Akademie der Künste am Pariser Platz
Transparenz, Kunst und Geschichte am Brandenburger Tor
Sie sehen es gleich: Die Akademie der Künste am Pariser Platz ist ein besonderes Gebäude, nämlich das einzige dort, welches hoch aufgeglast und lichtdurchflutet zwischen den geschlossen wirkenden Mauerfassaden der anderen Bauten steht. Und das hat einen besonderen Grund.
Für die Rekonstruktion des Pariser Platzes nach der deutschen Wiedervereinigung ab 1993 gab es einen festen Gestaltungsplan:
Die recht nüchterne klassizistische Architektur des berühmten Brandenburger Tors sollte nicht durch angrenzende hohe Neubauten "in den Schatten gestellt" werden. Eine niedrige Gebäudehöhe der umliegenden Bauten wurde ebenso vorgegeben, wie der matte Naturstein der Fassaden, diese mit Fensterloch-Reihen statt Glasfassaden.
Es gab eine einzige Ausnahme: die Akademie der Künste. Hier wurde eine hohe transparente Glasfassade genehmigt. Warum? Die durchsichtige Glasfassade verspricht, dass hier niemals wieder "heimliche Pläne" wie im Nationalsozialismus geschmiedet werden, als die Akademie der Künste der Arbeitsplatz von Hitlers Lieblingsarchitekten Albert Speer war. Ein besonderes Symbol der Transparenz und für die Freiheit der Künste!
Der Neubau von Günther Behnisch zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Der gläserne Neubau aus dem Jahr 2005 ist in den Proportionen des historischen Vorgängerbaus von 1907 errichtet. Besonders sehenswert sind die wunderbaren Oberlichtsäle im alten Teil. Hier präsentierte einst auch Max Liebermann seine Kunstwerke. Die Außenfassade ist vollständig verglast und damit vordergründig modern. Aber gerade dieses erlaubt den Blick zurück in die Historie, steht gleichzeitig für Transparenz, Verwurzelung und Kontext.
Das Haus am Pariser Platz ist ein Dreh- und Angelpunkt der Berliner Kulturlandschaft und hat große internationale Strahlkraft. Hier ist ein Begegnungsort für Künstler:innen, Kulturschaffende und ihr Publikum, hier finden Sie die Bibliothek, den Lesesaal und das Baukunstarchiv der Akademie der Künste. Ein reiches Veranstaltungsprogramm rund um Kunst und Kultur runden das Angebot ab.
Lange und bewegte Geschichte
Die Wurzeln der Berliner Akademie der Künste reichen bis ins späte 17. Jahrhundert. Ab Beginn des 18. Jahrhunderts nennt sie sich Königlich-Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften. Nach Stationen im königlichen Marstall Unter den Linden und in der Potsdamer Straße bezieht die Akademie im Jahr 1907 das Quartier am Pariser Platz. Hierfür wird das hier stehende Palais Arnim durch ein Ausstellungsgebäude ergänzt und für die Zwecke der Akademie umgebaut.
Die 1920er Jahre unter dem weltbekannten impressionistischen Maler und Akademie-Präsidenten Max Liebermann können vielleicht als goldene Ära der Akademie der Künste gelten. Zu dieser Zeit öffnet sich die Akademie neuen künstlerischen Ausdrucksformen und befindet sich auch international auf der Höhe der Kunstentwicklung. Hier, oder im schräg gegenüber liegenden Wohnhaus der Liebermanns, dem heutigen Max Liebermann Haus, verkehren alle, die in der zeitgenössischen Kunstszene Rang und Namen haben.
Ein jähes Ende der Blütezeit
Der Aufschwung endet 1933 mit der "Gleichschaltung" im Nationalsozialismus. 1937 wird die Akademie der Künste aus dem Gebäude am Pariser Platz gedrängt und der nationalsozialistische Großarchitekt Albert Speer zieht ein, um hier ungestört eine Utopie zu planen: Hitlers größenwahnsinnige Idee einer nationalsozialistischen Hauptstadt "Germania" wird hier aufs Papier gebracht. I
In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wird das Gebäude stark beschädigt und verwaist.
Akademie der Künste - im Osten und Westen Berlins
Nach Kriegsende und nach der deutschen Teilung lebt die Akademie der Künste in verschiedenen Gebäuden parallel im Ostteil und im Westteil Berlins wieder auf. Ende der 1950er Jahre errichtet der berühmte Berliner Architekt Werner Düttmann im Hansaviertel in Westberlin die Akademie der Künste am Hanseatenweg, die heute als Ikone der Nachkriegsarchitektur in Berlin bekannt ist. Währenddessen verfällt ihr einstiger Hauptsitz am Pariser Platz. Dennoch wird dort weiter künstlerisch gearbeitet. Mitglieder und Meisterschüler:innen der Akademie der Künste (Ost) ziehen in die Ruine ein, errichteten Werkstätten und Ateliers.
In den weitverzweigten Kellerräumen der Akademie am Pariser Platze feiern und verewigen sich in den Jahren 1957 und 1958 angehende Künstler:innen an den Wänden. Ihre Werke sind heute im „Bilderkeller“ der Akademie zu besichtigen. Nach dem Mauerbau 1961 liegt das Gebäude verlassen und unbegehbar im Niemandsland des Berliner Grenzstreifens.
Die Wiedergeburt der Akademie
Nach dem Mauerfall wird nicht nur die Wiedervereinigung Deutschlands gefeiert. Auch die beiden, gegensätzlich entstandenen Akademien der Künste im Ostteil und Westteil der Stadt werden aufs Neue zu einer Institution vereinigt. Dennoch dauert es noch mehr als 15 Jahre, bis die wiedervereinigte Akademie der Künste 2005 in die Trägerschaft des Bundes überwechselt. Damit ist nun auch der Weg frei für Günter Behnischs Neubaupläne.
Highlights
- Kellerbilder in den verzweigten Katakomben des Gebäudes
- Rekonstruierte Oberlichtsäle
- Terrasse im Obergeschoss mit Blick auf den Pariser Platz
- Speisen und Getränke im Café Liebermann im Erdgeschoss
Ihr Besuch
Anfahrt: S+U-Bahnhof Brandenburger Tor
Täglich 10 – 20 Uhr
Der Zugang zum Haus und den Ausstellungsräumen ist barrierefrei. Besucher:innen unter 18 Jahren haben zu den Ausstellungen freien Eintritt.
Mehr Kultur in der Nähe
Die Hauptsehenswürdigkeit am Pariser Platz und das Wahrzeichen Berlins ist das Brandenburger Tor. Gleich seitlich daneben finden Sie das Max Liebermann Haus, dort sehen Sie eine Ausstellung zu Leben und Schicksal des weltbekannten jüdischen Impressionisten. Wenn Sie vom Pariser Platz aus durch die Akademie der Künste hindurchgehen, stoßen Sie auf der anderen Straßenseite auf das sich weitläufig gegenüber erstreckende Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit dem bewegenden, unterirdisch liegenden Dokumentationszentrum.