Direkt zum Inhalt
Berlins offizielles Tourismusportal

11 Tipps für queere Orte in Berlin

Hier trefft ihr die LGBTQ+-Szene

Christopher Street Day
© Fabian Böttcher

Sehnsuchtsort Berlin: Bereits in den 1920er Jahren feiert hier die LGBTQ+-Szene. Josephine Baker, Marlene Dietrich und Claire Waldoff geben ihr Stelldichein. Magnus Hirschfeld gründet sein Institut für Sexualwissenschaften. Nach dem Krieg muss sich die queere Szene dann ihren Platz in der Gesellschaft erst wieder erkämpfen - gegen Diskriminierung, Vorurteile, die Angst vor Aids. Ein Meilenstein ist der erste Christopher Street Day 1979 - und die Filme von Rosa von Praunheim, die zur Selbstorganisation aufrufen. Viele der queeren Clubs, Bars und Läden von heute haben ihre Wurzeln in der schwul-lesbischen Bewegung der 1980er Jahre. Heute sind sie feste Institutionen in Berlin. 11 davon stellen wir euch hier vor.

Tipp 1: Entdeckt den Nollendorfkiez mit einer Berliner Dragqueen

KiezTour - Nollendorfplatz
© KiezTour

Bereits in den 1920er Jahren trifft sich im Nollendorfkiez Berlins die schwul-lesbische Szene. Marlene Dietrich und Claire Waldoff vergnügen sich in den Bars und Cafés, schwule Pärchen stehen für die Travestie-Shows im Eldorado Schlange. Christopher Isherwood lebt hier, der Autor der Berlin Stories, die als Vorlage für das Musical Cabaret dienen.

Auch heute ist Deutschlands ältester queerer Kiez noch Treffpunkt der Szene. Zwischen Fugger- und Motzstraße bis hin zu Maaßenstraße und Nollendorfplatz findet ihr ein breites Angebot für die LGBTQ+-Community: Buchläden, Clubs, Bars, Restaurants. Einen guten Einblick bekommt ihr auf der wöchentlich stattfindenden KiezTour. Begleitet von einer bekannten Berliner Drag-Queen taucht ihr ein in Geschichte und aktuellen Szene-Klatsch, besucht legendäre Schauplätze, stärkt euch in skurrilen Bars und schnuppert auch mal in etwas verruchteren Läden.

Tipp: Im Sommer lädt der Nollendorfkiez jedes Jahr zum Lesbisch-schwulen Stadtfest

Wann: jeden Donnerstag ab 17.30 Uhr (nach Anmeldung)
Wo: Nollendorfkiez (Treffpunkt wird nach Anmeldung bekannt gegeben)

KiezTour

Tipp 2: Vergnügt euch im SchwuZ

Drag Queen auf der Bühne der Pepsi Boston Bar im LGBTIQA* Club SchwuZ
Drag Queen auf der Bühne der Pepsi Boston Bar im SchwuZ © SchwuZ / Diego Sixx

„Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt.“ Mit diesem Film von 1971 legt der schwule Regisseur und Aktivist Rosa von Praunheim die Grundlage für die Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland, unter anderem auch für die Gründung der studentischen Initiative HAW (Homosexuellen Aktion Westberlin) aus der später das SchwuZ hervorgeht. Damals wird für die Streichung des Paragraphen 175 gekämpft, der die körperlichen Beziehungen zwischen homosexuellen Männern kriminalisiert. Heute ist das SchwuZ Berlins größter queerer Club. Hier könnt ihr rund ums Jahr tanzen und feiern. Es gibt jedoch auch immer wieder Lesungen und Diskussionen und als Verein setzt sich das SchwuZ für die rechtliche Gleichstellung aller queeren Menschen ein.

Wann: je nach Veranstaltung
Wo: Rollbergstraße 26, Neukölln

SchwuZ

Tipp 3: Zelebriert Club-Geschichte im SO36

Berliner Club SO36, Eingang
Berliner Club SO36, Eingang © Prokura Nepp

In den 1970er und 1980er Jahren von der Berliner Punk-Szene etabliert, zählt das SO36 zu den bekanntesten Clubs in Berlin. Einige Besitzerwechsel später etabliert sich hier mit Gayhane in den 1990er Jahren die weltweit erste schwul-lesbische Partyreihe. Noch heute lockt das allmonatliche Bauchtanz-Beat-Event die LGBTQ+-Szene auf den QueerOriental Dancefloor. Traditionell wird etwa eine Stunde nach Mitternacht pausiert, um ein aktuell wichtiges Anliegen der Szene zu thematisieren. Auf die Solidaritätserklärung folgt eine Showeinlage mit Special-Guest. Danach wird weitergetanzt bis in den Morgen.

