Arm aber sexy*
Diese Äußerung machte nicht nur unseren ehemaligen Bürgermeister 2003 weltweit berühmt, es waren prägende Attribute für die deutsche Hauptstadt. Die Ära Wowereit ist mittlerweile Passé und auch Berlin hat sich im Laufe der Jahre verändert. Dennoch ist die Stadt im Vergleich mit anderen europäischen Metropolen immer noch günstig. Und die schönsten Dinge im Leben sind umsonst! Egal wann oder wie lange Sie (schon) in Berlin sind, ich habe für jeden Tag in der Woche ein paar besondere Tipps gesammelt, die Sie ganz sicher nicht arm machen.
Montags in Berlin
Während üblicherweise Museen, Galerien und Gedenkstätten montags geschlossen bleiben, haben die meisten Ausstellungshäuser in Berlin auch an diesem Tag geöffnet. Die Deutsche Bank KunstHalle gewährt sogar jeden Montag kostenlosen Zutritt zu ihren Räumen. In Clärchens Ballhaus, dem legendären Tanzlokal aus dem Jahr 1913, gibt es die ganze Woche über verschiedene Tanzkurse. Montags ab 21 Uhr erklingen Salsa-Rhythmen im Ballsaal und jeder kann bei freiem Eintritt die Tanzfläche erobern. Wer sich lieber zu Disco-Klassikern bewegen möchte, ist bei dem Event Hungry Monday in der Alten Kantine richtig. Für 3 Euro bietet der Club auf dem Gelände der Kulturbrauerei ab 22 Uhr nicht nur tanzbare Musik sondern auch ein leckeres Buffet und eine Tischtennisplatte.
Dienstags in Berlin
Eine knappe Stunde kostenlose Kammermusik auf höchstem Niveau gibt es dienstags im Foyer der Philharmonie. Ein Highlight für Fußballfans ist sicher ein Spiel im legendären Olympiastadion zu sehen. Wer jedoch keine Karte mehr bekommen hat, kann die Jungs von Hertha BSC live bei einer öffentlichen Trainingseinheit erleben. Wann die Mannschaft auf dem Olympiagelände an der Hanns-Braun-Straße kostenlos zu sehen ist, ist dem Trainingsplan zu entnehmen. Süßigkeiten findet man im Schokoladen in Mitte nicht – hier gibt es Kult! Neben Konzerten und Partys findet jeden Dienstag ab 21.30 Uhr die Lesebühne statt: Eine kostenlose Veranstaltung für alle, die auf Poetry Slam, Kabarett und Musik stehen.
Mittwochs in Berlin
Während Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zahlreiche Museen in Berlin generell gratis besuchen können, haben jeden ersten Mittwoch im Monat auch Erwachsene freien Eintritt in die Häuser des Stadtmuseums Berlin. Auch im Bröhan-Museum kommt man an diesem Tag umsonst in den Genuss von Kunsthandwerk und Bildender Kunst. Der FreiRaum in der Schönhauser Allee 134a macht mittwochs zwischen 19 und 21 Uhr seinem Namen unter dem Motto Brot & Butter – das offene Mitbring-Abendbrot alle Ehre. An dem gedeckten Tisch ist jeder gern gesehen. Bei schönem Wetter sitzt man im Hinterhof beisammen, ansonsten stehen die Grundzutaten für’s Abendbrot im GastRaum (Vorderhaus) bereit. Wer nicht alleine zu Abend essen möchte, packe also seinen Lieblingsaufschnitt ein und komme vorbei.
Donnerstags in Berlin
Das ORWOhaus (ehemaliger Standort der ostdeutschen Filmfabrik Original Wolfen) bietet nicht nur einen imposanten Blick auf die Plattenbauten Marzahns, jeden zweiten und letzten Donnerstag im Monat lädt das Musikerhaus Musiker und Musikfans zur Jamsession. Los geht’s um 22 Uhr. Filmliebhaber sind im gleichen Turnus in der Café-Bar Herman Schulz richtig. Hier zeigen Nachwuchsregisseure im Flimmerzimmer ihre Werke. Eine tolle Möglichkeit neue Filme zu schauen und mit Gleichgesinnten – von Amateuren über Studierende bis hin zu Profis – ins Gespräch zu kommen. Seit Jahr und Tag gibt es im Dunckerclub im Prenzlauer Berg donnerstags ab 22 Uhr die Gnadenlos Kostenlos Konzerte. Freunde des Independent und Alternativerocks treffen in dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aus dem Jahr 1913 auf ein buntgemischtes Publikum aus Alteingesessenen und Neuberlinern.
