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Der Band „Drei Arten, Papierdrachen zu falten“ wird von der Übersetzerin und Herausgeberin Julia Veihelmann vorgestellt, da der Autor selbst nicht anwesend sein kann. Es handelt
sich um eine Erstübersetzung ins Deutsche, die Einblick in das Werk
eines wichtigen Autors sowie in eine hierzulande nahezu unbekannte
literarische Strömung gibt.


Aus der chinesischen Postmoderne sind jedoch mehrere Schriftsteller hervorgegangen, deren Werke weite Verbreitung gefunden haben, etwa Yu Hua oder der Nobelpreisträger Mo Yan.


Ma Yuan, Jahrgang 1953, zählt zu den prägendsten Autoren der chinesischen Postmoderne. Seine Erzählungen sind in den achtziger Jahren entstanden, als die Kulturrevolution vorbei und die Experimentierfreude groß war.
Sie sind in der Peripherie der Volksrepublik angesiedelt: in Tibet, im Transhimalaya-Gebirge oder im unwirtlichen Norden Chinas. Eine Figur namens „Ma Yuan“ geht zur Recherche in ein Lepradorf – oder hat sich die Reise doch nur ausgedacht.

Eine Expedition macht sich auf ins tibetische Hochland, um einen vermeintlich gesichteten Schneemenschen und einen sauriergroßen Schafsschädel zu finden. In einem maoistischen Landverschickungslager setzt ein Streit um eine verschwundene Mütze eine Kettenreaktion in Gang.

Die Texte, viele von ihnen autofiktional, sind gesättigt mit Fiktionsbrüchen und Verfremdungseffekten, durchzogen von einem Verwirrspiel um Wahrheit und Lüge. Ihr eigentliches Thema wird oft das Erzählen selbst, das bei Ma Yuan ein diskontinuierliches und gebrochenes ist, ein ‚beschädigtes‘, dem es auf verschlungenen Pfaden gelingt, Verbindungen jenseits der Kausalität herzustellen: etwa solche der Traumlogik oder der Assoziation.
Wieder und wieder führt uns Ma Yuan dabei vor Augen, dass jede Narration auch Lüge und Täuschung ist.

  • Moderiert wird die Lesung von Yingying Song.

Der Autor: Ma Yuan 马原 (bei der Lesung nicht anwesend). Ma Yuan wurde 1953 in Liaoning, Nordchina geboren. Während der Kulturrevolution wurde er zur „Umerziehung“ aufs Land verschickt und an einer Universität für Eisenbahnbau zum Eisenschlosser ausgebildet. Nach der Kulturrevolution absolvierte er ein Studium der chinesischen Literatur und ging dann während der 1980er-Jahre als Radiojournalist in die tibetische Hauptstadt Lhasa. Dort begann er mit der Publikation von Erzählungen und wurde rasch berühmt für seine literarischen Techniken, mit denen er zahlreiche Autorenkolleg:innen seiner Generation beeinflusste. 1989 verließ Ma Yuan Lhasa aus gesundheitlichen Gründen. Er war lange Zeit Professor an der Tongji-Universität in Shanghai und schrieb fürs Radio und fürs Fernsehen. Letzte Romanpublikation: 牛鬼蛇神 („Rindergeister, Schlangengötter“, 2012). Ma Yuan lebt in Xishuangbanna, Yunnan, in den Bergen, wo er zurzeit lokale Legenden sammelt und aufschreibt.


Die Übersetzerin: Julia Veihelmann, 1984 in Stuttgart geboren. Sie hat am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studiert, danach Asienwissenschaften/Sinologie in Berlin, Bochum und Taipei. Drei literarische Publikationen (Unterkunft, Die Grundprinzipien der Navigation, Der dritte Versuch). Sie verdient ihr Geld als freiberufliche Textarbeiterin, unter anderem mit Übersetzungen aus dem Chinesischen und mit Lektoraten. 2023/2024 verbrachte sie ein Jahr in Chongqing, China, wo sie an der Southwest University Deutsch unterrichtete.


Die Moderatorin: Yingying Song, geboren 1986 in Shanghai, siedelte 1992 nach Berlin über. Sie war Jungstudentin mit Hauptfach Klavier an der Hochschule für Musik Hanns-Eisler und schloss das Studium der Rechtswissenschaften mit dem 1. Staatsexamen ab. Sie gewann u. a. den 2. Preis der Deutschen Bahn für junge Musiker und den 2. Preis beim Literaturwettbewerb Literaturort Prenzlauer Berg, und war Stipendiatin der Romanwerkstatt des Literaturforums am Brecht-Haus. Yingying lebt und schreibt in Berlin.

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Teilnehmende Künstler
Ma Yuan
Julia Veihelmann
Yingying Song
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