Wann: je nach Veranstaltung
Wo: Oranienstraße 190, Kreuzberg

So36

Tipp 4: Genießt glamouröses Gelächter im BKA Theater

BKA Theater Berlin
© BKA Theater, Foto: Sven Ihlenfeld

„Pailette geht immer“ heißt die Late-Night-Show der Berliner Dragqueen Jurassica Parka – die mittlerweile zum Flaggschiff der Nachtshows im BKA geworden ist. Seit der Gründung in den 1980er Jahren ist die Berliner Kabarett Anstalt eng mit der LGBTQ+-Community verbunden. Und auch heute seht ihr hier queere Kunstfiguren wie Edith Schröder, die lesbische Kabarettistin Sigrid Grajek oder Stücke von Ralf König, den ihr vielleicht als Zeichner der SchwulComix kennt. Auch „Der bewegte Mann“, der 1994 mit Till Schweiger und Katja Riemann verfilmt wurde, stammt aus seiner Feder. Schaut einfach mal ins Programm, ein Besuch dieses Berliner Originals, das sich im Dachgeschoss eines Kreuzberger Altbaus versteckt, lohnt sich eigentlich immer!

Wann: je nach Veranstaltung
Wo: Mehringdamm 34, Kreuzberg

BKA

Tipp 5: Besucht das Tuntenhaus in der Kastanienallee

alternatives Kulturzentrum Schokoladen
© visitBerlin, Foto: Sönke Schneidewind

Es ist Berlins ältestes queeres Wohnprojekt. Seit 1990 lieben und leben die Bewohner:innen des Tuntenhauses in der Kastanienalle in bunter Vielfalt – und dürfen dort in Zukunft auch bleiben. Im März 2024 machte der Bezirk Pankow von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch und erstand das Gebäude mit finanzieller Unterstützung der gemeinnützigen Stiftung Edith Maryon. Diese überlässt das Projekt nun als Erbbaurechtsnehmer den Bewohner:innen. Historisch ist das Haus im Prenzlauer Berg das dritte Wohnprojekt, das in Berlins wilden 1980er und 1990er Jahren von Homosexuellen besetzt und dann in Eigenarbeit renoviert wurde. Allerdings wurden das von 1981 - 1983 besetzte Haus in der Bülowstraße in Schöneberg und das Tuntenhaus Forellenhof in der Mainzer Straße geräumt. Im Erdgeschoss des Tuntenhauses findet ihr heute zwei alternative Kulturzentren, den Schokoladen e.V. und den Club der polnischen Versager.

Wann: je nach Veranstaltung
Wo: Kastanienallee 86, Prenzlauer Berg

Club der polnischen Versager

Tipp 6: Ausgehen in Schöneberg: Heile Welt & Elefant

Gönnt euch einen Drink in der Heile Welt Bar

Schwules Pärchen unterwegs in Berlin-Schöneberg
Die Bar "Heile Welt" © visitBerlin, Foto: Dirk Mathesius

Wer wünscht es nicht, eine Heile Welt: In der gleichnamigen Bar im Schöneberger Nollendorfkiez könnt ihr euch wenigstens für eine Nacht der Illusion hingeben, euch in die gemütlichen Sofas sinken lassen und beim Barkeeper euren Lieblingsdrink bestellen. Hier trifft sich vor allem die schwule Szene Berlins, willkommen sind aber alle, die sich mit der queeren Seite der Hauptstadt verbunden fühlen. 

Wann: täglich ab 20 Uhr
Wo: Heile Welt Motzstraße 5, Schöneberg

Mehr LGBTQ+-Bars

Werft euch in Schale zum Schnitzel Essen im Restaurant Elefant

Tanzen im Club
© Stockbyte

Wenn ihr euch vor dem Ausgehen, noch richtig stärken und urige deutsche Küche genießen wollt, dann empfehlen wir einen Besuch im Restaurant Elefant in der Fuggerstraße. Vom Hawaii-Toast über die 18 Schnitzel-Variationen bis hin zum Wildgulasch schmeckt es hier wie bei Mutti. Ein echtes Juwel ist das Restaurant aber auch deshalb, weil seit Anbeginn queere Menschen und schwule Pärchen genauso höflich und zuvorkommend bedient werden wie alle anderen. Club- und Fetisch-Outfits sind – soweit jugendfrei – willkommen. Perfekt also für einen Start in die Nacht. Der Connection Club und das Pussycat sind nur wenige Gehminuten entfernt.

Ein weiteres Highlight auf der Fuggerstraße ist das alljährliche Folsom Europe Festival.

Wann: täglich 12 – 23 Uhr
Wo: Fuggerstraße 18, Schöneberg

Mehr LGBTQ+-Clubs

Tipp 7: Lasst euch beraten im Eisenherz Buchladen

Schoeneberg, Nollendorfkiez
© visitBerlin, Foto: Dagmar Schwelle

1978 aus der neuen Schwulenbewegung heraus als Kollektiv gegründet, ist Eisenherz noch heute mehr als ein Buchladen. Die Ausstellungen und Autor:innen-Lesungen im eigenen kleinen Galerie- und Veranstaltungsraum sind ein fester Bestandteil des Berliner Kulturprogramms. Über die Jahre hat Eisenherz viele Impulse für die schwule Szene gesetzt. Auch der Teddy Award, der seit 1992 auf der Berlinale für die besten queeren Filme verliehen wird – und als weltweit erster offizieller LGBTQ+-Filmpreis gilt – ist eine Idee aus dem Eisenherz Buchladen. Ihr findet hier bis heute eine umfangreiche Sammlung an queeren Filmen, Romanen, Comics, Fachliteratur zu Gender-Themen sowie auch queere Kinder- und Jugendliteratur.

