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Theatertreffen 2025 | 10 bemerkenswerte Inszenierungen

Von Gedicht über Hörspiel zu Theaterinszenierung und von Johann Wolfgang Goethe über Georges Perec zu Anita Vulesica, die mit einem spielfreudigen Ensemble „Wandrers Nachtlied“ humorvoll zerpflückt und in überraschenden Kombinationen voller Poesie und Absurditäten wieder zusammenfügt.



1968 schrieb Georges Perec ein Hörspiel, in dem eine Maschine mithilfe von „Programmen“, die Zugriff auf Hintergrundinformationen, Zitate und die Funktionsweise von Sprache haben, Goethes berühmtes Naturgedicht analysieren soll.


Dieses linguistische Experiment, das sich an der damaligen Vorstellung von der Arbeitsweise eines Computers orientiert, wird von Regisseurin Anita Vulesica in ein pseudo-futuristisches Bühnensetting verlegt.


Unter einer „Instanz“ sitzen treppenartig angeordnet drei „Speicher“, die den absurden Anweisungen der unerbittlichen Kontrollinstanz folgen. Sie zählen Versfüße und Strophen, verändern und vertauschen die Reihenfolgen der Wörter und Buchstaben – und begehren nach und nach subtil auf. Brillant gespielt und von Vulesica humorvoll in Szene gesetzt, wird hier nicht nur die analytische Arbeitsweise künstlicher Intelligenz aufgezeigt, sondern auch die Funktionsweise von Poesie offenbart – für die es eben doch Menschliches und menschliche Fehlbarkeit braucht.
Denn gerade, wenn sich die Speicher in der De- und Rekonstruktion des Gedichts verhaspeln, brilliert die Schönheit der Sprache mit ihren unendlichen Möglichkeiten.


Statement der Jury

„Wandrers Nachtlied“: Für den französischen Autor Georges Perec (1936 – 1982) bildete Johann Wolfgang von Goethes wohl berühmtestes Gedicht 1968 die Grundlage für sein Hörspiel „Die Maschine“. Darin kommunizieren keine Menschen, sondern Schaltkreise, zerlegt eine Instanz, „Kontrolle“ genannt, den Text in seine Einzelteile. Vier menschliche „Speicher“ sortieren daraufhin Versfüße, vertauschen Substantive und verschlucken Buchstaben.


Anita Vulesica bringt Perecs linguistisches Experiment mit sechs höchst virtuosen Darsteller:innen voll fiebriger Spiellust auf die Bühne. Dabei folgt die Regisseurin dem Versuch des Autors, die Welt zu systematisieren und zeigt zugleich, dass es in der Zerbrechlichkeit der Worte einen Zauber gibt, der sich jeder Definition entzieht. So entsteht ein Abend aus tanzenden Silben und über Sprache als Material, aber auch über Macht und Widerstand und über das Schweigen als politische Kraft. Ein irrwitziges Vergnügen, durchwoben von Pausen voll schwereloser Stille. Komisch, ernst, trashig und immer wieder in allen Wipfeln innehaltend.


  • Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh von Georges Perec und Johann Wolfgang von Goethe
  • Aus dem Französischen von Eugen Helmlé
  • Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
  • Uraufführung: 12.10.2024

(In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln)


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Zusätzliche Informationen
3sat-Preis an Anita Vulesica 
Dienstag, 6.5. im Anschluss an die Vorstellung


Nachtgespräch mit Publikum
Mittwoch, 7.5.2025 im Anschluss an die Vorstellung


Künstlerisches Team

  • Anita Vulesica – Regie
  • Henrike Engel – Bühne
  • Janina Brinkmann – Kostüme
  • Camill Jammal – Musik
  • Mirjam Klebel – Körperarbeit und Choreografie
  • Susanne Ressin – Licht
  • Phillip Hohenwarter – Video
  • Christian Tschirner – Dramaturgie

Besetzung

Yorck Dippe, Sandra Gerling, Moritz Grove, Daniel Hoevels, Camill Jammal, Christoph Jöde

Termine
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