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Gropiusstadt
Hausfassade in der Gropiusstadt © visitBerlin, Foto: Angela Kröll

Gropiusstadt – Britz-Buckow-Rudow

Trabantenstadt im Südosten Berlins

Zu dicht: Die Umsetzung der Gropiusstadt weicht stark von den Plänen des Architekten für eine aufgelockerte Stadt von morgen ab.

In den 1950er Jahren herrscht aufgrund der Kriegszerstörungen Wohnungsmangel in West-Berlin. Außerhalb des Stadtzentrums soll eine neue, moderne Großsiedlung entstehen. Die Wahl fällt auf ein unbebautes Ackergelände südlich von Neukölln, in den Stadtteilen Britz, Buckow und Rudow.

Auf dem grünen Acker

Britz-Buckow-Rudow, kurz BBR, soll als Satellitenstadt unter anderem Schulen, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten bieten.

1959/60 gelingt es dem West-Berliner Senat Walter Gropius, den renommierten Architekten und Begründer des Weimarer Bauhauses, für die Ausführung des Projekts zu gewinnen. Zusammen mit dem von ihm gegründeten Architekturbüro The Architects Collaborative (TAC) macht sich Gropius an die Planung einer Großsiedlung.

Locker mit Struktur

Der Städtebauentwurf für die Gropiusstadt sieht eine „gegliederte und aufgelockerte Stadt“ vor. Die Gebäude sollen in Nachbarschaften angeordnet und von Grünflächen durchzogen sein. Den Bewohnern steht eine zentrale Infrastruktur wie beispielweise die Walter-Gropius-Schule zur Verfügung.

Eine Verkehrsanbindung an die U-Bahn-Linie 7 durch die neu geschaffenen Stationen Johannisthaler Chaussee, Lipschitzallee, Wutzkyallee und Zwickauer Damm gehört zum Konzept.

Walter Gropius lässt sich bei seiner Planung durch die räumliche Nähe zum Stadtteil Britz mit Bruno Tauts berühmter Hufeisensiedlung inspirieren. Er will einen an das Hufeisen erinnernden Kreis aus zwölf Hochhäusern schaffen, direkt umgeben von Zeilenbauten und Einfamilienhäusern. Keines der Gebäude soll höher sein als fünf Geschosse.

Zu hoch hinaus

Die Realisierung der Siedlung zwischen 1962 und 1975 sieht anders aus, als von dem Architekten geplant.

1961, kurze Zeit nach der Auftragsvergabe, ist Berlin durch die Mauer geteilt. In West-Berlin werden die Bauflächen an den Stadträndern knapp. Die Lösung? In die Höhe bauen. In der Gropiusstadt entstehen auf engem Raum viele Wohntürme. Das Hochhaus Ideal ist mit 31 Stockwerken noch heute das höchste Wohngebäude Berlins.

Die Fertigstellung der Siedlung erlebt Walter Gropius nicht mehr, er stirbt 1969. Die Siedlung Britz-Buckow-Rudow erhält 1972 offiziell den Namen Gropiusstadt.

Probleme im sozialen Wohnungsbau

Gropiusstadt, die auf dem Papier als ideale Trabantenstadt konzipiert ist, entwickelt sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem viel geschmähten sozialen Brennpunkt.

Zahlreiche Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei: etwa die starke Verdichtung des Wohnraums oder die Mieterstruktur. Und nicht zuletzt die geringe Aufenthaltsqualität der Außenräume. In dem Buch „Wir Kinder von Bahnhof Zoo“ beschreibt Christiane Felscherinow die Tristesse des Ortes, an dem sie aufwuchs. In den 1980er Jahre prägt sich das trostlose Bild der Gropiusstadt ein.

Seitdem hat sich viel verändert. Umfängliche Investitionen in die Infrastruktur machen ab der Jahrtausendwende die Siedlung attraktiver für neue Mieter. Ab 2014 entstehen auf den Grünflächen neue Häuser, bis 2021 sind der Ausbau weiterer Freizeitflächen und die Verbesserung der Barrierefreiheit vorgesehen.

Allein in Berlin gibt es mehr als ein Dutzend Bau- und Kunstwerke von Walter Gropius (1883–1969). Sie entstanden in den Jahren der Weimarer Republik und nach dem Zweiten Weltkrieg. Nirgendwo hinterließ der weltbekannte Architekt ein breiteres Spektrum seines Oeuvres als in seiner Heimatstadt Berlin – seine Entwürfe waren geprägt von Expressionismus, Neuer Sachlichkeit, Klassischer Moderne und Nachkriegsfunktionalismus. Einige seiner Bauten stehen sogar auf der UNESCO-Welterbeliste. 

Unsere Tipps rund um die Gropiusstadt

Einmal im Jahr findet am ersten Sonntag nach Neujahr im Wohnhochhaus Ideal der Tower-Run statt, bei dem die Teilnehmer 465 Stufen bis zur 29. Etage laufen. Zu den sehenswerten Gebäuden in der Gropiusstadt zählt die 1968 eröffnete Walter-Gropius-Schule. Im Baumläuferweg stoßen Sie auf Architektur aus einem ganz anderen Jahrhundert: Die Jungfernmühle von 1757 ist die älteste erhaltene Mühle Berlins. Ursprünglich stand sie in Potsdam und gelangte 1892 über Umwege an den jetzigen Standort in Buckow. In ihrem Inneren begrüßt das Restaurant Jungfernmühle seine Gäste – Reservierung empfohlen! Zwei interessante Sakralbauten befinden sich in der Lipschitzallee: Die 1969 bis 1971 erbaute Evangelische Dreieinigkeitskirche mit drei aufragenden Zackendächern und die 1975 bis 1977 entstandene katholische St. Dominicus-Kirche mit eigenwilligem kegelförmigem Dach. Um einen besonders wichtigen Bau der Berliner Moderne zu sehen, nehmen Sie die U7 bis zur Haltestelle Parchimer Allee, zu Bruno Tauts berühmter Hufeisensiedlung.

Praktische Infos von visitBerlin

Zur Gropiusstadt gelangen Sie mit der U7 (Haltestellen Johannisthaler Chaussee, Lipschitzallee, Wutzkyallee oder Zwickauer Damm). Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin WelcomeCard.