Bernauer Altstadt
Mittelalterliches Kleinod und sozialistische Musterstadt
Mit der S-Bahn erreicht man von Pankow aus in kurzer Zeit Bernau bei Berlin. Bei einem Spaziergang durch die Kleinstadt lässt sich das Leben im Barnim, einer historischen Landschaft in Brandenburg, noch heute gut nachvollziehen.
Hussitenfest und Schwertkämpfertreffen
In und um Berlin ist Bernau vor allem für das sogenannte Hussitenfest bekannt. Jedes Jahr im Juni treffen sich im Bernauer Stadtpark Menschen in mittelalterlichen Kleidern, und der Park verwandelt sich in einen Jahrmarkt mit Turnierplatz. Ritter demonstrieren ihre Reitkünste, während woanders eifrig Handel getrieben wird. Ein weiteres mittelalterlich anmutendes Spektakel ist das jährlich stattfindende Schwertkämpfertreffen im März, bei dem Schwertkämpfer die Kampfkünste unterschiedlicher Kulturen und Epochen vorführen.
Sehenswürdigkeiten aus 700 Jahren Geschichte
Bernau wurde – ähnlich wie Berlin – im 13. Jahrhundert gegründet. Vor allem wegen seiner Tücher und seinem Bier erwarb es sich über Brandenburgs Grenzen hinaus einen guten Namen, und die Stadt blühte auf. Noch heute zeugen die beeindruckende 8 Meter hohe Stadtmauer aus Feldsteinen und die Wallanlagen von den frühen Verteidigungsmaßnahmen, um die Stadt zu schützen. Als 1432 die Hussiten aus Böhmen die Stadt bedrohten, war es vor allem die Standhaftigkeit der Stadtmauer, die zum Sieg der Bernauer beitrug. Entlang der Mauer führen wie damals kleine Gässchen, die den Besucher in die Vergangenheit versetzen. Von den drei historischen Stadttoren hat sich bis heute das Steintor erhalten. Als einer von zwei Standorten des Heimatmuseums informiert es über das mittelalterliche Leben in Bernau, Waffen, Zunftzeichen und die mittelalterliche Braukunst. Der zweite Standort befindet sich im Henkerhaus, in dem von der Geschichte der Scharfrichterei und dem Alltagsleben vom 17. bis zum 19. Jahrhundert berichtet wird. Sehenswert ist auch der Marktplatz mit dem Rathaus im klassizistischen Stil und der Marienkirche aus dem 16. Jahrhundert, in der sich ein Flügelaltar aus der Schule Lucas Cranach d. Ä. befindet.
Sozialistische Musterstadt
Viele Häuser in der Innenstadt waren Fachwerkbauten aus dem frühen 19. Jahrhundert, die sich im 20. Jahrhundert als marode erwiesen. Zu DDR-Zeiten beschloss man deshalb, die Fachwerkhäuser nicht zu sanieren, sondern die alte Bausubstanz abzutragen und an ihrer Stelle damals moderne Plattenbauten zu errichten. So kommt es, dass in Bernau typische DDR-Mehrgeschosshäuser und historisch bedeutsame Gebäude nebeneinander stehen.