Berlins lebendigster Friedhof: Der «Alte St. Matthäus Kirchhof» zeichnet sich durch eine lebendige, vielfältige Friedhofskultur aus. Bunte Windräder, private Fotos oder Stofftiere zieren so manche Gräber. Diese Form der Erinnerung berührt, ist aber auch Geschmackssache. Denn die Gestaltung fällt zuweilen kitschig oder sogar verwegen aus.

Gießkannen auf dem Alten St. Matthäusfriedhof

Der Rundgang führt zu historisch bedeutenden Grabmälern wie zu den Gebrüdern Grimm, dem Bildhauer und Architekten der Siegessäule, Friedrich Drake, oder Carl Bolle, einem Berliner Original.

Nebst vielen Ehrengräbern kommt die Tour an pompösen, zum Teil verfallenen Mausoleen vorbei, die unter Denkmalschutz stehen. Jedoch durch eine übernommene Patenschaft bleiben diese erhalten und bekommen eine neue Akzentuierung.

Dieser Weg durch die Grabreihen könnte kontrastreicher nicht sein. Er führt zu den Sternenkindern (Früh- oder Totgeburten), AIDS-Verstorbenen, bedeutenden Bankiers und Ärzten (z.B. Rudolf Virchow) sowie an den Gedenkort der Widerstandskämpfer im «Dritten Reich».

Aufgrund einer Informationsmappe vom Verein «Efeu», der den Schöneberger Friedhof erhalten und fördern will, ließen sich rund 70 homosexuelle Menschen hier zur letzten Ruhe betten. Ein paar Prominenten aus der Schwulen-Szene wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

So mancher berühmte Künstler bleibt hier mit seiner Botschaft in Erinnerung. Rio Reiser, der gerne gemäß seinem Song «König von Deutschland wär», oder Schlagerstar Chris Roberts mit dem Titel «Du kannst nicht immer 17 sein».

Viele Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Und beim «Probeliegen» an seiner künftigen Grabstätte ist auch ein bekannter Film- und Theaterregisseur anzutreffen.

Zum Ende der Führung besteht die Möglichkeit, sich im «Finovo», dem ersten Friedhofscafé Deutschlands, bei Kaffee und Kuchen auszutauschen.

Treffpunkt: Großgörschenstraße 12-14, 10829 Berlin
Referenten: Günter Leitner, Zeithistoriker, Stadtführer, Trauerredner und Dieter Bornemann, Journalist (u.a. queere Presse), Kurator
Kosten: 12 €
Richtet sich an: Erwachsene
in deutscher Sprache

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