IBA-Bauten Alt-Tegel
Nah am Wasser gebaut
Am Tegeler Hafen stehen Wohn- und Kulturbauten im postmodernen Design – und mit einem engen Bezug zum Wasser.
Die Internationale Bauausstellung (IBA) 1987 war ein groß angelegtes Projekt zur Aufwertung des West-Berliner Wohnbestands. Im Gegensatz zu städtebaulichen Konzepten der 1950er bis 1970er Jahre geht es damals nicht länger um die Errichtung neuer Wohngebiete. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf der Sanierung von Altbauten und der Integration neuer Häuser in die bestehende Innenstadt. Eines der IBA-Projekte, das international viel Beachtung findet, befindet sich am alten Tegeler Hafen (Bezirk Reinickendorf).
Neues Wohnquartier in Alt-Tegel
Bei der IBA liegt ein besonderer Fokus auf der Planung von Quartieren, die sowohl Wohnraum als auch Kultur- und Freizeitmöglichkeiten bieten. Die seit Jahren brach liegenden Freiflächen am früheren Tegeler Hafen sind perfekt geeignet, um ein solches Projekt zu realisieren.
Im Wettbewerb setzt sich der Entwurf des amerikanischen Architektenteams Charles Moore, John Rube und Buzz Yudell durch. Sie definieren Wasser als das zentrale Element des Quartiers. Statt einer reinen Bebauung des Ufers sehen sie eine Vergrößerung des Hafenbeckens und die Aufschüttung einer künstlichen Insel vor. Dort sollen Kultur- und Freizeiteinrichtungen entstehen, doch diese bleiben nur Entwürfe. Seit 2013 stehen auf der Tegeler Insel neu errichtete Wohnhäuser.
Am Ufer des Hafenbeckens lädt eine Promenade zum Spaziergang ein. Dahinter beginnt das Wohngebiet mit unterschiedlichen Gebäudeformen – von wellenartig sich schlängelnden Zeilenbauten im sozialen Wohnungsbau, über vornehme Wohnhöfe bis hin zu freistehenden Stadtvillen. Von Moore, Rube und Yudell stammen dabei nur die Wohnhöfe, die im Sinne postmoderner Architektur historische Vorbilder zitieren: Toranlagen wie im Mittelalter, halbkreisförmige Fassaden wie in der Renaissance.
Postmoderne Humboldt-Bibliothek
Historische Elemente aufzugreifen und neu miteinander zu verbinden ist ein wichtiges gestalterisches Mittel postmoderner Architektur. Sie setzt sich damit in direkten Gegensatz zum Leitsatz der Klassischen Moderne, „Form follows function“. In der Postmoderne heißt es dagegen „Form follows fiction“ – alles ist erlaubt.
Das spiegelt sich auch in der von Charles Moore geplanten Humboldt-Bibliothek, die als Teil der Kultureinrichtungen am Tegeler Hafen liegt. Ihre Fassade spielt mit Glasflächen und steinernen Pfeilern auf klassizistische Architektur an. Innen bietet die Bibliothek eine beeindruckende, drei Gewölbe überspannende Holzdecke, die Assoziationen mit sakraler Architektur weckt. Der Besucher fühlt sich an Klöster mit ihren umfangreichen Bibliotheken erinnert – ein Effekt, den barock aussehende Schmuckelemente auf den Bücherregalen noch verstärken.
Die Humboldt-Bibliothek dient über ihre Kernfunktion hinaus auch als Kulturzentrum, in dem Ausstellungen, Lesungen und Konzerte stattfinden.
Auch wenn es zahlreiche Abweichungen vom ursprünglichen Siegerentwurf des Wettbewerbs gab, findet das IBA-Quartier großen Zuspruch bei seinen Bewohnern. Der Aufenthalt am Wasser, die Promenade, das kulturelle Angebot der Humboldt-Bibliothek: All dies trägt zu einer hohen Lebensqualität am Tegeler Hafen bei.
Unsere Tipps rund um die IBA-Bauten in Alt-Tegel
Wenn Sie an der Promenade des Tegeler Hafens entlanggeschlendert sind und sich die Humboldt-Bibliothek näher angesehen haben, können Sie zur Greenwichpromenade laufen und sich bei schönem Wetter auf eine Restaurantterrasse setzen. An der Promenade starten auch Schiffstouren über die Havel. Falls Sie sich für weitere Bauten der Berliner Moderne interessieren: Der Borsigturm, Berlins erstes Hochhaus, liegt nur rund 15 Minuten zu Fuß entfernt.
Praktische Infos von visitBerlin
Zu den IBA-Bauten am Tegeler Hafen gelangen Sie mit der U-Bahn-Linie 6 bis zur Haltestelle Alt-Tegel. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.