin

Menschen spazieren Unter den Linden, ein Zug fährt ein am Alexanderplatz, ein Känguru boxt, ein Mann jongliert: Alleine schon, dass diese Szenen vor ihren Augen lebendig werden, begeistert die Berliner. Zu Tausenden strömen sie 1895 vier Wochen lang ins Varieté Wintergarten um die bewegten Bilder der Brüder Skladanowsky zu sehen. Ihr sogenannte „Bioskop“ ist eine Revolution, eine weltweite Premiere: Die Berliner Brüder erfinden den Film – acht Wochen bevor die französischen Konkurrenten Lumière ihren Cinématographen vorführen. 

Bis heute sind sich die Historiker nicht einig darüber, wer nun als Erfinder des Kinos gelten soll. Im Grunde liegt es wohl in der Luft des technischen Fortschritts, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Metropolen elektrisiert. Noch heute beeindrucken in Berlin die Industriedenkmale der damaligen Elektropolis, getrieben von Ideen und Erfindergeist, sowie dem Geschäftssinn Berliner Unternehmer wie etwa Emil Rathenau. 

Erste Filmvorführung in Berlin

Max und Eugen Skladanowsky
© Bundesarchiv, Bild_183-R96755, Fotograf unbekannt, wikimedia CC-BY-SA 4.0

Tatsache ist, dass die Brüder Max und Emil Skladanowsky bereits am 1. November 1895 kurze Filmfrequenzen vor einem großen Publikum projizieren, die Brüder Lumière laden erst am 28. Dezember desselben Jahres ins Grand Café am Boulevard des Capucines in Paris zur öffentlichen Filmvorführung. 

Das Berliner Publikum darf also stolz darauf sein, als eines der Ersten über bewegte Bilder staunen zu dürfen. Vor dem Bioskop experimentiert Max Skladanowsky, der als Fotograf und Glasmaler ausgebildet ist, mit bemalten Glasplatten. Durch geschicktes Überblenden gelingt ihm auch hier schon die Illusion des bewegten Bildes. Jedoch ist er mit der Qualität dieser „Nebelbilder“ nicht ganz zufrieden und baut bereits 1894 mit dem Kurbelkasten eine erste Filmkamera, die immerhin schon acht Bilder pro Sekunde aufnahm. Auch den dazu passenden Projektor, das Bioskop bastelt Max Skladanowsky selbst.

Wintergarten Saal 3
Wintergarten Varieté © © Wintergarten Varieté 2017

Erste streng geheime Probeprojektionen flimmern wohl bereits im Juli 1895 im Ausflugslokal Feldschlösschen in Pankow vor ausgewähltem Publikum. Der Vertrag mit dem Varieté Wintergarten folgt zwei Monate später, daraufhin Vorstellungen in Hamburg, Halle, Köthen, Magdeburg, Oslo, Amsterdam, Groningen, Kopenhagen und Stockholm. Ein geplantes Gastspiel in Paris wird von den Brüdern Auguste und Louis Lumière verhindert.

Die Show geht weiter ...

Doch das entmutigt die Skladanowskys keineswegs, sie entwickeln ihre Geräte weiter und drehen in Berlin beeindruckende Straßenszenen am Alexanderplatz und Unter den Linden. Sogar zwei Filmburlesken drehen die Brüder noch in den Jahren 1913 und 1914. Bruder Eugen, gelernter Clown, spielt sowohl in „Die Fliegenjagd oder die Rache der Frau Schulze“ und „Die Moderne Jungfrau von Orléans“ die Hauptrolle. Doch da haben sich längst modernere Filmtechniken und begnadetere Regisseure und erste echte Filmstars durchgesetzt. 

Die letzte Vorführung mit dem Bioskop wird von den Historikern auf das Jahr 1897 in Stettin datiert. Danach konzentriert sich Max Skladanowsky auf den Vertrieb von Abblätterbüchern, also Daumenkinos. Emil zieht mit fortan mit seinem Wasserschauspiel-Theater weiter durch die Lande. Die Show geht weiter …  

Hier erinnert Berlin an die Brüder Skladanowsky

Filmmuseum Potsdam
© visitBerlin, Foto: Nele Niederstadt
  • Im Filmmuseum Potsdam findet ihr das Original-Bioskop und einen Nachbau der Kamera. 
  • Die Grabstätte der Brüder Skladanowsky befindet sich auf dem Pankower Friedhof IV in der Buchholzer Straße in Niederschönhausen, vom Haupteingang ausgehend links hinten.  
  • Am langjährigen Wohnhaus der Skladanowskys in der Waldowstraße 28 in Niederschönhausen findet ihr eine Ehrentafel und unweit davon die Skladanowskystraße (bis 1951 Wrangelstraße). 
  • Ein Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin wurde im September den Skladanowskys gewidmet. 
  • 1995 drehte Wim Wenders gemeinsam mit Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film München eine Hommage an „Die Gebrüder Skladanowsky“. 

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Josefine Köhn-Haskins

Josefine

ist in München aufgewachsen, hat dort studiert und bei der SZ volontiert. Bevor sie in Berlin ihr Zuhause fand, berichtete sie als Korrespondentin und Trendscout aus den USA. Heute ist sie kreuz und quer in Berlins Kiezen unterwegs und beschäftigt sich mit Kultur, Musik und Zukunftsideen für ein innovatives Berlin. Alle Beiträge