Wann: Montag bis Samstag 10 – 20 Uhr
Wo: Motzstraße 23, Schöneberg

Eisenherz

Tipp 8: Erfahrt mehr über Magnus Hirschfeld & die Sexualwissenschaften

Berlin Global: Die Ausstellung im Humbolt Forum Berlin
Berlin Global: Die Ausstellung im Humbolt Forum Berlin © Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin, Foto: Anne Preussel

Bereits 1919 gründet Magnus Hirschfeld das weltweit erste Institut für Sexualwissenschaft in Berlin. Unter dem Motto „Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“ setzt sich der jüdische Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld für die Entkriminalisierung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen und die Abschaffung des § 175 ein, der Homosexualität unter Strafe stellt. Viele seiner Schriften fallen den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten zum Opfer, einige wenige könnt ihr heute im Schwulen Museum einsehen. Außerdem forscht die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft seit 1992 zum Thema. Einen guten ersten Einblick in das Leben und Wirken von Hirschfeld bekommt ihr in der Ausstellung Berlin Global. Dort erzählt die Berliner Transfrau Tima die Göttliche in der Rolle von Hirschfelds ehemaliger Hausangestellter „Dorchen“ aus der damaligen Zeit.

Wann: Mittwoch – Montag 10.30 – 18.30 (Dienstag geschlossen)
Wo: Humboldt Forum, Schloßplatz 1, Mitte

Magnus Hirschfeld

Tipp 9: Seht eine Liebesszene im Denkmal für vom Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle

Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin © Stiftung Denkmal, Foto: Marko Priske

Ein ungewöhnliches Denkmal erinnert im Tiergarten an die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Durch ein kleines quadratisches Fenster, das in den grauen Betonquader eingelassen ist, könnt ihr eine gleichgeschlechtliche Liebesszene beobachten. Eine Szene also, für die Menschen im Dritten Reich zu Zuchthaus verurteilt und in Konzentrationslager verschleppt wurden. Im KZ wurden Schwule dann mit dem "Rosa Winkel" kenntlich gemacht. Die Gedenktafel am U-Bahnhof Nollendorfplatz greift dieses Symbol auf. Der Rosa Winkel ist das erste Gedenken an homosexuelle NS-Opfer im öffentlichen Raum.

Wann: rund um die Uhr
Wo: Ebertstraße, Tiergarten

Denkmal im Tiergarten

Tipp 10: Holt euch das queere Stadtmagazin Siegessäule 

Place2be.Berlin
© Alex Heigl

Seit 40 Jahren berichtet die Siegessäule über das queere Berlin. Als schwules Stadtmagazin am 1. April 1984 erstmals erschienen, ist die Siegessäule heute Deutschlands größte queere Zeitschrift. Auf der online Plattform und im Printmagazin findet ihr aktuelle Termine, Neuigkeiten aus Kultur & Szene, Interviews und Artikel zu gesellschaftspolitischen Themen. Ihr findet das Printmagazin mittlerweile an über 500 Auslegestellen in Berlin, in Cafés, Clubs, Bars, Beratungsstellen und Buchläden – und natürlich auch im Eisenherz.

Siegessäule

Tipp 11: Lebt eure Starallüren im Monster Ronson’s Ichiban Karaoke

Green Mango Berlin
© Green Mango

Die alternative Karaoke Party Bar direkt an der Warschauer Brücke ist legendär. Hier könnt ihr euch eine von zehn verschiedenen großen Karaoke-Boxen mieten und nach Herzenslust eure Lieblingssongs schmettern. Die beiden großen Boxen Janis und Elvis, die Platz für zwölf beziehungsweise 16 Sänger:innen haben, könnt ihr reservieren. Wenn das nicht klappt, könnt ihr euch einfach mit allen anderen im Barbereich vergnügen, bis eine der kleineren Boxen frei wird. Mutige können bei verschiedensten Partys vor großem Publikum auftreten. Hosts sind Berliner Drag-Queens. Party-Flair und Disco-Glamour sind garantiert. 

Wann: täglich 18 – 4 Uhr
Wo: Warschauer Straße 34, Friedrichshain 

Monster Ronson’s Ichiban Karaoke

Josefine Köhn-Haskins

Josefine

ist in München aufgewachsen, hat dort studiert und bei der SZ volontiert. Bevor sie in Berlin ihr Zuhause fand, berichtete sie als Korrespondentin und Trendscout aus den USA. Heute ist sie kreuz und quer in Berlins Kiezen unterwegs und beschäftigt sich mit Kultur, Musik und Zukunftsideen für ein innovatives Berlin. Alle Beiträge