Freitags in Berlin
Freitags ist Familientag im Labyrinth Museum. Zwischen 13 und 18 Uhr ist ein Ticket in die interaktive Ausstellung um einen Euro reduziert. Die Staatsbibliothek Unter den Linden habe ich als Studentin stets ehrfürchtig betreten; nicht nur aufgrund der strengen Eingangskontrollen. Wer hier im Lesesaal seit 1914 schon alles Bücher gewälzt hat?! Jeden Freitag um 17 Uhr hat man freien Zugang zu der einst barocken Fürstenbibliothek. Die einstündige Führung gibt Auskunft zu Geschichte, Architektur und Aufgaben des Hauses. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. Eine etwas andere Stadttour führt jeden letzten Freitag im Monat durch Berlin: Die Critical Mass radelt gemeinsam durch die Stadt und verleiht so still und friedlich dem Wunsch nach einem sicheren Verkehrsraum für Radfahrer Ausdruck. Diese Aktion beschränkt sich übrigens nicht nur auf Berlin.
Sonnabends in Berlin
Sie möchten gerne wissen, wie es hinter dem Tresen der Tagesschau ausschaut und wo genau die Elefantenrunde zusammensitzt? Das ist nach einer kostenfreien Anmeldung im ARD-Infocenter immer samstags um 14 Uhr möglich. Die Führung gibt Einblicke hinter die Kulissen der Fernseh- und Tonstudios und vermittelt Hintergründe zur Arbeitsweise des Hauptstadtstudios. Sie ist eines der Berliner Wahrzeichen: Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Zweimal im Monat, jeweils Samstags ab 18 Uhr kann man hier bei der Orgelvesper umsonst den Klängen der Karl-Schuke-Orgel (1962/63) lauschen, mit 63 klingenden Registern eine der großen Orgeln Berlins. Das Babylon gehört zu den wohl schönsten Kinos der Stadt, bereits 1929 nahm es als Stummfilmkino seinen Betrieb auf. Die Tradition wird in der samstäglichen Reihe Stummfilm um Mitternacht fortgeführt. Nach dem Motto Null Uhr – null Euro können Nachtschwärmer hier dem gratis Filmvergnügen frönen.
Sonntags in Berlin
Zugegeben günstig Shoppen kann man im Bikini Berlin nicht, aber von der Terrasse des Bikinihauses, dem architektonischen Herzstück des Zoobogens aus den 1950er Jahren, hat man einen herrlichen Blick auf den Zoo. Hier kann man ganz umsonst in der Sonne sitzen und die Affen beobachten. Jeden zweiten Sonntag im Monat liegt um 19:30 Uhr Spannung in der Luft im Heimathafen Neukölln. Denn dann ist Zeit für’s HörTheater. In dem abgedunkelten Raum kann man kostenlos den Radio-Hörspielen folgen und im Anschluss oft die Autoren, Sprecher oder Redakteure treffen. Mein absoluter Geheimtipp ist übrigens ein Piano-Konzert in einer alten Werkshalle im Wedding. Der Piano Salon Christophori ist nämlich nicht nur ein Ort, an dem historische Hammerflügel restauriert werden, in regelmäßigen Abständen bringen ausgewählte Pianisten die verschiedenen Instrumente zum Klingen. Wer gerne bei einem dieser Kammermusikabende dabei sein möchte, kann über die Webseite kostenlos einen Platz reservieren. Für ein solch einmaliges Erlebnis – man fühlt sich wie in einem der Pariser Piano Salons der Romantik – habe ich bisher auch immer gerne eine Spende abgegeben. *Klaus Wowereit über Berlin im Interview mit Focus Money (2003) Geschrieben von Anna Bockhoff